Bodenmais/Unterfilzbach. Wenn man es sich einfach machen möchte, ist das Rezept ganz schnell erklärt: Man nehme ein bisschen Eberhofer und springe somit auf diesen (erfolgreichen) Zug auf, durchmische es mit etwas Kluftinger, der ebenfalls ein Renner ist – und fertig ist Hansi Scharnagl. Dieser fiktiver Charakter ist der Hauptakteur in „Las Vegas in Unterfilzbach“. Der Titel stammt von Eva Adam, einer gebürtigen Bodenmaiserin, und ist Ende Juli im Luzifer-Verlag erschienen. Doch ganz so simpel, wie eingangs konstruiert, ist es dann doch nicht – und würde dieser Geschichte keinesfalls gerecht werden.
Schrill, laut, auffällig bunt – diese Beschreibung passt natürlich zu Las Vegas. Und so lässt sich auch die Aufmachung des Buches kurz und knapp zusammenfassen. Beim Blick auf das Cover erwartet man eine schräge Geschichte – verstärkt wird das Ganze mit der Einordung der Autorin als „Krimikomödie“. Also doch ein typischer Eberhofer? Also doch eher eine Komödie als ein Krimi? Ja und Nein! Es kommen sowohl die Leser, die auf leichte Unterhaltung aus sind, zu ihrem Spaß. Aber auch die, die es etwas spannender mögen…
Eher Komödie als Krimi? Ja und Nein!
Hans Scharnagl befindet sich mit seiner Frau und einem befreundeten Pärchen im Urlaub in den USA. Den Abschluss dieser Reise bildet ein Besuch der Wüstenstadt Las Vegas. Über Umwege lernen die Niederbayern dort Casino-Besitzer Charly Woodforth, in seinem früheren Leben als „Stüberl-Karl“ in Unterfilzbach bekannt, kennen. Kurze Zeit später kehrt eben jener inzwischen extrovertierte Ami in sein Heimatdorf zurück – und baut sich direkt neben den Scharnagls eine Villa. Dieses Heimat-Comeback steht aber unter keinem guten Stern. Erst stirbt Woodforth‘ Freundin Scarlett, eine gebürtige Österreicherin, die eigentlich Uschi heißt, dann segnet auch Karl bzw. Charly das Zeitliche – beide unter keinen natürlichen Umständen, was zunächst nur Scharnagl erkennt, der im großen Finale den Täter stellen kann…
Der Hauptermittler im Falle von „Las Vegas in Unterfilzbach“ ist kein Polizist, sondern ein durch und durch neugieriger Bauhof-Mitarbeiter namens Hansi Scharnagl. Generell kommen die Charaktere etwas übertrieben daher. Die jüngste Tochter der Scharnagls heißt Indira und studiert in den USA. Die ältere ist Friseurin und verkörpert wohl die Tussi schlechthin. Hansi junior ist ein ganz normaler Bursche, der im Fußballverein spielt. Scharnagls Ehefrau Bettina ist eine biedere Hausfrau, die alles für die Familie tut – aber dennoch im Laufe des Buches auf Kur nach Bad Füssing geht. Sehr zum Leidwesen ihres Mannes. Es werden viele Klischees bedient, fast schon etwas zu viele. Doch ist nicht genau das das reale Leben?
Man erkennt sich wieder
Das jüngst erschienene Werk ist bereits der fünfte Band der Serie. Das heißt aber nicht, dass Vorwissen nötig ist, um sich zurechtzufinden. Es werden zwar immer wieder Querverbindungen zu früheren Fällen von „Sherlock Scharnagl“ hergestellt – jedoch nicht so tiefgehend, dass man in diesem Teil nicht mehr weiterkommt…
Generell schafft es Eva Adam, dass man das Buch – egal ob lustige oder spannende Phasen – nicht weglegen kann. Das Leben des Bauhof-Detektiven zieht Leserinnen und Leser in den Bann. Weil man sich wiedererkennt in vielen Lebenssituationen. Aber auch, weil die beiden Mordfälle und deren Aufklärungsweise überaus interessant sind.
Unterfilzbach, den Ort des Geschehens, gibt es natürlich nicht wirklich – genauso wie alle Charaktere frei erfunden sind. Aber wohl jeder, der in Niederbayern wohnt, findet seinen Wohnort, seine Nachbarn und vielleicht sogar sich selbst in diesem Buch wieder. Da ist die Dorfrascht’n, die alle nervt, aber deren Informationsquelle gerne angezapft wird. Da ist auch der örtliche Fußballverein, der eigentlich nur von der Hoffnung auf bessere Zeiten lebt. Der ganze normale Wahnsinn also…
Das Fazit
Für den leidenschaftlichen Krimi-Leser ist „Las Vegas in Unterfilzbach“ auf den ersten Blick – Stichwort: Schrilles Cover – eine Hürde. Doch der Schein trügt. Die inneren Werte zählen nicht nur bei Menschen. Und so schafft es Eva Adam mit Hansi Scharnagl auf verblüffende Art und Weise, Komödie und Krimi zu verbinden. Das Ergebnis ist ein durchaus lesenswertes Werk mit viel Lokalkolorit.
Rezension: Helmut Weigerstorfer