Haidmühle. Der Schock sitzt noch immer tief bei Martin Zellner (parteilos). Zunächst ist Haidmühles Bürgermeister Heinz Scheibenzuber (CSU) zurückgetreten, gefolgt von seinem Stellvertreter Martin Herbst (CSU). Ein wahrhaftiges Beben in der Grenzgemeinde, das es erst einmal zu verdauen gilt. Und bisher steht für Zellner – derzeit der kommissarische erste Mann im Rathaus – nur eins fest: „Ich werde um Heinz kämpfen. Er hat mehr bewegt als alle anderen jemals zuvor und ist ein Vorbild für alle Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung.“

Die Bombe schlug ein in Form einer schriftlichen Rücktrittserklärung am Montag, 4. September. Darin – das berichtet Martin Zellner -erklärte Heinz Scheibenzuber, dass er das Amt des Bürgermeisters mit sofortiger Wirkung niederlegen wird. Die offiziellen Gründe sind bis dato nicht an die Öffentlichkeit gedrungen, auch Martin Zellner hält sich noch bedeckt. Und nicht nur deshalb brodelt die Gerüchteküche in der Gemeinde Haidmühle.
Hat Scheibenzuber gewisse Aufgaben vernachlässigt?
Gerüchten zufolge wurde Scheibenzuber seitens der Bürgerschaft vorgeworfen, dass dieser – paradoxerweise – zu viel Taten statt Worte sprechen ließ. So sei es gang und gäbe gewesen, dass der Bürgermeister beim Bauhof tatkräftig mithilft: beim Bäume schneiden genauso wie bei der Pflege der Kneippanlagen. Und dass der CSU-Politiker ein Faible für Parktickets hat und diese sogar selber kontrolliert, ist auch dem BR nicht entgangen.
Auf der anderen Seite steht allerdings die beinahe schon traditionell angespannte Finanzlage der strukturschwachen Kommune. Zudem gab es im Rathaus zuletzt große personelle Veränderungen, für die Hog’n-Informationen zufolge Scheibenzubers Führungsstil verantwortlich zeichnen soll. Mehr oder weniger sei der Rathaus-Chef, so ist zu vernehmen, mit sanftem Nachdruck zum vorzeitigen Abschied bewegt worden.
Herbst: „Rein gesundheitliche Gründe“
Auch Martin Zellner ist dieses „Leidg’schmatz“ bekannt. Dieser sträubt sich zunächst, sich dazu zu äußern, macht es aber dann doch: „Finanzen und Personal – beides falsch“, verdeutlicht er kurz und knapp. „Die Bürokratie hat den Heinz aufg’haxt. Er konnte einfach nicht mehr.“ Zellner wirkt nicht nur etwas überfordert. Er ist es auch, wie er offen zugibt. „Es geht drunter und drüber“, wie er ohne Umschweife zugibt.
Das liegt auch daran, dass nur mit wenig zeitlichem Abstand nach dem Rücktritt Scheibenzubers auch sein Stellvertreter, Zweiter Bürgermeister Martin Herbst, sein Amt niedergelegt hat. Eine indirekte, zufällige Kausalkette, keine gemeinsame Sache. „Ich wollte Heinz noch unterstützen, solange es geht. Es war aber schon länger geplant, dass ich aufhöre – aus rein gesundheitlichen Gründen. Es gibt keinen Streit“, erklärt Herbst auf Hog’n-Nachfrage. „Mir ist bewusst, dass das alles etwas komisch rüberkommt. Aber ich hätte mir es einfach nicht zugetraut, erster Mann zu sein.“
14 Tage Bedenkzeit für Scheibenzuber
So ist also nun Martin Zellner amtierender bzw. kommissarischer Bürgermeister von Haidmühle. Einen Dritten Bürgermeister gibt es in der Kommune nicht. „Wir haben im Gemeinderat damals gesagt, dass es diesen Posten bei unserer Größe nicht braucht.“ Zellner ist ein sogenannter weiterer Stellvertreter, der nun nach vorne rückt. Für ihn gilt es vordergründig, das derzeit vorherrschende Chaos zu ordnen.
„Heinz hat, das ist rechtlich so vorgeschrieben, 14 Tage Bedenkzeit. Nach dieser Frist wird es eine Gemeinderatssitzung geben, in der wir über einen Rücktritt entscheiden – und aus dem Gremium heraus einen neuen Zweiten Bürgermeister bestimmen, der dann bis zur Wahl übernimmt. Das ist wie bei der Papst-Wahl. Wir gehen erst wieder auseinander, wenn sich jemand gefunden hat“, teilt Zellner weiter mit.
Ist der Rücktritt von Scheibenzuber bestätigt und seitens des Gemeinderats angenommen, muss innerhalb von drei Monaten neu gewählt werden, wie Dr. Frederik Weinert informiert. Der Pressesprecher des Landratsamtes Freyung erklärt zudem, dass nur ein neuer Bürgermeister bestimmt wird. Der Gemeinderat bleibt in der aktuellen Form bis zum Ende der Legislaturperiode 2026 bestehen.
Bürgermeister Heinz Scheibenzuber war für eine Stellungnahme bisher nicht erreichbar.
Helmut Weigerstorfer
Es ist wichtig, eine ausgewogene Perspektive auf die Amtszeit von Bürgermeister Heinz Scheibenzuber zu präsentieren, die über die positiven Äußerungen hinausgeht. Während einige möglicherweise seine Arbeit loben, gibt es auch legitime Anliegen und Kritikpunkte, die während seiner Amtszeit aufgetreten sind.
1. Absetzung des erfahrenen Bauhofleiters: Die erste Amtshandlung von Bürgermeister Scheibenzuber, die darin bestand, einen erfahrenen und fleißigen Bauhofleiter abzusetzen, wurde von vielen Bürgern und Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung kritisiert. Diese Entscheidung könnte dazu geführt haben, dass wichtige Erfahrung und Fachkenntnisse verloren gingen.
2. Hohe Fluktuation in der Verwaltung: Während seiner Amtszeit kündigten alle langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung innerhalb von nur zwei Ja
hren von selbst. Dies wirft Fragen zur Arbeitsatmosphäre und zum Umgang mit den Angestellten auf.
3. Kneippanlagen ohne klaren Nutzen: Die Investition in Kneippanlagen, die möglicherweise keinen spürbaren Nutzen für den Tourismus oder die Gemeinde brachten, wird als Geldverschwendung angesehen. Es ist wichtig, öffentliche Mittel verantwortungsbewusst zu verwenden.
4. Fehlende Finanzkontrolle: Es gab auch Bedenken hinsichtlich der Finanzverwaltung unter Bürgermeister Scheibenzuber. Ein effektives Finanzmanagement ist entscheidend, um die Ressourcen einer Gemeinde effizient zu nutzen und sicherzustellen, dass Steuergelder verantwortungsvoll eingesetzt werden.
5. Versäumnis bei der Kläranlage: Die mangelnde Instandhaltung oder Erneuerung der Kläranlage während seiner Amtszeit wird als schwerwiegender Fehler betrachtet, da dies den Bürgern letztendlich hohe Kosten verursachen wird. Die gestiegenen Baukosten sind ebenfalls ein Grund zur Sorge.
6. Parkplatzwächter, Schneeschaufler und Schubkarrenfahrer: Es wurde auch kritisiert, dass der Bürgermeister sich vermehrt auf Aufgaben konzentrierte, die nicht unbedingt zu den Hauptverantwortlichkeiten eines Bürgermeisters gehören, wie die Rolle eines Parkplatzwächters, Schneeschauflers und Schubkarrenfahrers. Dies könnte die Effizienz der Gemeindeverwaltung beeinträchtigt haben.
7. Vertrauensverlust und Glaubwürdigkeitsprobleme: Die Tatsache, dass der Bürgermeister zurückgetreten ist, wirft Fragen zur Stabilität und zur Führung der Gemeinde auf. Ein Vertrauensverlust und mögliche Glaubwürdigkeitsprobleme können schwerwiegende Auswirkungen auf die Gemeindeverwaltung haben.
Es ist wichtig, dass die Gemeinde und ihre Bürger diese Punkte sorgfältig prüfen und sicherstellen, dass die Zukunft der Gemeinde von einem Bürgermeister geführt wird, der die besten Interessen der Bürgerinnen und Bürger im Blick hat und verantwortungsbewusst handelt. Eine umfassende Bewertung der Amtszeit von Bürgermeister Scheibenzuber ist unerlässlich, um die besten Entscheidungen für die Gemeinde zu treffen.