Hauzenberg. „Mir ist eine Politik wichtig, die den Menschen – egal welcher Nationalität, Religion oder sexueller Einstellung – in den Vordergrund stellt“, sagt Jutta Koller, Direktkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen im Stimmkreis Passau-Ost. Sie möchte bei der Landtagswahl am 8. Oktober ins Münchener Parlament einziehen.  Ihre Kandidatur hat die 60-Jährige sich lange überlegt und ist nun umso überzeugter davon, dass es an Zeit sei, Vertrauen in die Politik zu schaffen und den Bürgerinnen und Bürgern zuzuhören.

„Grün heißt für mich nachhaltig, ökologisch orientiert, sozial gerecht und demokratisch“, sagt Jutta Koller, Grünen-Direktkandidatin  im Stimmkreis 205. Foto: Koller

Jutta Koller ist in Hauzenberg geboren, wo sie auch heute noch lebt und arbeitet. Die gelernte Textiltechnikerin und selbständige Yogalehrerin hält sich gerne in der Natur auf, zu ihren Hobbys gehören Wandern, Reisen, Kochen, Lesen und Yoga. Mitglied ist sie, die in einer politisch engagierten Familie aufgewachsen ist, in verschiedenen Vereinen. Seit 2019 ist sie Mitglied bei den Grünen, seit 2020 sitzt sie als eine von sechs Mandatsträgern im Passauer Kreistag.

„Dann rechne ich mir gute Chancen aus“

Von der kommunalpolitischen Ebene hinauf in den Landtag, so lautet ihr Ziel. Warum möchten Sie die lokale Polit-Bühne verlassen? Warum streben Sie nach Höherem?

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Ich möchte mich auf Landesebene für meine niederbayerische Heimat engagieren, insbesondere für den Bayerischen Wald. Die lokale Politbühne werde ich nicht verlassen, da ich ja weiterhin mein Kreistagsmandat wahrnehmen werde.

Wie schätzen Sie selbst ihre Chancen für einen Einzug in Bayerns höchstes Parlament ein?

Wenn mir eine ausreichende Zahl von Wählerinnen und Wählern ihre Direkt- und Zweitstimme geben, rechne ich mir gute Chancen aus.

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Was können Sie als in Hauzenberg wohnhafte Politikerin im Falle des Einzugs in den Landtag konkret für die Menschen in Haidmühle, Grainet und Waldkirchen tun? Wie wollen Sie diese Gemeinden stärken?

Wenn ich gewählt bin, werde ich mich für alle Gemeinden meines Stimmkreises 205 einsetzen. Im Kreistag bin ich für die Bereiche Wirtschaft und Tourismus zuständig, die Stärkung dieser Bereiche sehe ich auch für Haidmühle, Grainet und Waldkirchen als wesentlich an.
Nachhaltiger Tourismus ist die Zukunft. Auch kenne ich als Verwaltungsrätin der Kreiskrankenhäuser deren Anliegen und werde mich für eine gute und verantwortungsbewusste Gesundheits- und Pflegepolitik in unserer Region einsetzen.

„In Schule und Bildung wurde zu wenig investiert“

Generell gefragt: Wie „grün“ (im politischen Sinne) sind die Grünen heute eigentlich noch?

Grün heißt für mich nachhaltig, ökologisch orientiert, sozial gerecht und demokratisch. Diese Werte vertreten die Grünen heute genauso wie in der Vergangenheit.

Den Vorwurf, eine Ideologie- und Verbotspartei zu sein, müssen sich die Grünen immer wieder anhören. Was halten Sie dagegen?

So sehe ich das nicht. Ich bin selber ein bodenständiger Mensch und möchte konkret Dinge voranbringen. Ich wäre nicht bei den Grünen, wenn ich diese Möglichkeit hier nicht wahrnehmen könnte.

„Zu wenig Ausbau von Schiene und ÖPNV auch für den ländlichen Raum. Ich komme auch vom Land und weiß, da wäre mehr möglich“, kritisiert Jutta Koller. Foto: Hog’n-Archiv

Welches Zeugnis würden Sie der bayerischen Staatsregierung für die sich zu Ende neigende Legislaturperiode ausstellen? Welches Zeugnis bekommen die Grünen für ihre Arbeit in der Opposition?

Im Bereich der Energiepolitik ist in der letzten Legislaturperiode von der bayerischen Staatsregierung viel versäumt worden. Zu wenig Ausbau von Schiene und ÖPNV auch für den ländlichen Raum. Ich komme auch vom Land und weiß, da wäre mehr möglich. In Schule und Bildung wurde zu wenig investiert. Die Investition in unsere Gesundheitspolitik muss mehr gefördert werden.

Bei der letzten Landtagswahl haben wir 17,5 Prozent erreicht und sind somit die stärkste Oppositionspartei im Landtag. Diese Oppositionsstärke haben wir gut umgesetzt, sonst wäre es z.B. im Bereich Erneuerbare Energien noch weniger vorangegangen.

„Großen Rückhalt der AfD kann ich nicht nachvollziehen“

Wie sehen Sie das Erstarken der AfD und den konstant großen Rückhalt dieser Partei in der Bevölkerung des Bayerischen Waldes? Und: Was muss passieren, dass die Waidler mehr Grüne wählen?

Wer in einem natürlichen Umfeld wie dem Bayerischen Wald lebt, muss großes Interesse daran haben, sich dieses Umfeld zu erhalten. Dies ist gegeben, indem man Grün die Stimme gibt. Das Erstarken der AfD und den konstant großen Rückhalt in der Bevölkerung des Bayerischen Waldes kann ich aufgrund der politischen und programmatischen Ausrichtung dieser Partei nicht nachvollziehen.

Nicht wenige sagen, dass die „große Politik“, also auch die in München, ein Glaubwürdigkeitsproblem hat. Wie sehen Sie das? Und: Was werden Sie als mögliche Landtagsabgeordnete dagegen unternehmen?

Ich werde unsere regionalen Themen in München vehement vertreten. Meine Auffassung von Politik ist geradlinig, ehrlich und verantwortungsbewusst. So vertrete ich es im Kreistag – und so werde ich es auch in München vertreten.

Sie sind eine von wenigen weiblichen Direktkandidaten. Finden Sie, dass Frauen in der Politik generell unterbesetzt sind?

Frauen sind tatsächlich in der Politik und Wirtschaft zu wenig in Entscheidungspositionen vertreten. Ich habe mich immer schon engagiert, bin beruflich selbständig. Wichtig ist, sich zu trauen und zu machen.

Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen. 

die Fragen stellte: Stephan Hörhammer


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