Perlesreut. Ohnmacht. Als im August 2022 der Feuerwehrkamerad, Nachbarsbursche, Kumpel, Freund und Sohn bei einem Motorradunfall tödlich verunglückte, blieben in Perlesreut und Umgebung die Uhren stehen. Schockstarre. Auch knapp acht Monate nach dem Schicksalsschlag ist die Fassungslosigkeit über das Geschehene weiter spürbar. Gleichzeitig hat sich aber neuer Lebensmut breitgemacht – „weil da Ande auch ein positiver Mensch war und es nicht gemocht hätte, wenn wir depressiv bleiben“, weiß Roland Grünberger, Vater des Verunfallten, zu erzählen.
„Blessed Wheels“ („gesegnete Räder“) – unter diesem Motto findet am 15. April (ab 12 Uhr, rund um den Sportplatz Perlesreut) ein Fahrzeugtreffen mit Fahrzeugkorso und Zeltparty statt. Es wird gefachsimpelt, gestaunt, gefeiert und dem Motorsport gefrönt. Es findet aber auch eine Fahrzeugsegnung durch Pfarrer Konrad Eichner statt, die dafür sorgen soll, dass die Schutzengel auf den Straßen stets mit dabei sind. Und all das zu Ehren bzw. in Erinnerung an den verstorbenen Biker, der seitdem nicht mehr unter den Perlesreutern weilt, aber – und davon sind alle Beteiligten restlos überzeugt – bei diesem Event gewiss mit Herzblut dabei gewesen wäre.
„Das war seine große Leidenschaft“
„Das war eine gemeinschaftliche Idee“, blickt Johannes Grübl, erster Vorsitzender der FFW Perlesreut, auf die Ursprünge von „Blessed Wheels“ zurück. „Da Ande war ja Feuerwehrmann und auch beim Motorsport-Club. Und wir waren uns auch in seinem Sinne schnell einig, dass wir was machen wollen.“ Ähnliches berichtet auch Alexander Prager, Chef des genannten MSC, den „Bavarian Illest„: „Wir waren da natürlich sofort dabei als es darum ging, wer das Event organisiert. Wir machen das für Ande, der sogar selber schon mal darüber nachgedacht hatte, so ein Treffen zu organisieren.“
Vater Roland Grünberger, der im Hog’n-Gespräch offen zugibt, dass er sich noch immer schwer tut, über jenes tragische Thema zu reden, war zunächst skeptisch. Sein Sohn solle doch in Frieden ruhen – alte, vielleicht schon verheilte Wunden nicht mehr aufgerissen werden. Dann aber gab er dem Ganzen doch seinen Segen. „Weil ich weiß, dass Ande das genau so gewollt hätte.“ Sein Sohn war selbst begeisterter Schrauber, wie er berichtet. Und er war auch gerne bei solchen Treffen mit dabei, um sein außergewöhnliches Auto zu präsentieren. „Das war seine große Leidenschaft.“
Der 56-Jährige hat sich inzwischen sogar dazu entschlossen, aktiv bei der Organisation und Durchführung von „Blessed Wheels“ zu helfen. „Natürlich trauere ich noch“, versucht er sich zunächst dafür zu entschuldigen. „Aber ich sehe diesem Event auch positiv-freudig entgegen. Es ist unfassbar, welche Anteilnahme ich weiterhin erfahre. Und es ist auch schön zu sehen, dass da Ande bei seinen Freunden und Kameraden weiterlebt.“
Walter Röhrl: „Man tobt sich nicht auf Straßen aus“
Selbst sein wohl größtes Idol wird am 15. April nach Perlesreut kommen: Rallye-Legende Walter Röhrl. „Ich habe mehrmals gesehen, dass Ande Bilder von ihm aufn Handy hatte. Als festgestanden ist, dass Blessed Wheels stattfindet, habe ich Walter Röhrl kontaktiert. Und er war sofort bereit, zu kommen.“ Der 76-Jährige, der inzwischen in St. Englmar wohnt, erklärt gegenüber dem Hog’n, warum er ohne langes Nachdenken zugesagt hat.
„Ich nutze jede Gelegenheit, die sich ergibt, um jungen Leuten zu sagen, dass man nicht wie Irre durch die Gegend fahren soll“, macht „der Lange“ deutlich. „Man tobt sich als Motorsportler nicht auf den Straßen aus, sondern auf Rennstrecken – bei Fahrerlehrgängen zum Beispiel.“ Röhrl ist aber bewusst, dass der erhobene Zeigefinger in diesem Zusammenhang nicht viel bringt. Vielleicht sogar das Gegenteil bewirkt. „Meine Motivation ist es eher, die jungen Leute zu beeindrucken.“
Viele Autogramme, viele Gespräche…
Und das schafft, wenn es um vier Räder geht, wohl keiner so wie Walter Röhrl. Rund um „Black Wheels“ wird er, wie er erzählt, in erster Linie einfach anwesend sein. Nahbar, persönlich, aufgeschlossen. Er weiß, dass er viele Autogramme geben wird. Und das ist auch gut so. Denn: „Üblich ist eine Unterschrift auf den Tankdeckel“, berichtet der gebürtige Regensburger. „Die ideale Gelegenheit, um ins Gespräch zu kommen und zu erklären, dass alle aufpassen müssen, dass der Unterschrift auf dem Tankdeckel nichts passiert.“
Der „Star zum Anfassen“ ist aber nicht das einzige Highlight. Neben erwähnter Fahrzeugsegnung und der Zeltparty findet auch ein Autokorso durch den Schmalzdobl statt. Über Perlesreut, Poxreut, Wamberg, der „Drehscheibe“, Ringelai, Empertsreut und Marchetsreut geht es zurück in die Marktgemeinde. Jeder Teilnehmer erhält eine Plakette, die er sich auf die Autoscheibe kleben kann – als Erinnerung, aber auch als Mahnmal. „Den Erlös werden wir übrigens spenden“, sagt Roland Grünberger. „An wen, steht noch nicht genau fest.“ Ande hätte es so gewollt…
Helmut Weigerstorfer