Mainburg. Es gibt Bands, die ergeben auf den ersten Blick nicht wirklich viel Sinn. Auch auf den zweiten oder dritten nicht. Ab dem vierten ändert sich vielleicht die Lage dann doch noch. Oder es ist schlichtweg egal – weil man merkt, dass die Frage nach dem Sinn nicht mehr so wichtig ist. Das bayerische Duo „Hunzgrippe“ ist so ein Fall. Mit ihrem zweiten Album namens „Into the Woid“ melden sich Michael Schurr und Roland Frank bereits ein Jahr nach ihrem Erstlingswerk „Sparifankerl“ zurück. Von Rock, Metal und Punk über Indie, Singer/Songwriter- und Ska/Reggae-Einflüsse ist für jeden und jede etwas dabei, versprechen die beiden. Von Falco bis Foo Fighters.
Im Mai 2021 erschien euer Debüt-Album „Sparifankerl“ und ihr habt einiges an sehr guten Pressestimmen dafür erhalten. Was hat sich seitdem denn alles getan?
Michi: Ich denke sehr viel: Wir haben mittlerweile eine Live-Band um ums geformt und werden ab Herbst erstmalig live spielen. „Into the Woid“ ist im August erschienen und wir hoffen, dass dann unsere Musik sich weiter verbreitet und wir den Konzertbesuchern viel Freude bereiten werden – zum Mitsingen, denke ich, sind unsere Lieder dann doch recht tauglich (lacht).
„Erlaubt ist alles, was uns so gefällt“
„Sparifankerl“ entstand über einen Zeitraum von mehreren Jahren, während „Into the Woid“ in einem Fluss entstand – ich denke das hört und spürt man auch. Mittlerweile machen wir noch mehr selbst: Roli, der für unsere Produktionen verantwortlich ist, hat dieses mal auch selbst gemastert, was wir beim Debüt noch ausgelagert hatten.
Roli: Nach der Veröffentlichung von „Sparifankerl“ hatten wir gleich mit den Arbeiten an „Into the Woid“ begonnen. Es verging eigentlich keine Woche, wo wir uns nicht Songideen hin und her schickten. Ich spielte dann die instrumentalen Rohfassungen bei mir im Keller ein. Michi kam etwa einmal im Monat vorbei und wir nahmen noch die Vocals auf.
„Sparifankerl“ war bereits musikalisch sehr vielseitig – inwieweit hat sich euer Sound, eure Produktion, euer Songwriting verändert hinsichtlich des Albums „Into the Woid“, das hörbar wieder sehr, sehr vielseitig ist?
Roli: Ich hatte mich während der Pandemie vermehrt mit Mischen und Mastern beschäftigt. Dadurch ist der Sound noch differenzierter und klarer geworden. Beim Songwriting gingen wir nach bewährtem Muster vor. Erlaubt ist alles, was uns so gefällt. Die Bandbreite reicht hier von Depeche Mode über NDW bis Slayer. Dieses Mal kamen aber mehr 80er Jahre Synthesizer zum Einsatz. Bei einem Song steuerten erstmals meine Kinder die Vocals bei.
Michi: Aus meiner Sicht ist das Songwriting noch abwechslungsreicher geworden, die Texte noch ausgefeilter und die Botschaften dahinter weiterhin genau so versteckt wie bei unserem Erstling. Es bleibt eine Herausforderung, sich mit „Hunzgrippe“ musikalisch auseinanderzusetzen. Unser Ziel, keine Grenzen zu setzen und trotzdem einen roten Faden zu bewahren, ist einen Schritt näher gerückt. Ich glaube, dass Fans von Falco bis hin zu den Foo Fighters unser Zeug für sich entdecken können – auch wenn sie vielleicht ein paar Anläufe dazu brauchen. Textlich ist es an manchen Stellen sogar etwas derber geworden, manchmal gewollt trivialer, passend zum jeweiligen Musikpart. Ich denke, dass die textliche und musikalische Achterbahnfahrt weitere Loopings bekommen hat.
Von Falco über Bob Marley bis Nena
Von welchen Acts seht ihr euch musikalisch beeinflusst? Auch im Vergleich zum Debüt?
Michi: Für mich textlich sicherlich weiterhin der Mix aus Falco und Greg Graffin – und musikalisch alles, was handgemacht ist. Dieses mal trauen wir uns ja auch noch mehr – doch weiterhin gelten unsere Lehrmeister als unsere Haupteinflüsse. Falco, Bad Religion, The Clash bis hin zu ganz anderen Granden wie Bob Marley oder auch mal – Achtung – witzige Dance-Sachen wie sie bei Deichkind stattfinden: „Denk über deinem Flaschenrand“, wie wir in „Breggalhuastn“ singen.
Roli: Neben den bereits von Michi genannten Bands würde ich noch Iron Maiden und The Cure mit aufnehmen. Vor allem bei einigen Gitarren und Bass Parts. Bei den Synthesizer-Parts dachte ich oft an 80er Sounds wie z.B. bei Nena.
Kommen wir zu den Texten: Was sind eure Themen auf „Into the Woid“?
Michi: Alles von heiter bis wolkig. Auch Roli hat dieses mal zwei Texte fast allein beigesteuert, das spannt den Bogen der Varianz nochmal ein Stück weiter auf. Auf „Into the Woid“ finden sich ernste wie lustige Themen. Es geht auch um private Erlebnisse – etwa bei „Eskalier“: Der Titel handelt davon, als ich als Jugendlicher aus einem Sessellift gefallen bin. Aber es geht auch um Umwelt und den Rückblick auf das, was die letzten zwei, drei Jahre hier auf der Welt passiert ist…
Roli: Es geht um falsche Entscheidungen, aber auch um die Verarbeitung, dass ich manche Biere, die in einer grünen Flasche abgefüllt sind, nicht ausstehen bzw. trinken kann.
Wacken und Mallorca im Visier
Zu „Into the Woid“ seid ihr offizieller Klimapartner der Umweltschutz-Organisation „Grow my Tree“ geworden. Wie kam es, dass eine Band Klimapartnerschaften eingeht?
Michi: Unsere Idee bei diesem Album ist im Kern: Je verkauftem Album wollen wir einen Baum pflanzen lassen – das geschieht in Zusammenarbeit mit der Umweltorganisation „Grow my Tree“ in Berlin, die wir nach Vorstellung unserer Idee für die Umsetzung begeistern konnten. Tatsächlich kam sehr schnell die Zusage, was uns sehr freut! Wir sind nun offizieller Klimapartner einer bekannten Umwelt-Organisation, die Bäume dort setzt, wo sie – weltweit – am meisten gebraucht werden.
Wir würden uns riesig freuen, wenn Menschen das Album kaufen, da sie dadurch aus einem eigenen Bandprojekt ein Gemeinschaftsprojekt machen – jeder kann helfen, jeder kann aktiv werden, jeder Beitrag hilft insgesamt. Und Bäume kann man eigentlich nicht genug haben…
Roli: Umweltschutz ist bei mir zuhause ein wichtiges Thema. Als mir dann Michi von „Grow my Tree“ erzählte, konnte ich mich sofort dafür begeistern.
Wie ihr vorher ja erklärt habt, hat sich nun eine Live-Band gebildet, damit ihr auch endlich euer Programm auf die Bühnen bringen könnt. Mit wem passt ihr live denn zusammen auf eine Bühne?
Roli: Überall, wo noch handgemachte Rockmusik aufgeführt wird und mindestens vier Steckdosen vorhanden sind. Ich freu mich vor allem auf Open Airs nächstes Jahr. Ich hoffe, dass hier wieder alles stattfinden kann. Leider hat die Pandemie bzw. die Regierung einige Veranstalter in den Ruin getrieben.
Michi: Ich würde gerne im Vorprogramm von Falco auftreten, was sich mutmaßlich eher als schwierig gestalten wird. Generell: Ich denke, dass wir sowohl in Wacken rocken, als auch Menschen in Mallorca mit echter Musik als Musikexoten einheizen könnten. Man sieht ja am Chart-Einstieg mit „Reif für die Insel“ in den Top100 der Mallorca-Mega-Charts, dass nichts unmöglich ist.
Was wäre die Welt ohne Socken?
Ihr habt „Into the Woid“ im Vergleich zum ersten Album ja recht schnell nachgelegt. Was ist denn künftig zu erwarten? Arbeitet ihr an neuen Songs? Wird es musikalisch Veränderungen geben?
Michi: Die Marke „Hunzgrippe“ verspricht: Erwarte das Unerwartete.
Roli: Mit Michi arbeite ich ständig an neuen Songs. Einige passen eher nicht zu Hunzgrippe, sondern eher in unsere englischsprachige Punk Rock-Vergangenheit. Mal schauen, was wir aus denen machen. Dadurch, dass wir mittlerweile als Band fungieren, wird das ein oder andere Bandmitglied auch ins Songwriting eingreifen.
Eure Videos kommen allesamt durch lustige Sockenpuppen dargestellt daher, die euch als Band imitieren. Wie kam es dazu?
Michi: Ich hatte Kontakt zu einem Sockenpuppen-Animator in Litauen aufgenommen. Er hat basierend auf unseren Texten und Übersetzungen – natürlich sprechen die meisten Litauer nicht Bairisch – wunderbare Animationen mit seinen Puppen gemacht, die wir mit jeder Vorab-Single des Albums ins Spiel bringen.
Roli: Das war auch wieder eine Idee von Michi. Anfangs war ich eher skeptisch, aber als dann das erste Video aus Litauen kam, fand ich’s doch ziemlich cool. Was wäre die Welt ohne Socken?
Gutes tun für die Umwelt – und Band
Welche Message habt ihr abschließend für eure Fans?
Roli: Bestellt das Album unter www.hunzgrippe.de. Ihr pflanzt damit einen Baum für die Welt und tut der Umwelt und vor allem der Band Gutes.
Michi: Kauft das Album, holt euch LP, CD oder Download oder am besten alles zusammen. Schöne Produkte, die noch besser klingen als der Erstling und optisch auch einiges zu bieten haben.
Schönes Schlusswort. Wir wünschen weiterhin: Ois Guade!
Interview: da Hog’n