Die Redaktion der Passauer Donau-Zeitung erkannte sehr schnell, dass sich eine breit angelegte und fortgesetzte Berichterstattung über die Waldkirchner Brandkatastrophe auflagefördernd auswirken könnte. Teil 2 der Hog’n-Trilogie in Zusammenarbeit mit Studiendirektor a.D. Dr. Claus Kappl.
Bereits in ihrer Samstagsausgabe berichtet sie reißerisch auf der Titelseite:
„Ein schrecklicher Brand hat den 6 ½ Stunden von Passau entfernten Markt Waldkirchen heimgesucht. Waldkirchen ist buchstäblich ein Raub der Flammen geworden.(…) Der Markt Waldkirchen, wie Sie wissen, wird durch einen Bach in zwei gleiche Hälften geschieden. Zwischen den Städeln und den Wohnhäusern führt eine schmale Gasse zu den sogenannten Fleischbänken.
„Nach alle Richtungen stoben die brennenden Scheiter“
Am Eingang dieses Gässchens, welches vom weißen Bräuhause, dem Schiferer und Gartinger-Hause begränzt wird, nahm der verhängnisvolle Brand seinen Ausgang. Ein hier befindlicher Holzstoß loderte nämlich um halb 1 Uhr in lichten Flammen (alles deutet auf eine Brandstiftung hin) und verbreitete den Kreis der tiefsten Verheerung rings umher. Nach allen Richtungen stoben die brennenden Scheiter auseinander und zündeten wohin sie kamen“.
Der Verdacht der Brandstiftung wurde wenige Tage später in der Donau-Zeitung erhärtet:
„Man sprach in Waldkirchen schon anfänglich die Vermuthung aus, der Brand rühre von ruchlosen Händen her; ein neuer Vorgang, den uns heut ein Waldkirchner mittheilte, spricht gleichfalls dafür.(…) Von den Feuerwehrpatrouillen fand eine, dass ruchlose Hände die noch geretteten Fässer des dortigen Bräuers, mit Holz und Spänen umgelegt, in Brand setzen wollten, er dadurch neuerdings entfacht werden sollte. Die Thäter, sagte man uns, habe man noch fliehen sehen.“
War es Brandstiftung?
Ob es sich tatsächlich um Brandstiftung gehandelt hat, ließ sich nicht beweisen, förderte aber das Interesse an der Nachricht ebenso wie die Zahl der Todesopfer, auf die in den Ausgaben vom 22. und 23. September 1862 genauer eingegangen wurde:
„Bis jetzt wurde 1 Leichnam verkohlt auf der Straße und 3 erstickt in einem Gewölbe gefunden; erst im Verlauf des heutigen Tages wird bekannt werden, wie viele den Tod durch Feuer fanden. (Die Zahl der Toten beträgt 10, wie wir in unserem gestrigen Bericht bereits gemeldet haben. 7 Leichen haben wir mit eigenen Augen gesehen und 3 sollen noch verschüttet sein – Anm. d. Red.). Zum Bericht vom gestrigen ist Folgendes nachzutragen:
Die Zahl der Verunglückten beläuft sich auf acht. Davon wurden 3 angekleidet im Hausgewölbe erstickt aufgefunden: Legitimationsscheinexpeditor Michael Karl, dessen Tochter und Haushälterin sind verbrannt: Weber Matthias Geretschläger und Theres Prabsky, Bortenmacherstochter, wurden im Friedl’schen Hause, in welchem sie von einem einstürzenden Gewölb verschüttet wurden, als Leichen ausgegraben: Johann Maier von Hintereben, Maria Leitner von Bezenreith und eine Bauerstochter aus Manzing.“
„Gegen 1000 Menschen sind obdachlos“
Nachdem die Berichterstattung über die Brandkatastrophe so große Leserresonanz gefunden hatte, nutzte auch das Waldkirchener Hilfs-Comité die Donau-Zeitung zu einem Aufruf:
„Aufruf! Am Freitag den 19. ds. Mts. gegen 12 ½ Uhr entstand zu Waldkirchen im bayerischen Walde eine Feuersbrunst, welche 125 Wohn- nebst hierzu gehörigen Oekonomiegebäuden in Asche legte. (…) Gegen 1000 Menschen sind obdachlos, die Meisten von Mitteln entblößt und augenblicklich oder überhaupt nicht im Stande, die unentbehrlichsten Nahrungsmittel und Kleidungsstücke sich zu verschaffen. Angesichts dieser schrecklichen Katastrophe, welche Waldkirchen betroffen und der außerordentlichen Noth, die schleunige Abhilfe erheischt, stellen die Unterzeichneten an edle Menschenfreunde die Bitte, Nahrungsmittel, Kleidungsstücke oder Geldspenden (…) zu übersenden. Sämtliche verehrliche Zeitungs-Redaktionen werden ersucht, diesen Aufruf in ihren Blättern Raum zu geben. Das Hilfs-Comité“
Dr. Claus Kappl
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Im dritten Teil geht der ehemalige stellv. Schulleiter des Waldkirchener Gymnasiums auf die solidarische Hilfe ein, die die Waldkirchener Brandopfer erfuhren.