Regen. Von „erheblichen Problemen“ für die stationäre Krankenhausversorgung im Landkreis Regen berichtet die Führungsetage der Arberlandkliniken. Zwei Jahre Corona-Pandemie, die mit vielen staatlichen Eingriffen in die Gesundheitsversorgung und einer erheblichen Mehrbelastung einzelner Bereiche in den Kliniken verbunden waren, hätten ihre Spuren hinterlassen, wie einer aktuellen Presseaussendung der Einrichtung unter Vorstand Christian Schmitz und Verwaltungsratsvorsitzender Rita Röhrl zu entnehmen ist.

„Wie die Bayerische Krankenhausgesellschaft Anfang dieser Woche in einer Pressemitteilung kommuniziert, bestehen diese Probleme nahezu an allen bayerischen Kliniken“, heißt es weiter. Im Rettungsdienstbereich Straubing, zu dem auch der Landkreis Regen gehört, könnten zwischenzeitlich fast alle Akutkliniken bei weitem nicht mehr die Behandlungskapazitäten für stationäre Patienten anbieten, wie dies noch vor der Pandemie Anfang 2020 der Fall gewesen sei. Auch in den Arberlandkliniken hätten personalbedingt in den vergangenen zwei Jahren die Behandlungskapazitäten immer wieder reduziert werden müssen. „Von den jeweils 166 Planbetten Maximalbelegung können zwischenzeitlich an beiden Kliniken meistens nur noch weniger als 130 Patienten pro Standort gleichzeitig versorgt werden.“ Die Gründe hierfür seien vielfältig, jedoch für die Klinikverantwortlichen aktuell nicht beinflussbar.
Starre Verordnung, Fachkräftemangel
Mit den kurz vor der Corona-Pandemie eingeführten Pflegepersonaluntergrenzen seien erstmals gesetzlich pflegerische Mindestbesetzungen in der stationären Krankenhausversorgung eingeführt worden, die von den Kliniken verpflichtend einzuhalten seien, da ansonsten finanzielle Strafzahlungen drohen würden. Die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung gebe eine Mindestanzahl an Pflegekräften vor, die die Kliniken in den jeweiligen Bereichen – unterteilt in Tag- und Nachtschicht – vorhalten müssten, um die Arbeitssituation der Pflegekräfte zu verbessern und die Qualität der Versorgung zu erhöhen. Bereits ab 2018, so teilen die Arberlandkliniken mit, wurde als Vorbereitung auf die Pflegepersonaluntergrenzen an beiden Kliniken mehr als 20 Prozent mehr Pflegepersonal in den bettenführenden Bereichen eingestellt, da dies von Anfang an als limitierender Faktor bei den Behandlungskapazitäten erkannt worden sei. „Die Regelungen der Pflegepersonaluntergrenzen sind sehr starr und bieten für die Verantwortlichen leider keinerlei Handlungsspielraum.“

Verstärkend wirke in den vergangenen zwei Jahren auch eine sehr deutlich erhöhte Ausfall – bzw. Krankheitsquote bei den Mitarbeitern im Klinikbereich, eine deutlich erhöhte Anzahl von Pflegekräften, die in Elternzeit gehen und diese auch deutlich verlängern, sowie der allgemeine Verlust von Mitarbeitern in den Pflegeberufen, die teilweise sogar die Branche komplett wechseln. „Auch wenn dies einen deutschlandweiten Trend darstellt und die Arberlandkliniken die Auswirkungen lange Zeit kompensieren konnten, ist nun festzustellen, dass der Fachkräftemangel mittlerweile erhebliche Auswirkungen auf die stationäre Krankenhausversorgung auch in den Arberlandkliniken hat“, steht in der Aussendung weiter geschrieben.
„Mittlerweile muss man sich bei anderen Kliniken einreihen“
Zwischenzeitlich sei es regelhaft der Fall, dass die im Rettungsdienstbereich Straubing angesiedelten Akutkliniken teilweise über Tage nicht von den Rettungsdiensten in den verschiedenen Fachbereichen angefahren werden könnten, da die Behandlungskapazitäten nicht ausreichten und die Kliniken bei der Leitstelle abgemeldet seien. „Noch vor etwa drei Jahren war dies in den Arberlandkliniken so gut wie nie der Fall, mittlerweile muss man sich jedoch bei den anderen Kliniken einreihen, die ebenfalls regelhaft Abmeldungen bei der Rettungsleitstelle tätigen müssen.“
Dies bedeute auch, dass bayernweit und auch in Niederbayern regelmäßig die Situation auftrete, dass Patienten nicht in ihrem Heimatkrankenhaus versorgt werden könnten, sondern mit prinzipiell alltäglichen Krankheitsbildern in deutlich weiter weg gelegene Kliniken gefahren werden müssten, damit sie überhaupt eine stationäre Behandlung erhalten könnten. Gleichzeitig würden jedoch immer wieder auch Patienten aus Landshut, Kelheim oder Regensburg an eine der beiden Arberlandkliniken gefahren, wenn dort freie Behandlungskapazitäten vorhanden seien.
„Uhr steht schon lange auf fünf nach zwölf“
Die Klinikleitung bitte daher um Verständnis bei der Bevölkerung, dass aktuell von Seiten der Ärzte sehr intensiv abgewogen werden müsse, ob eine stationäre Behandlung in einer der beiden Kliniken tatsächlich notwendig sei – oder ob eine Notfallversorgung und anschließende ambulante Weiterbehandlung zu keinem schlechteren medizinischen Ergebnis führen würde. „Ärzte und Pflege bemühen sich nach Kräften darum, dass diese Auswirkungen für die Patienten und die Bevölkerung nur sehr wenig spürbar sind“, ist der Mitteilung zu entnehmen. Wichtig sei der Klinikleitung jedoch auch, dass auf diese deutschlandweiten Probleme klar aufmerksam gemacht würden, „da die Uhr in diesem Bereich mittlerweile nicht mehr auf fünf vor zwölf, sondern schon lange auf fünf nach zwölf steht“.

In beiden Arberlandkliniken erfolgten regelmäßig Abstimmungen zwischen den beiden Ärztlichen Direktoren Dr. Christian Pötzl und Dr. Günther Schmerbeck und Pflegedienstleitung Angela Schwarz. „Wir versuchen der aktuellen Situation soweit wie möglich gerecht zu werden. Unsere Bestrebungen sind darauf ausgerichtet, unsere Patienten entsprechend ihrer aktuellen Situation bestmöglich zu versorg en und wir bitten bei immer wieder entstehenden Wartezeiten um Verständnis“, werden die Verantwortlichen gleichlautend zitiert.
da Hog’n