Freyung-Grafenau/Passau. Es ist eine Entscheidung, die aus Sicht des Geldinstitutes getroffen werden musste. Vorstandsmitglied Christian Stocker gibt gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n „Personalmangel und veränderte Strukturen“ als Gründe an. Es ist aber auch ein Schritt, der innerhalb der Bevölkerung – allen voran in den betroffenen Ortschaften – für Diskussionen sorgt. Die VR Bank Passau eG hat jüngst beschlossen, dass zum 1. Dezember die Standorte Haag, Straßkirchen und Schaibing (alle Lkr. Passau) aufgegeben werden. In Hinterschmiding (Lkr. Freyung-Grafenau) wird die Geschäftsstelle ebenso geschlossen, eine sog. SB-Filiale bleibt jedoch erhalten.

Glück im Unglück hat die Gemeinde Hinterschmiding: Die Geschäftsstelle im Hauptort wird zwar geschlossen, Geldautomat und Kontoauszugsdrucker (Selbstbedienungsfiliale) bleiben allerdings erhalten.
Die Reaktionen der Hog’n-Leserschaft auf jenes vierfache Bank-Aus im Bayerwald fällt überwiegend negativ aus, wie im Rahmen einer entsprechenden Umfrage auf der Facebook-Seite des Onlinemagazins festzustellen ist. „Wieder ein Einschnitt mehr bei einer Serviceleistung. Die immer älter werdenden Generationen werden sich bedanken. Da machen nicht viele Online-Banking, weil sie es nicht können oder wollen (…) Personalmangel kommt nicht aus weiterem Himmel. Wenn man will, kann man dem frühzeitig entgegenwirken“, schreibt etwa ein User.
Ein anderer meint: „War doch erwartbar: Erst die Fusion. Für Salzweg, Thyrnau, Straßkirchen, Kellberg bereits die Zweite. Und dann zählt nur noch die Gewinnoptimierung. Traurig und nicht das, wofür Genossenschaftsbanken gegründet wurden.„
„Ausgangspunkt ist eine dezentrale Struktur“
In der Tat schneiden sich in Augen vieler Außenstehender diese Filial-Schließungen mit dem weitläufigen Verständnis einer Genossenschaft. Einerseits möchte die Volks- und Raiffeisenbank Passau natürlich weitere Mitglieder (= Genossen) dazugewinnen, um Einlagen zu generieren. Andererseits verabschiede man sich in Haag, Schaibing und Straßkirchen von der breiten Masse, dem Volk. Wie passt das zusammen?

„Wir ziehen uns aus der Fläche keinesfalls zurück“, betont VR-Bank-Vorstandsmitglied Christian Stocker. Foto: VR Bank Passau eG
Wohlklingende PR-Texte auf der VR-Bank-Website wie „Unsere Beratung zeichnet uns aus: Denn Genossenschaftliche Beratung orientiert sich an Werten wie Nähe, Vertrauen, Transparenz und Partnerschaftlichkeit. Diese Werte bilden das starke Fundament unserer Arbeit“ oder „Ausgangspunkt unseres Handelns ist unsere dezentrale Struktur. Unsere regionalen Mitgliedsinstitute sind fest in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben vor Ort eingebunden“ erscheinen durchaus gegenläufig zu dem, was sich in verschiedenen Orten unmittelbar vor der Haustüre abspielt.
Christian Stocker, Vorstandsmitglied der VR Bank Passau eG, sind all diese (negativen) Stimmen bekannt. Er sieht sich daher in der Pflicht, Aufklärungsarbeit zu leisten und einige Dinge ins rechte Licht zu rücken. Die Beantwortung eines ausführlichen Fragenkataloges – darunter eine Bitte um individuelle Stellungnahme zu oben genannten Leser-Meinungen – lehnt er allerdings aus Zeitgründen ab.
„Kann verstehen, was die Leute denken und sagen“
Vielmehr bevorzugt er ein Telefonat mit der Hog’n-Redaktion, in dem er vermehrt allgemeine Informationen verkündet: „Wir ziehen uns aus der Fläche keinesfalls zurück. Aber die Strukturen – u.a. durch das Online-Banking – haben sich verändert. Hinzu kommt Personalmangel. Deshalb ist eine gewisse Beratung nur noch in den Kopfstellen wie beispielsweise Freyung möglich, die von allen Orten aus schnell erreichbar sind.“
Weiterhin, betont Stocker, stehe die genossenschaftliche Beratung im internen Leitbild ganz oben. „Diese ist aber qualitativ noch hochwertiger, wenn wir sie in den Hauptstellen anbieten, wo mehr Manpower zur Verfügung steht.“ Kündigungen in Folge der Schließungen wird es nicht geben, verspricht das Vorstandsmitglied, dem mehr als 400 Mitarbeiter unterstellt sind. Ganz im Gegenteil. „Wir sind weiter auf der Suche.“ Weitere Fusionen wird es genauso wie weitere Schließungen nicht geben.
Alles in allem zeigt Christian Stocker Verständnis für die Diskussionen in Folge des vierfachen Bank-Filialen-Aus in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau. „Ja, ich kann verstehen was die Leute denken und sagen“, betont er. Gleichzeitig macht er deutlich: „Man muss aber auch uns als Betrieb verstehen, der die Zukunft im Auge behalten muss.“
Helmut Weigerstorfer