Spiegelau. Als ehemaliger Profi des 1. FC Schweinfurt bestimmte viele Jahre lang das Runde, das ins Eckige muss, sein Leben. Generell ist Fußball seine große Leidenschaft – früher aktiver, jetzt passiver Natur. Denn nach seiner Karriere als Spieler, Spielertrainer und Trainer tritt Michael Miedl nun als Investor im Sportbereich in Erscheinung. Der 42-Jährige baut in Spiegelau, auf dem Gelände des ehemaligen Sägewerkes, eine Indoor-Fußball-Halle mit Sportsbar, Sportartikel-Verleih, Boulderwand, Spielbereich für Kinder und Speedsoccer-Area. „Ich erfülle mir damit einen absoluten Lebenstraum“, macht der gebürtige Schöfweger deutlich.
Ein derartiges Projekt schwirrt schon länger in seinen Gedanken herum. Was lange fehlte, war der richtige Zeitpunkt. Zunächst setzte Miedl voll und ganz auf die Karte Fußball. Er wurde bei den Löwen ausgebildet, absolvierte für Schweinfurt 17 Spiele in der zweiten Liga und war danach noch auf gehobener Amateurebene in Oberbayern und Schwaben aktiv, ehe er als (Spieler-)Trainer in die Heimat zurückkehrte und 2016 mehr und mehr seine Fußballschuhe an den Nagel hing. Danach konzentrierte sich der Diplom-Wirtschafts-Ingenieur auf seinen beruflichen Werdegang als Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater – und auf seine Familie.
„Warum gibt es sowas nicht im Bayerischen Wald?“
Nun, nachdem seine Tochter „aus dem Gröbsten heraus“ ist, hatte der 42-Jährige endlich die Zeit für sein „Herzensprojekt“ gefunden. „Ich habe früher oft selber in solchen Hallen gespielt. Und seit 15 Jahren frage ich mich: Warum gibt es sowas nicht auch bei uns im Bayerischen Wald?“ Demnächst wird sich diese Frage wohl erledigt haben. Läuft alles nach Plan, vielleicht sogar noch im Jahr 2023. Denn Miedl hat seine Idee längst konkret auf den Weg gebracht.
Auf dem Areal des ehemaligen Sägewerkes in Spiegelau wird aller Voraussicht nach bereits im Frühjahr mit dem Bau einer Halle (rund 1.000 Quadratmeter Fläche) begonnen. Im Untergeschoss soll die Fußballhalle samt Umkleiden unterkommen. In der zweiten Etage soll eine Sportsbar, ein Sportartikel-Verleih, eine Boulderwand, ein Spielbereich für Kinder sowie eine Speedsoccer-Area heimisch werden. „Die Investitionssumme möchte ich nicht öffentlich machen, weil sie nur Unmut schüren würde“, macht Miedl deutlich, der insgesamt aufs Tempo drückt: „Der Bauantrag ist eingereicht, am 2. Mai soll der Baubeginn sein.“
Das alte Sägewerk und seine Nachnutzung
Der Standort in Spiegelau ist dabei einerseits das Ergebnis sachlicher Analysen und Berechnungen, andererseits aber auch eine bewusste Entscheidung, in die Heimat zu investieren. „Die Lage ist – direkt am Fuße des Rachels – traumhaft“, betont der 42-Jährige. „Hinzu kommt, dass mir einige externe Fachstellen dazu geraten haben, diesen Ort zu wählen.“ Nach Gesprächen mit Wirtschaftsreferent Johannes Gastinger, der Hans-Lindner-Stiftung sowie seinem Steuerberater befanden sich Hohenau, Riedlhütte und Spiegelau in der engeren Auswahl. „Bürgermeister Karlheinz Roth hat sich dann sehr engagiert. Das war letztlich der ausschlaggebende Punkt.“
Das Oberhaupt des Glasortes schlägt mit der Gewinnung von Michael Miedl als Investor zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits hat „seine“ Kommune künftig ein sportliches Alleinstellungsmerkmal. Andererseits geht die Weiterentwicklung des alten Sägewerk-Geländes, einer unansehnlichen Industriebrache im Ortszentrum, weiter. Nach dem TAZ, der Bank und der Apotheke ist die Indoor-Fußball-Halle das dritte Projekt, das aus dem „Sorgenkind“ nach und nach ein Highlight machen soll – wenn auch drei der ursprünglich 3,6 Hektar weiter auf eine Nachnutzung warten.
Michael Miedl soll einen Domino-Effekt auslösen
„Uns ist es wichtig, ein ganzheitliches Konzept für das Areal zu haben – heißt: Eine nachhaltige Quartiersplanung“, berichtet Karlheinz Roth auf Hog’n-Nachfrage. „Wir sind auf der stetigen Suche nach Partnern, die in diesem Zusammenhang zu uns passen. Michael Miedl ist das Paradebeispiel.“ Der ehemaligen Fußballprofi nimmt mit seinem Projekt eine Art Vorreiterrolle ein – und soll einen Domino-Effekt auslösen. „Durch sein Vorhaben sollen weitere Investoren angelockt werden“, hofft Roth.
Ein Teil des Schandfleckes wird aus der Welt geschafft – alles schön und gut. Aber hat der Bayerische Wald genügend Potenzial für eine Indoor-Fußball-Halle? Für eine Boulderwand, eine Sportsbar? Gibt es in einer Region, in der aufgrund des demographischen Wandels die Fußball-Mannschaften immer weniger werden, genügend potenzielle Mieter der Kicker-Bude? Michael Miedl ist davon überzeugt – basierend auf zahlreichen Gesprächen, die er im Vorfeld geführt hat. „Klar, wegen dem Nationalpark und der Grenze ist das Einzugsgebiet letztlich nur ein Halbkreis. Dieser erstreckt sich aber über Passau und Deggendorf bis nach Cham.“
Weitere Grafiken, die darstellen, wie die „Fußballarena“ aussehen soll
Björn Strahberger, erster Vorsitzender des TSV Spiegelau, ist von der Sinnhaftigkeit überzeugt: „Neben dem Mehrwert für den Ort Spiegelau und die sportbegeisterten Menschen, kann die Halle z.B. auch eine Möglichkeit für die Vereine in puncto Winter-Vorbereitung sein oder auch für Teamabende dienen. Ebenso kann sie die angespannte Belegungssituation der Turnhalle in Spiegelau erleichtern. Grundsätzlich wird durch den Bau das Angebot erweitert. Perspektivisch ist es vielleicht möglich, Kooperationen zu schließen.“
Eine dieser Kooperationen steckt bereits in den Startlöchern. Die Münchner Fußballschule, die in Niederbayern allen voran für ihre Feriencamps bekannt ist, scheint an einer regelmäßigen Nutzung interessiert zu sein, wie einer der Chefs, David Niedermeier, im Hog’n-Gespräch erklärt. „So eine Halle ist natürlich ein tolles Angebot für die Fußballer und Kinder der jeweiligen Region. Sie bringt Menschen zusammen. Auch wir haben Interesse an einer Zusammenarbeit und können uns Trainingseinheiten vor Ort vorstellen.“
Dass das Runde ins Eckige muss, weiß Michael Miedl nur zu gut. Dass das Runde im Eckigen aber auch erfolgreich sein kann, wohl auch…
Helmut Weigerstorfer