Heldengut. Es sind Tage, die Claudia Göttl wohl nie vergessen wird, obwohl sie es möchte. Vor allem der 3. Februar hat sich wohl für alle Ewigkeit ins Gedächtnis eingebrannt. Ende Januar musste ihr Sohn Elias mit einer eitrigen Mandelentzündung ins Krankenhaus. Der Verdacht der Ärzte zunächst: Pfeiffer’sches Drüsenfieber. „Als das Antibiotika dreimal nicht angeschlagen hatte, wurden weiterführende Untersuchungen nötig.“ An jenem 3. Februar erhielten die Göttls dann die Schock-Diagnose: Krebs. „Es hat noch einmal eine ganze Woche gedauert, bis wir wussten, dass es Leukämie ist.“ Für Claudia Göttl und ihren Mann Andreas brach eine Welt zusammen…
„Inzwischen – mit etwas Abstand, vielen Gesprächen und noch mehr Zuspruch – wird’s allmählich leichter. Anfangs waren wir jedoch wie gelähmt“, blickt die 45-Jährige zurück: „Wir hatten Zeit, das Ganze etwas sacken zu lassen. Wir müssen es sowieso hinnehmen, wie es ist. Uns bleibt nur übrig, zu kämpfen.“ Nur, wer selbst Kinder hat, weiß wohl, wie sich die vierfache Mutter in diesen Tagen fühlt.
Ihr Elias, ein gerade einmal 18-jähriger Bursch und rund um seinen Wohnort Heldengut (Gmd. Hinterschmiding) als positiver Lebemensch bekannt, ist schwer krank. Der ansonsten vor Kraft strotzende Hobbyfußballer hat an manchen Tagen nicht einmal mehr die Energie, das Bett zu verlassen. Wäre es möglich, würde Claudia Göttl all das Leid ihres Drittgeborenen auf sich nehmen – gerne sogar mit zigfachem Faktor. Nur, um es ihm zu ersparen.
„Elias ist unendlich stark“
Elias Göttl hat Leukämie, also Blutkrebs. Akute lymphatische Leukämie (ALL) im Fachjargon. Er kämpft mit seinem Körper, um das haben zu können, was in seinem Alter eigentlich normal sein sollte: eine unbeschwerte Jugendzeit, ein optimistischer Blick in die Zukunft, die man sich als 18-Jähriger noch in den buntesten Farben ausmalt. Doch trotz all der Schwere, die nun auf den Schultern der Göttls aufgrund des ungewissen Schicksals des jungen Mannes lastet, sind die doch auch zuversichtlich. „Elias ist unendlich stark. Er ist es, der uns Mut zuspricht“, berichtet seine Mutter.
Obwohl der Auszubildende zum Industriemechatroniker („Er ist derzeit krankgeschrieben – sein Arbeitgeber steht voll und ganz hinter ihm„) momentan durch die Hölle geht, ist er es, der Optimismus verbreitet. „So ist er“, macht seine Mama deutlich. „Selbst wenn es ihm richtig schlecht geht, macht er Blödsinn, um sein Umfeld zum Lachen zu bringen.“
„Blutwerte sind sehr schlecht“
Seit der schockierenden Krebs-Diagnose wird Elias Göttl im Klinikum Passau behandelt. „Seine Blutwerte sind sehr schlecht. Zudem bekommt er eine Chemo“, erzählt Claudia Göttl weiter. Weil sich der Heldenguter in einer sog. Umkehrisolierung befindet, darf ihn nur eine arg begrenzte Anzahl an Personen besuchen. Mama, Papa und Freundin Isabell, die in diesen Tagen für die ganze Familie eine große Stütze bildet, wechseln sich ab. „Manchmal ist er so schwach, dass er kaum reden kann“, beschreibt die Mutter, die deshalb nach Rücksprache mit ihrem Sohn stellvertretend das Gespräch mit dem Onlinemagazin da Hog’n übernimmt, die schwierige Situation. „Er wird wohl erst nach einer möglichen Stammzellen-Spende wieder nach Hause kommen.“
Typisierungsaktion am 4. März in Hinterschmiding
Apropos Stammzellen-Spende. Um einen geeigneten, für Elias Göttl so wichtigen genetischen Zwilling zu finden, haben Freunde und Bekannte eine Typisierungsaktion in Hinterschmiding organisiert. In Zusammenarbeit mit der AKB und der Leukämiehilfe Passau ist jeder, der helfen möchte, dazu aufgerufen, sich am Samstag, 4. März (von 11 bis 16 Uhr) in der Turnhalle des Haidel-Ortes typisieren zu lassen. „Bitte kommen – nicht nur für Elias, sondern für alle Leukämie-Patienten“, lautet der eindringliche Appell von Claudia Göttl.
Auch diejenigen, die sich bereits registriert haben, sind eingeladen zu kommen. Es gibt einen Kaffee- und Kuchenverkauf, mit dessen Erlös die Tests finanziert werden. „Es tut nicht weh und ist kostenlos: Eigentlich muss sich jeder typisieren lassen“, macht die 45-Jährige deutlich. „Gerade die Jungen sind auch bereit dazu. Corona hat das aber in den vergangenen Jahren sehr ausgebremst.“
Im Notfall müssen die Eltern ran
Die Göttls sind trotz der gut drei Wochen alten Hiobsbotschaft guten Mutes. Auch wenn der Weg zurück ins normale Leben nach einer Stammzellen-Transplantation für Elias sehr weit und steinig sein wird – und es zudem nur minimale Chancen gibt, dass tatsächlich auch der richtige Spender oder die richtige Spenderin gefunden wird. Im Falle der Fälle stehen Mama Claudia und Papa Andreas bereit. „Wir sind zwar nicht ideal, haben die Ärzte gesagt – aber besser als nichts.“
Sollte dann Elias wieder gesund sein. Sollte der positive Charakter dann wieder einfach nur leben dürfen. Dann hat Claudia Göttl mindestens einen weiteren Tag, den sie nie vergessen wird – und dann gewiss auch nicht vergessen will…
Helmut Weigerstorfer
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Und noch einmal zur Info: Die Typisierungsaktion für Elias findet am Samstag, 4. März (von 11 bis 16 Uhr) in der Turnhalle Hinterschmiding statt. Dort wird auch Kaffee und Kuchen verkauft. Mit dem Erlös werden die Tests finanziert.