Bayerischer Wald/Jandelsbrunn. Ein Trail, also ein Lauf abseits befestiger Straßen, ist eine große Herausforderung – sportlicher Natur. Die Organisation eines derartigen Events eine noch viel größere Aufgabe – in bürokratischer Hinsicht. Simone (29) und Tobias (29) Jakob sind mit ihrem Vorhaben der lebende Beweis dafür. Das Jandelsbrunner Ehepaar organisiert in diesen Tagen den BAC (Bavaria, Austria, Czech)-Trail, der von 13. bis 20. August auf 420 Kilometern (7.000 Höhenmeter) durch Bayern, Österreich und Tschechien führen soll – und in dessen Vorfeld viele Hürden aus Papier zu meistern sind.
Das Schönste zuerst: Angetrieben von der großen Leidenschaft für Sport – vor allem auf zwei Rädern, sog. Gravelbikes – haben sich die Jakobs dazu entschieden, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. „Tobi, mein Mann, hat in der Toskana an einem Trail teilgenommen und ist vollkommen begeistert nach Hause gekommen“, blickt Simone Jakob zurück. „Weil wir beide eher die Machertypen sind und sich der Bayerwald für derartige Events super anbietet, haben wir uns dazu entschlossen, selber einen Trail zu organisieren.“
„Jeder kann machen, wie er lustig ist“
Die beiden Waidler, die derzeit berufsbedingt noch in Rosenheim leben, jedoch sobald wie möglich in die Heimat zurückkehren möchten, beließen es nicht nur bei Worten. Sie ließen sogleich Taten folgen und stürtzten sich Hals über Kopf in die Vorbereitungen. Eine Route auszuarbeiten war die wohl leichteste Aufgabe, sind doch beide gerne und oft in der Natur unterwegs und kennen sich deshalb gut aus im Dreiländereck. Herausgekommen ist dabei eine Tour, die am Ferienbauernhof Jakob, dem Elternhaus von Tobias, startet – und dann u.a. den Brotjacklriegel, den Arber, den Haidel, den Moldaustausee und den Schwarzenbergschen Schwemmkanal passiert.
„Die genaue Strecke verraten wir dann erst kurz vor dem Event. A bisserl Spannung soll ja bleiben“, macht Simone Jakob deutlich. Absolviert werden können die Kilometer übrigens ganz nach eigenem Gutdünken. Es gibt zwar ungefähr vorgeschriebene Etappen samt Versorgungs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Doch letztlich ist jeder auf sich selbst gestellt. „Ein gemeinsamer Start aller Teilnehmer erfolgt nicht. Es geht nicht um Sieger oder Verlierer. Jeder kann machen, wie er lustig ist.“ Genauso bleibt es jedem selbst überlassen, wie er die Tour meistert. Simone und Tobias Jakob machen es mit einem Gravelbike. Es sind aber alle Fortbewegungsmittel mit „menschlichem Antrieb“ erlaubt.
„Steht am Ende die Null, sind wir zufrieden“
Zunächst ist der BAC-Trail nur ein Versuch. „Klappt alles nach Plan und zu unserer Zufriedenheit, schließen wir eine Wiederholung oder gar eine regelmäßige Austragung nicht aus“, betont Simone Jakob. Geld verdienen sie und ihr Mann nicht mit ihrem sportlichen „Baby“. Ganz im Gegenteil sogar. Das Projekt sei eine Herzensangelegenheit, die im Fall der Fälle sogar etwas kosten darf. „Steht am Ende die Null, sind wir sehr zufrieden.“
Der BAC-Trail – eine gute Idee mit Vorbildcharakter. Das betont auch FRG-Regionalmanager Stefan Schuster, der die Organisatoren unterstützt: „Grundsätzlich begrüßen wir Initiativen dieser Art sehr. Wir sind diesbezüglich auch in Abstimmung mit den Initiatoren. Das Format ist ähnlich gedacht und geplant wie beispielsweise die Heimat-Trails des Regionalmanagements. Es spricht eine relativ breite Zielgruppe an und ist dazu geeignet, die Attraktivität des Bayerischen Waldes entsprechend zu kommunizieren.“ Während die Jakobs Profis in Sachen Routen-Gestaltung und Organisation an sich sind, erhofft sich das Ehepaar vom Landratsamt vor allem Hilfestellung bei Genehmigungen aller Art.
Genehmigungs-Marathon: „Es ist echt heftig…“
Denn: „Es ist echt heftig, von wie vielen Stellen man sich eine Erlaubnis holen muss. Das Abwarten ist nervenaufreibend. Läuft’s schlecht, müssen wir möglich sogar noch einmal die ein oder andere Etappe umwerfen“, berichtet Simone Jakob. Regionalmanager Schuster erklärt dazu: „Um eine derartige Veranstaltung – gerade auch grenzüberschreitend – umzusetzen, ist eine Vielzahl von Genehmigungen erforderlich. Um vor allem Sicherheitsbelangen gerecht zu werden, ist dies aus unserer Sicht selbstverständlich und nachvollziehbar. Nachdem das Regionalmanagement bereits ähnliche Formate umgesetzt hat und als Netzwerkakteur auch über die entsprechenden Kontakte verfügt, verstehen wir es als unsere Aufgabe den Organisatoren beratend zu Seite zu stehen und einen Überblick über die notwendigen Genehmigungen und die zugehörigen Ansprechpartner zu liefern.“
Einige Eindrücke von der geplanten, aber noch nicht vollends veröffentlichen Route des BAC-Trail
Die Bayerischen Staatsforsten haben Informationen der Jakobs zufolge bereits zugesagt, was die Nutzung von Wald- und Feldwegen betrifft. Offen ist noch, ob der Nationalpark Bayerischer Wald sowie die Regierung von Niederbayern ihr Placet geben werden. Von Parkseite ist in Person von Sprecher Gregor Wolf jedoch ein erstes Wohlwollen zu vernehmen: „Die detaillierte Antragsstellung steht noch aus, allerdings kann das Anliegen nach Stand der Dinge von Seiten der Nationalparkverwaltung wohl genehmigt werden. So sind weder zusätzliche Beschilderungen noch Streckenposten geplant. Daneben steht das Naturerleben und nicht ein sportlicher Wettkampf im Fokus.“
Regierung von Niederbayern hält sich noch bedeckt…
Nicht ganz so weit aus dem Fenster lehnen will sich vorab die Regierung von Niederbayern. Sprecherin Katharina Kellnberger teilt auf Hog’n-Anfrage mit: „Ja, der Antrag liegt vor und wird derzeit geprüft. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir dem Ergebnis dieser Prüfung nicht vorgreifen können.“
Noch sind Simone und Tobias Jakob also nicht am Ziel. Doch sind sie es gewohnt, nicht aufzugeben. In sportlicher Hinsicht sowieso. Und auch was den bürokratischen Teil in Sachen BAC-Trail anbelangt, sind sie davon überzeugt, die Herausforderungen zu meistern…
Helmut Weigerstorfer