Schönbrunn am Lusen. Ob von Finsterau aus, direkt von Schönbrunn oder ab Waldhäuser. Egal, welche Route – Franz Schuster kennt jeden Baum, jedes Bächlein, jede Spitzkehre hinauf zum Lusen aus dem Effeff. „Selbst die geringste Veränderung fällt mir sofort auf“, versichert er.
Es gehört für den 59-Jährigen aus Schönbrunnn am Lusen zum Alltag, die markante Bayerwald-Erhebung zu erklimmen – auch wenn er betont, dass jede einzelne Tour etwas ganz Besonderes ist. Der Marsch am vergangenen Sonntag, 4. Juni, nimmt allerdings eine exponiertere Stellung ein: Es war nämlich das 3.000 Mal, dass Franz Schuster seit 1995 den Lusen bestiegen hat.
Für viele nur: „Der Lusengeher“
Eine erstaunliche Zahl, auf die man sich zu einhundert Prozent verlassen kann. Wenn, dann ist sie eher eine Unter- statt eine Übertreibung. Denn Prahlerei und der Name „Franz Schuster“ – das schließt sich gegenseitig aus. Jede einzelne Lusen-Wanderung hat er bis dato akribisch festgehalten – handschriftlich, versehen mit Datum, Uhrzeit und genauer Route. Die entsprechende Auflistung führt er bei seinen Touren mehrfach kopiert stets mit sich, um sie anderen Wanderern zu schenken. Nicht, weil er sich selber ins rechte Licht rücken will, sondern vielmehr um zu bekräftigen, wie besonders „sein“ Lusen ist.
Eindrücke von der 3000. Tour am 4. Juni
„Dieser Berg ist für mich Sport, aber auch Ausgleich. Und zudem ein Ort, wo ich mit anderen Menschen ins Gespräch komme.“ Denn seitdem „da Glala“, so ein Spitzname in Schönbrunn, als Bayerwald-Botschafter der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald auftritt und u.a. auch der BR über seine Leidenschaft berichtet hat, wird er nicht nur erkannt, sondern auch häufig angesprochen. „Für viele bin ich einfach nur der Lusengeher. Sie nennen mich so, wenn sie mich sehen.“ Seine zunehmende Popularität schreckt ihn dabei nicht ab. Im Gegenteil: Franz Schuster ist ein geselliger Mensch, der es genießt, mit anderen zu plaudern.
Aufgrund seiner Verbundenheit zur Natur macht er auch nach 3.000 Lusen-Begehungen seit 1995 klar: „Mir wird das nicht zu blöd. Es wird sogar immer schöner.“ So ist er werktags meist nach Feierabend unterwegs. An den Wochenenden bevorzugt bei Sonnenauf – oder untergang. Oder zu beiden Zeiten. Manchmal besteigt er den Berg sogar dreimal täglich. Im Winter, weil dann im Rahmen längerer Touren nur ausgewählte Pfade begehbar sind. Im Sommer, weil er dann die Atmosphäre zu den unterschiedlichen Tageszeiten genießt. „Ich mag es, wenn viel los ist. Ich bin aber auch nicht böse, wenn ich alleine unterwegs bin.“ Gut eine Million Höhenmeter hat er so eigenen Angaben zufolge bereits gesammelt.
Spinnt der? Die 5.000er-Marke will er noch knacken…
Seine Herangehensweise an eine Lusen-Tour ist dabei seit 28 Jahren immer dieselbe. Das Wetter ist grundsätzlich egal, „nur bei Sturm oder Gewitter bleibe ich zuhause.“ Die Kleidung hält er stets einfach, doch den äußeren Temperaturen angepasst. Hochwertige Wanderschuhe sind Pflicht. Und natürlich dürfen die erwähnten Statistik-Zettelchen nicht fehlen, genauso wie zwei bis drei „Guadl“ (Bonbons) und Tempo-Taschentücher. Das war es dann auch schon. Verpflegung ist nicht nötig. Hat er Durst, stillt er ihn an einem der kleinen Bachläufe. Wasserstellen gibt es rund um den Lusen genug.
„Spinnt der?“, mag sich da der ein oder andere angesichts dieser schieren Lusen-Manie nun fragen. „Nein“, antwortet „da Glala“ gelassen und schmunzelt. „Freilich sagen manche, ich sei nicht normal. Die meisten bringen mir aber Respekt entgegen, was mich sehr freut.“ Und ihn weiter antreibt. Die 5.000er-Marke will er noch knacken. Zudem hat er weitere Berge in seiner Heimatregion im Visier. „Vom Dreisessel bis zum Osser bin ich unterwegs“, sagt er. Doch der Lusen ist und bleibt sein Favorit. „Er ist ein Teil meines Lebens“.
Helmut Weigerstorfer
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