Schönberg/Marktredwitz. Training haben Benedikt Mautner und Fabian Blaschko eigentlich genug. Doch ihr Können am schweren Räumgerät bewiesen sie nun auch fernab jeder Schneeflocke bei der ersten Bayerischen Schneepflugmeisterschaft im oberfränkischen Marktredwitz. Am vergangenen Sonntag holten sie sich dort den Titel.
5.000 Menschen haben ihnen zugejubelt. Das könnte im Winter gerne genauso sein. Aber da sieht es oft anders aus. Da sind die Räumdienste sonst gerne mal eher die Buhmänner, weil jeder seine Straße zu spät geräumt sieht oder den größten Haufen immer ausgerechnet vor der eigenen Einfahrt vermutet. Dabei bewältigen die Schneepflügenden eine herausfordernde Arbeit: Sie müssen raus, wenn es das Wetter vorgibt, um für Vorankommen und Sicherheit zu sorgen. Und hinter ihnen deckt „Frau Holle“ schon wieder den Teer weiß ein…
Vorwärts, rückwärts, millimetergenau
Ziel der Veranstaltung war neben dem sportlichen Wettkampf demnach auch die Information über diesen Dienst am Bürger und seine besonderen Herausforderungen. In Marktredwitz wurde das mit einer großen Schau und einem Familientag kombiniert. Die Kinder waren natürlich begeistert von den orangenen Helden am Unimog. Die hatten am Tag zuvor zwei Trainingsrunden absolvieren können, um einen Parcours möglichst präzise und in geforderter Zeit zu durchfahren.
Angepasst an die Herausforderungen des Winterdienstes gab es enge Passagen durch Absperrungen und geparkten Autofluchten zu durchfahren. Ebenso galt es, um enge Radien und in Sackgassen zu rangieren: vorwärts, rückwärts, millimetergenau. Der Schnee musste in Form von Fässern oder Pyramiden zur Seite oder auf Ablageflächen verschoben werden. „Das waren durchaus ganz praxisnahe Situationen – auch ohne Schnee,“ berichten Benedikt Mautner und Fabian Blaschko einhellig – nur halt mit besserer Sicht, Tageslicht und ohne Eis unter den Reifen. Konzentration und technisches Geschick waren gefragt. Die Bedingungen waren für alle gleich, da der zur Verfügung gestellte „Rennbolide“ von allen 19 Teams aus ganz Bayern genutzt werden musste, anstelle des vertrauten Geräts von zuhause.
Ein wenig Glück gehörte natürlich auch dazu. Und am Ende lagen die Mannschaften alle recht eng beieinander. Nach der ersten Ausscheidungsrunde lagen die Freilassinger noch vorne. Aber die beiden Schönberger blieben beim Kampf der besten Acht am coolsten und landeten schließlich unter großem Jubel ganz vorne – vor den Gastgebern aus Marktredwitz.
Der Ehrgeiz ist geweckt
Neben Urkunde und Pokal durften die Sieger auch Preisgeschenke wählen: Akkuschrauber und Motorsäge ließen die Waidler für einen Kugelgrill links liegen. Statt einem Arbeits- also lieber ein Partygerät. Da hat bei passender Gelegenheit auch das ganze Bauhofteam etwas davon, dachten sie sich. Als Bürgermeister Martin Pichler zum Gratulieren vorbeikam, versprach er gerne das Grillgut für die ausstehende Siegesfeier bereitzustellen.
Außerdem haben sich Fabian Blaschko und Benedikt Mautner für die Deutsche Meisterschaft im September in Koblenz qualifiziert. Der Ehrgeiz ist geweckt. Da es von den Parcours der Wettkämpfe Skizzen und Maßangaben gibt, kann ja schon mal vorab a bissal geübt werden. Und wer weiß: Europa- und Weltmeisterschaften im Schneepflügen gäbe es ja auch noch.
Bleibt noch die Frage zu klären, warum die Meisterschaft eigentlich in der warmen Jahreshälfte stattfindet – und nicht dann, wenn es zum Sportgerät auch das passende „Spielfeld“ in weiß gäbe? Die Antwort ist einleuchtend: „Im Winter“, erwidern die beiden unisono, „haben die Räumdienste Wichtigeres zu tun…“
da Hog’n