Saulorn. Franz Weber ist kein emotionaler Typ, der zu Übersprungshandlungen neigt. Ganz im Gegenteil. Selbst wenn ihn in seiner unmittelbaren Nachbarschaft in Saulorn (Gmd. Hohenau) etwas tierisch nervt, bleibt er zunächst ruhig. Jedes seiner Worte wirkt, als würde es innerlich bestens abgewogen und erst dann geäußert werden. Der Schritt an die Öffentlichkeit ist in der Folge für ihn tatsächlich der letzte Ausweg. Der Grund: Er fühlt sich nicht gehört, sondern vielmehr ignoriert. Und vor vollendete Tatsachen gestellt…
Ortstermin in Saulorn. Auf einer Wiese, die sinnigerweise dem Ortsteil „Hinterwiesen“ zugeordnet wird – und Franz Weber gehört. Mit ernster Mine steht der 58-Jährige am Rand der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Immer wieder nimmt er das Wort „Sauerei“ in den Mund, ohne allerdings auf irgendeine Art und Weise die Kontrolle zu verlieren. Sein ausgestreckter Zeigefinger umkreist in der Luft mehrmals ein zirka 250 Quadratmeter großes Areal, auf dem einst Bäume und Sträucher standen, die allerdings „auf Stock gesetzt“ worden sind.
40 Jahre nur Nachteile – und jetzt sind sie weg
Und genau hier liegt der Hund begraben. „Diese Hecke wurde vor rund 40 Jahren bepflanzt, im Rahmen der Flurbereinigung. Ich kann mich sogar noch daran erinnern“, berichtet Franz Weber. Über Jahre hinweg waren die Bäume und Sträucher sich selbst überlassen, wucherten nicht nur sprichwörtlich in alle Himmelsrichtungen. „Es hieß immer: Diese Landschaftselemente sollen erhalten bleiben. Die Anlieger hatten das Recht, die Pflanzen zu stutzen – aber nicht, sie zu entfernen.“
Und jetzt sind sie weg. Nach Angaben von Franz Weber „auf Stock gesetzt“, wie es forstwirtschaftlich korrekt heißt. Seit Ende Februar. Also kurz bevor die Erlaubnis, die jährlich bis zum 1. März gilt, für derartige Fällungen erlischt. Der 58-Jährige wurde darüber nicht informiert oder gar danach gefragt. Zudem, so kritisiert er, wurden drei Bäume abgesägt, die auf seinem Grundstück standen. „40 Jahre hatte ich nur Nachteile mit diesem Gewächs. Und nun, weil die Gemeinde einen Vorteil sieht, sind sie einfach weg.“
„Das ist behördliche Willkür“
Weber hat nämlich erfahren, dass die Gemeinde auf dem kleinen Flurstreifen Rohre und Leitungen verlegen will. Die Bäume und Sträucher standen daher im Weg und mussten gefällt werden. „Das ist behördliche Willkür“, schimpft der Anwohner. Viele seine Nachbarn würden das so einfach hinnehmen – er aber nicht. „Jeder spricht vom Klimawandeln – und dann geschehen von jetzt auf gleich solche Aktionen.“ Franz Weber, der davon ausgeht, dass auch der Rest des zirka 500 Meter langen, bepflanzten Streifens noch weichen muss, fordert: „Das Landschaftselement muss erhalten bleiben.“
Bereits mehrmals hat er deshalb die Verwaltung Hohenaus und auch die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt in Freyung kontaktiert. Der ausführliche Schriftverkehr, der dem Onlinemagazin da Hog’n vorliegt, war jedoch aus seiner Sicht nicht so zielführend, wie er sich das erhofft hatte. „Das ist eher Hinhaltetaktik“. Deshalb hatte er den bereits mehrmals gegenüber den Behördenvertretern angekündigten Schritt, die Medien in dieser Angelegenheit einzuschalten, nun in die Tat umgesetzt. „Ich stehe gerne dafür öffentlich ein“, betont er.
„Sollten wir Bäume von ihm erwischt haben, zahlen wir sie“
Hohenaus Bürgermeister Josef Gais ist auf Hog’n-Nachfrage der Sachverhalt natürlich sofort geläufig. „Ich hätte Herrn Weber bereits angerufen. Mir wär’s lieber, wir sprechen persönlich miteinander.“ Dann allerdings geht der CSU-Kommunalpolitiker doch auch öffentlich näher auf das Anliegen des erbosten Saulorners ein. „Wir haben diese Bäume und Sträucher Ende Februar schneiden lassen – im Rahmen der alljährlichen Heckenpflege. Weil heuer kein so wirklicher Winter war, haben wir das milde Wetter für diese Arbeiten genutzt.“
Immer wieder würden sich Landwirte bei ihm beschweren, dass wildwachsende Äste Kratzer an den Traktoren hinterlassen – oder vielleicht auch mal ein Außenspiegel kaputtgeht. Deshalb würde man hier – das lehrt die Erfahrung – prophylaktisch handeln. „Die Vorgehensweise ist natürlich mit der Unteren Naturschutzbehörde abgesprochen“, betont Gais. Auch, dass im Falle von „Hinterwiesen“ eine größere Fläche abgeholzt wurde, sei mit der Kreisverwaltung abgeklärt. Der Hintergrund: „Dort müssen wir einige Leitungen verlegen.“
Insgesamt, das wird im Gespräch deutlich, ist der Hohenauer Bürgermeister auf Versöhnung mit Bürger Franz Weber aus. „Sollten wir Bäume erwischt haben, die ihm gehören, zahlen wir das Ganze natürlich.“ Gleichzeitig betont Josef Gais aber auch: „Im Herbst, wenn es wieder erlaubt ist, werden wir vielleicht weitere Bäume und Sträucher rausschneiden.“
Helmut Weigerstorfer