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Bodenwöhr. Sie hat das letzte Wort im Unternehmen. Sie gibt klar die Richtung vor. Und die Männer tanzen nach ihrer Pfeife. Barbara Fuchs steht seit gut fünf Jahren an der Spitze von „FischerHaus„, dem Fertighaus-Spezialisten aus dem Landkreis Schwandorf in der Oberpfalz. Die 42-Jährige hat gelernt, sich in dem nach wie vor von Männern dominierten Gewerbe durchzusetzen – und geht in ihrer Rolle als Chefin und Mutter vollends auf.
Seit mehr als 20 Jahren ist Barbara Fuchs mittlerweile im Betrieb tätig. Als Mitarbeiterin, als Prokuristin, als Geschäftsführerin. Seit 2017 ist die aus Berching im Altmühltal stammende Diplom-Ingenieurin einhundertprozentige Gesellschafterin des Holzbau-Unternehmens, das mit einem Jahresumsatz von 50 Millionen Euro zu den erfolgreichsten seiner Art in ganz Bayern gehört.
Team-Playerin mit Schafkopf-Qualitäten
Doch unter ihrer Ägide haben sich nicht nur die geschäftlichen Entwicklungen überaus positiv gestaltet, sondern hat auch die Zahl der Angestellten stetig zugenommen. Aktuell zählt FischerHaus insgesamt rund 170 Mitarbeiter am Standort Bodenwöhr. Hinzu kommen 20 Handelsvertreter und -vertreterinnen für den Vertrieb. Der überwiegende Teil der Belegschaft ist dabei – wen wundert’s – männlicher Natur. „In der Montage und in der Produktion sind – bis auf zwei Frauen, die im Lager arbeiten – ausschließlich Männer beschäftigt“, berichtet Barbara Fuchs und ergänzt: „In der Verwaltung hält es sich die Waage.“
Als Frau bei den männlichen Kollegen Anerkennung zu finden, war nicht ganz einfach und erforderte in ihrer Laufbahn viel Einsatz und Herzblut, erinnert sie sich. Doch sie sieht sich heute als Team-Playerin, die genau weiß, dass es im Beruf genauso wie im Privatleben darauf ankommt, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Seitdem sie im Chef-Sessel sitzt, musste sie daher bei Entscheidungen bislang nur ein einziges Mal die „Ober-sticht-Unter“-Karte ziehen. „Mein Vater hat mir das Schafkopfen beigebracht“, erzählt sie mit einem Augenzwinkern.
Im Betrieb war sie „früher für alles da“, berichtet Barbara Fuchs weiter. Sprich: Ihre Welt drehte sich von früh morgens bis spät abends um die Weiterentwicklung der Firma. Doch seitdem sie Familie mit Kindern hat und sich vor ein paar Jahren einen Geschäftsführer an ihre Seite holte, ist sie nicht mehr ins Tagesgeschäft involviert, sondern in erster Linie für die strategische Ausrichtung und vertriebliche Aufgaben verantwortlich.
Wir haben uns mit der 42-Jährigen über Frauen in Führungspositionen unterhalten, von ihr erfahren, wer beim Hauskauf das letzte Wort hat, uns nach ihrer Meinung zu Frauenquoten erkundigt – und sie gefragt, was den männlichen vom weiblichen Chef unterscheidet.
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Frau Fuchs: Haben Sie Geschwister? Und falls ja: Sind Sie zufällig unter Brüdern aufgewachsen?
(lacht) Zufälligerweise ja. Ich habe zwei Brüder, einen älteren, einen jüngeren. Ich bin ein Sandwich-Kind. Ich habe in dieser Konstellation bereits in jungen Jahren gelernt mich durchzusetzen. Resolutheit und Stärke sind auch wichtige Eigenschaften in meinem Berufsleben, sonst funktioniert das alles nicht. Frauen in Führungspositionen sind das eine – aber im Baubereich ist das nochmal eine andere Nummer. Da musst du schon das ein oder andere Mal mit harten Bandagen kämpfen.
„Es geht darum, sich Respekt zu verschaffen“
Die ersten vier, fünf Jahre hatte ich im Musterhaus auf dem Firmengelände geschlafen, dass ich die Erste und Letzte im Büro bin. Ich bin teils bis nach Mitternacht im Betrieb geblieben – so groß war mein Ehrgeiz. Ich war mit draußen auf der Baustelle, weil es in der Bauindustrie besonders wichtig ist, vor Ort zu sein. Es geht darum, sich Respekt zu verschaffen – das ist das A und O, wenn man sich mit Kollegen umgibt, die erstens männlich und zweitens doppelt so alt wie man selbst sind.
Sie trauen einem wenig bis gar nichts zu, weil du eine Frau bist. Und weil du jung bist. Da wird man meist auf sehr harte Proben gestellt. Damit bin ich in der Arbeitswelt sehr schnell konfrontiert worden – und es hat daher sicher nicht geschadet, dass ich mit zwei Brüdern aufgewachsen bin. Das war gewiss von Vorteil für mich.
Ist die Baubranche also ein immer noch von Männern dominiertes Terrain?
Ja, definitiv. Was mir allerdings auffällt: Im Vertrieb trauen sich immer mehr Frauen aufs Parkett, was ich gut finde. Früher war ich in diesem Bereich die einzige Frau – unter 20 Männern. Mittlerweile sind es zu einem Drittel Frauen im Team. Die Entwicklung geht dahin, dass sich nun auch Frauen zutrauen, Häuserprodukte zu verkaufen – und das vor allem über die emotionale Schiene. Denn die Männer verkennen tatsächlich oft, dass der Hauskauf eigentlich von der Frau entschieden wird.
90 Prozent unserer Kunden sind Paare, effektiv entscheidet aber meistens die Frau – und zwar aus einem Gefühl heraus. Da stehen Motive wie Sicherheit und Geborgenheit für die Familie im Vordergrund. Der Mann widersetzt sich in der Regel da auch nicht. Für mich sind Frauen also in der Entscheiderrolle – daher ist es gut, sie im Vertrieb zu haben, weil sie häufig mehr Gespür mitbringen und die Angelegenheit nicht rein technisch betrachten, wie das bei Männern öfters der Fall ist.
„Halte nichts von einer Frauenquote“
Was glauben Sie: Wie sehen Männer die Frauen im Baugewerbe?
Frauen müssen doppelt so viel leisten – und sich mit doppeltem Einsatz durchsetzen, dass sie Respekt und Anerkennung seitens der Männer bekommen. Das ist tatsächlich so. Leider. Vielleicht stellt sich dieses Denken um mit den nachkommenden Generationen. Unsere Eltern, Großeltern und Ur-Großeltern wurden so geprägt, dass der Mann derjenige ist, der das Geld verdient. Die Frau war für Kinder und Haushalt da. Das wurde einfach weitergegeben. Mittlerweile denk ich, dass es meine Kinder – zwei Töchter – hoffentlich nicht mehr so schwer haben. Ich denke, dass da ein Wandel stattfinden wird und diese klassischen Rollenbilder überwunden werden.
Ich sehe, dass Frauen etwa auch im Bereich Logistik sehr gut unterwegs sind, wo sie viel Managertätigkeiten und koordinative Arbeiten verrichten. Das haben die Frauen in sich, das kann man nicht wirklich erlernen.
Was halten Sie generell von Frauenquoten innerhalb eines Betriebs?
Ich halte nichts davon, weil man das nicht erzwingen kann. Ich denke da eher leistungsorientiert: Wenn eine Frau in einem bestimmten Fachbereich besser ist, bekommt sie den Job. Wenn ein Man darin besser ist, dann bekommt er den Job. Also unabhängig von Geschlecht und Quoten.
Was unterscheidet den männlichen Chef von der weiblichen Chefin?
Männer in Chef-Positionen entscheiden häufig etwas rationaler. So wie in unserer Firma: Mein technischer Geschäftsführer antwortet gerne in kurzen, knappen Sätzen und weist einen in Gesprächen – im netten, aber bestimmten Ton – auch schon mal darauf hin, auf den Punkt zu kommen. Frauen auf dem Chefsessel sind da in manchen Angelegenheiten womöglich etwas einfühlsamer als Männer.
Aber freilich spielt da immer auch der Charakter mit rein. In unserem Betrieb passt die Mischung sehr gut. Ich bin eher der kreative, extrovertierte und strukturorientierte Part – mein technischer Geschäftsführer ist der rationale Part, der faktenbezogene Umsetzer. Wir wissen, dass wir sehr unterschiedlich sind – doch genau das ist es, was uns zu einem guten Gespann macht. Jeder hat seine Stärken – und wir wissen auch, wo der andere seine Schwächen hat. Dadurch können wir uns gut ergänzen und ausgleichen.
„Ich bin relativ gut strukturiert“
Welche Eigenschaften sollte Ihrer Meinung nach eine gute Chefin haben?
Es geht darum, strukturiert zu arbeiten und den Mitarbeitern so ein Gefühl von Sicherheit und Orientierung zu vermitteln. Es gilt eine klare Richtung vorzugeben und die Leute mitzunehmen. Alle in der Firma müssen stets wissen, was auf sie zukommt. Daher ist es wichtig, offen und zielgerichtet zu kommunizieren.
Pflegen Sie als Chefin ein eher persönliches Verhältnis zu Ihren Mitarbeitern? Oder betrachten Sie es als notwendig, eine gewisse Distanz zu wahren?
Ich sehe die Firma als meine Lebensaufgabe. Sicherlich ist es oftmals schwer, Beruf und Privatleben zu trennen – vor allem, wenn man eher emotional orientiert ist, wie ich. Im Laufe der Zeit lernt man das aber ganz gut. Viele Mitarbeiter kenne ich von der ersten Stunde an, deshalb pflege ich ein sehr offenes und vertrautes Verhältnis. Es ist aber auch wichtig für mich, stets eine gewisse Distanz zu wahren.
Stichwort: Familie. Sie haben zwei Töchter im Alter von drei und zehn Jahren. Wie bringen Sie die beiden Rollen – einerseits Chefin eines großen Unternehmens, andererseits Mutter – unter einen Hut?
Ich bin relativ gut strukturiert. Drei Tage bin ich in der Regel in der Firma oder im Vertrieb unterwegs. Die beiden anderen Tage bin ich meist um drei Uhr nachmittags daheim bei den Kindern. Wir haben eine Tagesmutter, die die Kinder versorgt, wenn ich im Büro bin.
„Komme meist sehr geerdet zuhause an“
Wie gelingt Ihnen das Umschalten von der Chefin zur Mama?
Ich würde sagen: gut. Das ist der beste Ausgleich. Wenn ich einen Tag voller Stress hatte und ich dann nach Hause zu den Kindern komme, ist alles vergessen. Da geistern dann auch keine beruflichen Flausen mehr durch den Kopf, das hab ich mittlerweile abgelegt. Und weil ich arbeitstechnisch über eine Stunde Anfahrts- bzw. Rückweg habe, bleibt genügend Zeit, um den Wechsel vom turbulenten Büro- zum entspannten Familienalltag zu kompensieren. Ich komme meist sehr geerdet zuhause an. Ich habe hier eine gute Balance gefunden.
Vielen Dank für das Gespräch – und weiterhin alles Gute.
da Hog’n