Salzweg. Die Eltern kennt man im Normalfall. Auch Oma und Opa – selbst, wenn sie schon länger verstorben sind. Aber dann? In jeder Familie gibt es Erzählungen darüber, was die Vorfahren einmal getan haben. Die kuriosesten Geschichten machen da manchmal die Runde. Halbwissen ist angesagt. Für Fakten sorgen erst sog. Ahnenforscher. Christian Hauer aus Salzweg ist so ein Historiker, der in Archiven wühlt, Standesämter kontaktiert und die Internet-Suchmaschinen befragt. Der 43-jährige Hobby-Genealoge bringt Licht ins Dunkel vieler Stammbäume.
Im normalen Leben ist Hauer im Einzelhandel tätig. Er beschäftigt sich dabei mit den Lebenden und deren Wünsche. In seiner Freizeit stehen die bereits Verstorbenen im Mittelpunkt. Dass er sich irgendwann einmal intensiv mit der Vergangenheit – oft von fremden Personen – auseinandersetzt, war eigentlich nie Inhalt seiner Gedanken. „Für meinen Schwiegerpapa habe ich 2018 zum Geburtstag einen kleinen Stammbaum gemacht“, blickt der 43-Jährige zurück. „Und das ist dann nach und nach ausgeartet. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören.“
Manchmal sind es unliebsame Entdeckungen…
Und es sprach sich schnell herum, was der Salzweger so alles macht. „Viele Familien aus dem Raum Passau sind auf mich zugekommen, haben gefragt, ob ich ihre Vergangenheit erforschen könnte.“ Christian Hauer kann: Rund 25 Abstammungstafeln hat er bisher erstellt. Hinzu kommen sechs Haus- und Hofchroniken sowie fünf Militärchroniken. Ohne grafische Arbeiten braucht er für ein Geschichtswerk zirka 4o Stunden. Er wälzt in Archiven in Passau, Landshut oder sogar München. Eine willkommene, aber etwas unzuverlässige Quelle ist das Internet. Und auch ein kleines Netzwerk mit Gleichgesinnten hat sich Hauer inzwischen aufgebaut.
Die Entdeckungen, die der Einzelhandels-Kaufmann bei seinen Recherchen macht, überraschen ihn und seine Auftraggeber immer wieder selbst. „Eine Familie wusste, dass ein Urgroßvater nur einen Arm hatte. Ich habe dann herausgefunden, dass er diesen im Ersten Weltkrieg verloren hat.“ Freilich, es sind ab und an unliebsame Informationen, die Hauer an Land zieht. Vor allem, wenn es um beide Weltkriege geht. „Bisher hat es aber keine Familie gegeben, die das nicht erfahren oder irgendetwas verschleiern wollte. Ganz im Gegenteil.“
Zurück bis ins 16. Jahrhundert
Drei bis vier Generationen „rückwärts“ zu forschen, sei inzwischen kein Problem mehr. „Ich habe beispielsweise eine Militärchronik mit mehr als einer Million Seiten.“ Mit etwas Glück kann er sogar Verwandtschaftsverhältnisse bis zurück ins 16. Jahrhundert ausfindig machen. Das sind aber eher seltene Momente des Zufalls. Denn immer wieder kommt es vor, dass bereits beim Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert das Ende aller Bemühungen erreicht ist. „Jede Dekade und jede Region hat beispielsweise ihre eigene Schrift und ihre eigenen Ausdrucksweisen. Manchmal muss ich davor kapitulieren.“
Recherchearbeiten von Christian Hauer zum Durchklicken
Als Ausgleich zu den Familiengeschichten beschäftigt sich Christian Hauer auch mit der Historie von prägnanten Gebäuden oder Ortschaften. Seine Ergebnisse dazu veröffentlicht er auf der Facebook-Seite namens „Bayerwaldforschung“. Oder sie werden Teil von Dorf-Chroniken oder sogar Büchern. So geschehen in der Gemeinde Untergriesbach. „Dort ist man immer davon ausgegangen, dass die Ortschaft Kühberg, Hochwiesl, Grögöd und Kappelgarten erst Mitte des 19. Jahrhunderts besiedelt worden ist. Ich habe herausgefunden, dass das bereits im 17. Jahrhundert der Fall war.“ Niedergeschrieben ist das nun im Untergriesbacher Heimatbuch „Der Markt und seine Dörfer„.
Christian Hauer kennt inzwischen nicht nur seine eigenen Vorfahren, sondern hat sich – ganz nebenbei – zu einem Heimatforscher mit beachtlichem Fachwissen entwickelt. Diejenigen Menschen, deren Ahnengeschichte es noch zu entdecken gilt, dürften ihm jedenfalls nicht allzu schnell abhanden kommen…
Helmut Weigerstorfer
Hallo, hast vieleicht auch Unterlagen Ahnenforschungen aus dem Bereich Gottsdorf.
mfg Kornwxl