Viechtach. Die gestiegene Bedeutung des nachhaltigen Fortbewegungsmittels Fahrrad im Bayerischen Wald hervorzuheben. Die Notwendigkeit, das teils noch sehr rudimentär vorhandene Fahrradnetz im ländlichen Raum weiter auszubauen und das überregionale Radwegenetz zu verbessern. Die Lust aufs Fahrrad fahren generell bei den Menschen zu wecken – auf all diese Punkte wollte die Kampagne des Viechtacher Jugendrats binnen der vergangenen beiden Jahre aufmerksam machen. Ein Einsatz, der nun belohnt wurde, denn: #VitRadelt ist mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis ausgezeichnet worden.
„Der Preis kam für uns sehr überraschend, weil wir ja doch eine eher ländlich geprägte, kleine Kommune sind“, teilt Viechtachs Stadtjugendpfleger Marco Lorenz gegenüber dem Hog’n begeistert mit. „Daher freut es uns umso mehr, wenn wir offenbar auch mit größeren Projekten mithalten können“, sagt der 41-Jährige und ergänzt: „Die jungen Leute in Viechtach haben sich den Preis absolut verdient, weil sie sich die letzten beiden Jahre über so für ihre Kampagne eingesetzt haben.“ Die Auszeichnung sei nicht nur eine Anerkennung für den bestehenden Jugendrat, sondern auch für all die vorhergegangenen Gremien, die sich für das Thema Nachhaltigkeit engagiert hatten.
„Dachten schon, das wird wohl nichts mehr“
Mit #VitRadelt habe man gerade zur Corona-Zeit „ins Schwarze getroffen, weil man da besonders gemerkt hat, dass mit dem E-Bike ein weiteres wichtiges Element in Sachen Mobilität hinzugekommen ist“, berichtet Marco Lorenz weiter und fügt hinzu: „Es wäre wichtig, dass der ÖPNV in unseren Breitengraden auch das Fahrrad mitdenkt. Denn wir können noch so gut aufgestellt sein – unsere Gegend ist einfach zu ländlich geprägt, als dass man alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen könnte. Daher wird das Fahrrad immer einen Schnittpunkt hierzulande bilden.“
Die Bewerbung um den Klimaschutzpreis sei auf Anraten von Landrätin Rita Röhrl und Gudrun Reckerziegel, Koordinatorin für Kommunale Entwicklungspolitik im Landkreis Regen, zustande gekommen. Nach einiger Zeit schauten dann Mitarbeiter der Landesagentur für Energie- und Klimaschutz (LENK) in Viechtach vorbei, um sich vor Ort einen ersten Eindruck zu verschaffen. Ein Zeichen dafür, dass man es in die engere Auswahl geschafft haben könnte. „Dann haben wir wieder lange nichts gehört – und wir dachten schon, das wird wohl nichts mehr“, erinnert sich Lorenz. Als er im Urlaub weilend plötzlich mehrere Glückwunschanrufe erhielt, stand fest: Der Jugendrat (bestehend aus elf Mitgliedern zwischen 14 und 21 Jahren) gehört zu den Preisträgern, von denen aus insgesamt 63 Vorschlägen am Ende drei ausgewählt wurden.
„Mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis würdigen wir besonderes Engagement für den Klimaschutz. Ich freue mich über die tollen und vielfältigen Initiativen für mehr Klimaschutz, die wir in diesem Jahr auszeichnen. Klimaschutz ist ein Mitmach-Projekt. Den Klimawandel meistern wir nur gemeinsam. Gelebter Klimaschutz ist ein entscheidender Faktor für eine klimafreundliche Gesellschaft“, wird Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber in einer Pressemitteilung zitiert. Er hat am Donnerstagabend in der Kaiserburg Nürnberg die Auszeichnungen verliehen. Eine unabhängige Jury aus Mitgliedern des Bayerischen Klimarates hatte die Preisträger des 2021 erstmals ausgelobten Wettbewerbs zuvor ausgewählt.
„Potenzial, dass man weiter damit arbeitet“
Im Rahmen der #VitRadelt-Kampagne initiierten die Viechtacher Jugendlichen in den vergangenen Jahren verschiedene Aktionen, um das Thema Fahrrad fahren in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen. So wurde unter anderem eine Fahrraddemo auf der Viechtacher Umgehungsstraße („Critical Mass“) organisiert, ein Pop-Up-Radweg auf der Mönchshofstraße errichtet, eine Fahrrad-Reparaturstation installiert, ein Dirtpark in Eigenregie geplant und umgesetzt, das zur Kampagne gehörige Logo designt, eine Fahrradtour durchgeführt und ein Infoblatt mit Tipps zum Fahrrad fahren erstellt.
„Die Kampagne hätte Potenzial, dass man weiter damit arbeitet – aber das entscheidet der nächste Jugendrat, der wiederum für die Dauer von zwei Jahren gewählt wird“, informiert Marco Lorenz. Doch zunächst darf sich das amtierende Gremium über das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro sowie ein dazugehöriges Video, das die bisherige Arbeit der Initiative #VitRadelt verdeutlicht, freuen.
Stephan Hörhammer