Zwiesel. Sie will das Rathaus der Glasstadt zur Showbühne machen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten aber im positiven Sinne. Denn wer glaubt, Entertainerin Gloria Gray könne keine seriöse Politik machen, der irrt. Die 56-Jährige führt dies jedoch auf ihre ganz eigene Art und Weise aus. Und ist zudem kein unbeschriebenes Blatt in diesem Bereich – als einstige Bürgermeister-Kandidatin und aktuelle Kreisrätin. Im Hog’n-Interview stellt sich die Schauspielerin, Sängerin, Autorin und Unternehmerin näher vor…
Mit Kraft, Zeit und Leidenschaft
Bitte stellen Sie sich zunächst einmal vor.
Gloria Gray, 56, aus Zwiesel, ledig, Kreisrätin seit März 2020; meine unterschiedlichsten Projekte sind für mich Beruf, Arbeit und Hobby zugleich. Ob als Autorin, Veranstalterin, Unternehmerin oder Performerin – wenn ich mich für ein Projekt entschließe, dann gebe ich mich mit ganzer Kraft, Zeit und Leidenschaft hin.
Warum wollen Sie Bürgermeisterin der Stadt Zwiesel werden?
Weil ich meine Heimatstadt Zwiesel mit all meinen Möglichkeiten, Talenten, Ideen und Kontakten sehr gerne bereichern und endlich wieder beleben und attraktiver machen möchte.

Weil Gloria Gray keiner Partei angehört, mussten die Zwieseler Bürger im Rahmen einer Unterschriftensammlung ihrer Nominierung erst zustimmen. Foto: Gray
„Die zukünftige Seele der Glasstadt“
Warum sind Sie die richtige Bürgermeisterin für die Stadt Zwiesel? Welche Qualifikationen bringen Sie Ihrer Meinung nach mit, die für das Amt des Bürgermeisters nötig sind?
Partei-Freiheit, viel Lebens-Erfahrung sowie Erfolgs-Geschichte(n). Mit Gloria Gray hätten wir über Nacht eine deutschlandweit bekannte Persönlichkeit, ein Zugpferd an der Rathausspitze. Als neue Gallionsfigur nicht nur ein bekanntes Gesicht, sondern auch die zukünftige Seele der Glasstadt. Für Zwiesel braucht es über den politischen Alltag hinaus eine kreative Person, die überregional vernetzen und vielseitig gestalten kann. Ich mag Herausforderungen und bin als erfolgreiche Geschäftsfrau darauf spezialisiert, aus schlechten Voraussetzungen das Beste herauszuholen.
„Es ist Zeit für ein neues Image, einen Neustart“
Wie schätzen Sie Ihre Konkurrenz ein? Wen würden Sie wählen, wenn nicht sich selbst?
Alle vier Herren machen einen netten Eindruck, ihre Wahlprogramme ähneln sich in vielen Punkten. Anfangs hatte ich bereits einen Favoriten. Mittlerweile ist es aber ein anderer, da ich in der Wahlkampfzeit von beiden ein neues Bild bekommen habe. Wer es ist, behalte ich aber für mich.
Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass Franz Xaver Steininger sich nicht mehr zur Wahl des Bürgermeisters stellt?
Seine Entscheidung finde ich richtig. Es ist Zeit für ein neues Image, einen Neustart für Zwiesel. In den vergangenen Jahren ist zu viel Unschönes aus dem Rathaus heraus entstanden – und hat leider deutschlandweit negative Presse für unsere Stadt gebracht. Herrn Steininger wünsche ich alles Gute für seinen weiteren Lebensweg.
Neue Alleinstellungsmerkmale und Sehenswürdigkeiten
Zuletzt ist politisch ja etwas Ruhe eingekehrt in der Glasstadt. Wie schaffen Sie es, dass es weiterhin so bleibt – und weiterhin Sachpolitik auf der Tagesordnung steht?
Seit mehr als 30 Jahren arbeite ich als selbständige Unternehmerin weltweit sehr erfolgreich in den unterschiedlichsten Projekten und Ebenen. Teilweise in Teams von über 100 Beteiligten. Unabhängig von der einzelnen Meinung und diversen Diskussionen geht es aber letztendlich um die Sache, um das gemeinsame Ziel – nämlich das Projekt nach vorne zu bringen. Profis wissen das und verhalten sich auch dementsprechend – egal, ob Theater, Film, Buch, Kunst oder eben Stadtprojekte. Im aktuellen Falle wäre es mein Herzens-Projekt: Zwiesel!
Zwiesel hinkt seinen früheren Glanzzeiten etwas hinterher. Wie schaffen Sie es, die Stadt wieder aufblühen zu lassen? In welchen Bereichen wollen Sie schwerpunktmäßig ansetzen? Welche ganz konkreten Dinge müssen in absehbarer Zeit angepackt und umgesetzt werden?
Über die Verwaltung und das übliche Tagesgeschäft hinaus muss zukünftig viel mehr und vor allem bessere Marketing-und Pressearbeit sowie ein Gros an kulturellen Veranstaltungen für Jung & Alt in und für Zwiesel stattfinden. Ebenso brauchen wir neue Alleinstellungsmerkmale, Anziehungspunkte und Sehenswürdigkeiten. Wie wir wissen, hat die Stadt kaum einen finanziellen Spielraum, trotzdem sehe ich folgende Punkte mit viel (gemeinsamer) Eigeninitiative/Bürgerinitiative durchaus umsetzbar:
Viele konkrete Ideen – kurz- und langfristige
Schnelle Maßnahmebeispiele, die wir alle sofort spüren:
- Events/ kulturelle Veranstaltungen (generationsübergreifend) wie z.B. Nacht-Flohmarkt, Street-Art-Festival, Live-Entertainment, Partys, Rathaus-Clubbing/ Tag der offenen Rathaustüren, Ausstellungen in leerstehenden Geschäften, Weihnachtsmarkt im Stadtpark mit „lebender Krippe“ u.v.a.m
- Schönstes Bushäusl im Bayerwald – am Zwieseler Stadtplatz
- Streichel-Zoo im Stadtpark
- Boulplatz hinter der Glaskapelle
- Wochenmarkt am Stadtplatz
- Bequeme Bänke am Stadtplatz
- Ideen-Schmiede-Zwiesel“ – mit allen theoretisch & praktischen Kunst-und handwerksschaffenden Leuten
- „Z-Town“ für Jugendliche
Langfristige Maßnahmebeispiele, über die Jahre:
- Gläsernes Rathaus – als Attraktion die Fassade verglasen, das Innenleben transparent machen
- Spezielle Zebrastreifen – in Stadtplatzmitte: aus Marmor, bunt/ Regenbogen vor Schule
- Den Zwieseler Stadtpark inkl. Jahnstadion (teil- und zeitweise) in einen (Winter- wie Sommer-)Erlebnispark verwandeln – Naturfreibad, Konzerte, Verbesserung des Kinderspielplatzes, Steichel-Zoo, Weihnachtsmarkt, Schlittschuhlaufen, Eisstockschießen,
- Kultur-Zentrum/ Veranstaltungshalle
- Zum Thema erneuerbare Energie und Speichertechnologie fände ich es sehr interessant, eine Art „BürgerEnergy“ zu gestalten.
- Bürgersolar oder Bürger(wasser)Kraft verbrauchernah zu erzeugen und Gewinne in der Stadt zu halten; evtl. sogar eine Genossenschaft gründen, bei der sich Bürger bei der Entstehung z.B. eines Wasserkraftwerkes finanziell beteiligen können und bei Gewinn natürlich auch beteiligt sind.
- (Teil-)Überdachung am Stadtplatz
- Den oberen Stadtplatz (Kriegerdenkmal, Deutscher Rhein, ehem. Brunner Metzger) zu einem tatsächlichen Stadt-PLATZ gestalten
Verkürzung der Amtszeit: „Ja!“
Ideen zur Vermarktung und Wiederbelebung typischer Zwieseler Eigenschaften und Alleinstellungsmerkmale, wie z.B.:
- Den kulturellen Bestand, wie (beispielsweise) den „Zwieseler Fink“ weiter fördern und ausbauen
- Unseren Waldpropheten Mühlhiasl/ Stormberger kultivieren und wieder aufleben lassen (Ausstellungen, Führungen, Theaterstücke, Merchandising etc.)
- Den Luftkurort Zwiesel und seine fantastische „GoldQuelle“-Trinkwasser-Qualität hervorheben
- Die Pferde-Stadt Zwiesel etablieren
- Die Ehrenbürgerschaft & das Goldene Gästebuch der Stadt Zwiesel aktivieren – u.a. mit prominenten Gästen, die nach Zwiesel eingeladen werden
- Das Goldvorkommen und Goldwaschen in unserer Region (ehem Goldgräberstadt Zwiesel) vermarkten.
Ist eine verkürzte Amtszeit und somit die Rückkehr in den üblichen Wahlturnus angedacht?
Ja, damit Zwiesel auch da wieder in die Spur kommt und sich u.a. den extra Verwaltungsaufwand und die damit zusammenhängenden Kosten sparen kann.
„Wo Gloria ist, ist automatisch auch Zwiesel“
Als mögliche Bürgermeisterin müssten Sie Ihren eigentlichen Beruf verlassen. Wie schwer fällt Ihnen das? Und: Ist eine Rückkehr nach zunächst mindestens sechs Jahren ohne Weiteres möglich?
Da ich in der Kunst-und Kulturszene seit Jahren fest etabliert bin, wäre das für mich kein Problem. Außerdem bin ich der Meinung, dass das eine das andere nicht ausschließt. Im Gegenteil: Die Bürgermeisterin und die Künstlerin würden sich gegenseitig ideal ergänzen und fördern. Die Gewichtung muss natürlich stimmen und das Amt an erster Stelle stehen. Wo Gloria ist, ist automatisch auch Zwiesel.
Sie haben drei Wünsche für Zwiesel frei – welche sind dies?
Erstens: Das erste und einzige „Gläserne Rathaus“ der Welt zu gestalten. Zweitens: Aus unserem schönen, aber völlig unterschätzten und an Möglichkeiten vernachlässigten Stadtpark einen Erlebnis-Park gestalten. Drittens: Aus dem oberen Stadtplatz einen tatsächlichen Stadtplatz schaffen.
Abschließender Blick in die Zukunft: Wie steht Zwiesel nach Ihrer ersten Amtsperiode da?
Ziel ist, dass Zwiesel seinem vormals guten Ruf als berühmte, belebte Glasstadt wieder gerecht wird und Besucher nicht mehr enttäuscht sind, wenn sie in die Stadt fahren.
die Fragen stellte: Helmut Weigerstorfer
Die bis dato vorgestellten Mitbewerber um das Amt des Zwieseler Bürgermeisters:
- Karl-Heinz Eppinger (SPD): Der Wintersporterl, der sich selber wählt
- Harald Haase (CSU): Eifriger Teamplayer mit sportlichem Hintergrund
- Thomas Kagerbauer (PWG): Er will Schatzsucher sein, kein Defizitfahnder
- Jens Schlüter (Grüne): „Luchs“, der gejagte Naturbursche