Schönberg. Nicht nur ein Tränchen musste er verdrücken, als er vor wenigen Tagen die rot leuchtenden Plakate mit der Aufschrift „Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe – alles muss raus!!! “ ins Schaufenster hängte – das gibt Alexander Frimberger offen zu. Nach 13 Jahren gilt nun das Aus des Schönberger Buchladens als besiegelt. Eine Institution am Marktplatz wird ihre Pforten am Ende des Monats schließen. Der Grund ist dabei wenig überraschend.
„Die Leute sparen“, teilt Alexander Frimberger auf Hog’n-Nachfrage mit gedrückter Stimmung mit. „Das hat mit den allgemeinen Preissteigerungen zu tun – und bei Artikeln, die nicht unbedingt notwendig sind, spart sich’s eben am ehesten.“ Die gestiegenen Energie- und Benzinkosten, die Inflation, die die Lebenshaltungskosten in die Höhe treibt – „klar, dass man da auf solche Dinge wie Bücher verzichtet“.
„Dann lohnt sich’s für uns einfach nicht mehr“
„Wir waren immer happy, dass wir uns in einem relativ kleinen Ort wie Schönberg behaupten konnten“, blickt der 58-Jährige zurück. „Die Leute haben immer mitgezogen und haben treu bei uns eingekauft.“ Diese Zeiten sind nun vorbei. „Ich werde nicht der letzte sein, der sein Geschäft zumacht. Viele Branchen sind derzeit betroffen, viele müssen schließen“, zeigt sich Frimberger, der den Laden im Juni 2009 gemeinsam mit seinem ehemaligen Geschäfts- und Schriftstellerkollegen Lothar Wandtner eröffnete und zuletzt mit seiner Frau Susanne geführt hatte, realistisch.
Der Schritt sei nicht mehr vermeidbar gewesen. „Auch eine Übernahme des Geschäfts durch andere ist nicht in Frage gekommen“, sagt der Schönberger, der zu seinem Vermieter stets ein gutes Verhältnis gepflegt habe. „Er würde die Mietkosten bis Ende des Jahres sogar noch so lassen, wie sie sind; aber wenn wir im nächsten Jahr weiter machen würden, müsste er mit der Miete stark nach oben gehen, um die gestiegenen Energiepreise zu kompensieren. Doch dann lohnt sich’s für uns einfach nicht mehr.“
Der Bücherbestand – Frimberger verfügt eigenen Angaben nach mittlerweile über das „größte Antiquariat Niederbayerns“ mit zehntausenden Büchern – wird nun nach und nach aufgelöst. 50 Prozent Rabatt gewährt er seinen Kunden in den kommenden vier Wochen bis zur endgültigen Geschäftsaufgabe auf alle Waren (Tee, Teegeschirr, Cds, DVDs, Grußkarten etc). „Da hängt das Herz dran – und wenn man’s verkaufen muss, ist das traurig.“
„Lebbe geht weider“
Um seine eigene Zukunft macht er sich hingegen wenig Sorgen. „Ich bin Journalist, da geht einem die Arbeit nie aus – da werde ich schon was finden“, gibt er sich zuversichtlich. Zudem möchte er weiter Bücher schreiben. Er will es mit den Worten der einstigen Trainer-Legende von Eintracht Frankfurt, Dragoslav Stepanović, halten: „Lebbe geht weider.“
Stephan Hörhammer