Eging am See. Es war ein Ritt bzw. eine Fahrt auf der Rasierklinge. Alles oder nichts. Schwarz oder Rot. Und die Kremsreiters haben den Jackpot geknackt. In einer Zeit, in der Quads und deren allradbetriebene Verwandtschaft, sog. „All-Terrain-Vehicles“ (ATV), langsam aber sich aus den USA kommend den deutschen Markt eroberten, setzten Peter sen. und jun. voll auf diese Fahrzeuge. Aus dem Trend ist ein Dauer-Renner geworden. Aus „Zweirad Kremsreiter“ wurde „Kremsreiter’s Quad + ATV Ranch„. Und seitdem geht die Post ab in Eging am See. Mit Vollgas!
Doch langsam. Erst einmal die Inbetriebnahme, der erste Gang, die Jungfern-Fahrt, wenn man so will. „Vor ungefähr 30 Jahren“ hat sich Peter Kremsreiter senior, frisch getuned mit dem Meisterbrief, selbstständig gemacht. Wann genau, ist im Rückblick nebensächlich. Er ließ Taten sprechen, nicht Worte. „Mein Papa hat damals mit Zündapps gehandelt. Diese aber auch repariert. Später sind noch Gartengeräte wie Rasenmäher dazugekommen.“ Und das Geschäft florierte. Es lief hochtourig, um im Schrauber-Jargon zu bleiben. Der zweite Gang musste eingelegt werden.
Eine stetige Weiterentwicklung
Dieser hängt vor allem mit Peter Kremsreiter junior zusammen, der mit dem Familienbetrieb aufgewachsen ist. Und als er auch noch im übertragenen Sinne in den geschäftlichen Beiwagen seines Vaters stieg, fasste das Duo einen Entschluss: Weg mit den Mopeds, her mit den Quads und ATVs. „Einen Generationenkonflikt hat es nie gegeben zwischen uns“, gewährt der Junior einen Einblick in den Maschinenraum des Vater-Sohn-Verhältnisses. „Er war immer auf meiner Seite, wenn ich neue Ideen hatte. Und ganz wichtig: Weiterentwicklungen steht er seit jeher offen gegenüber.“
Also ging die schneidige Fahrt der Kremsreiters weiter. Das Risiko, mit den neuwertigen Fahrzeugen aus Übersee vielleicht auf das falsche Pferd gesetzt zu haben, wurde einfach im Rückspiegel zurückgelassen. „Die ersten Quads damals waren kleiner als heutzutage. Generell haben die aktuellen Fahrzeuge nur noch wenig zu tun mit denen von damals. Eigentlich verkaufen wir jetzt nur noch ATVs.“ Quads im ursprünglichem Sinne waren Gefährte für den Ausflug – auf befestigen Straßen, bei schönem Wetter. ATVs hingegen sind inzwischen alltagstaugliche Maschinen, die auch in der Forst- und Landwirtschaft zum Einsatz kommen.
„Zweirad Kremsreiter“ ist Vergangenheit
„Diese Vielseitigkeit, die sich nach und nach durchsetze, ist uns natürlich entgegen gekommen. Denn somit wurde der Kreis unserer potenziellen Kunden immer größer.“ 2000 bezog man das neue, rund 1.000 Quadratmeter große Firmengebäude in Eging am See. Zudem stülpte man sich ein neues Image über: aus „Zweirad Kremsreiter“ wurde „Kremsreiter’s Quad + ATV Ranch“. Weg vom klassischen Schrauber-Dasein hin zum kultigen Fahrzeug-Händler.
Der neue Name – eine Hommage an die Inneneinrichtung der eigenen Heimat, aber auch in Anlehnung an die benachbarte Westernstadt – sowie ein inzwischen zur Tradition gewordenes Quad-Treffen auf dem Firmengelände sorgten dafür, dass die Kremsreiters überregional bekannt geworden sind. Sie stiegen auf in die Formel 1 der Szene, die sich nach und nach in Deutschland etabliert hat – und inzwischen weit über den eigentlichen Nutzen der Quads und ATVs hinausgeht. „Mittlerweile gibt es Vereine, die ähnlich wie Motorradclubs auftreten. Es ist ein wahrer Kult entstanden.“
„Unsere Missionsarbeit hat sich gelohnt“
Die Kremsreiters haben also die richtig Abzweigung gewählt. Aus dem Ein- und späteren Zwei-Mann-Betrieb ist im Laufe der Jahre eine Firma mit acht Angestellten geworden. Man handelt nicht nur mit den Vehikeln, man repariert sie auch. Zudem gibt’s in Eging am See allerhand Zubehör wie beispielsweise Seilwinden zu kaufen. „Unsere Missionsarbeit hat sich gelohnt“, stellt Peter Kremsreiter junior zufrieden fest. Zwischenziel erreicht, wenn auch die wilde Fahrt wohl noch lange nicht endet…
Helmut Weigerstorfer
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„Kremsreiter’s Quad + ATV Ranch“ feiert 2023 das 30-jährige Bestehen. Hier geht’s zum Programm (einfach klicken)