Habischried. Herrmann Keilhofer weiß, wovon er spricht. Seit 42 Jahren ist er Feuerwehrmann, seit 1998 Kreisbrandrat (KBR) und somit erster Wehrler im Landkreis Regen. Zudem war er mehr als zwölf Jahre als Erster Kommandant der Stadtfeuerwehr Regen tätig. Der 59-Jährige hat also schon einiges gesehen, was Brände, Unfälle oder ähnliches betrifft. Aus diesem Grund darf man seinen Worten durchaus Glauben schenken – zumal der Regener nicht zur Übertreibung neigt. Im Gegenteil: Er ist für seine sachliche Art bekannt. Rund um den Brand des Charm Hotels in Habischried (Gmd. Bischofsmais) hat sich der Kreisbrandrat den Hog’n-Fragen gestellt.
„Beides ist uns gelungen“
Herr Keilhofer, zunächst einmal ganz allgemein: Wie blicken Sie auf den Einsatz in Habischried zurück?
Bereits beim Alarm, als ich das Haus verlassen habe, war schon klar, dass da draußen nix mehr zu holen ist. Der Feuerschein war weithin sichtbar. Während der Anfahrt hat man bereits erkannt, dass ein offener Brand vorliegt, dass das Dach schon geöffnet ist. Beim Eintreffen hat sich dieser Eindruck schnell bestätigt. Das Gebäude hat in nahezu kompletter Ausdehnung gebrannt.
Schadensbegrenzung war also angesagt.
Es ist nicht mehr darum gegangen, im Gebäude drin irgendeinen Brand einzudämmen. Unser Hauptaugenmerk lag darin, die umliegenden Gebäude, die im Bereich des Funkenfluges lagen, zu schützen. Außerdem musste ein Übergreifen auf den angrenzenden Wald unbedingt verhindert werden. Beides ist uns gelungen.
Die Wichtigkeit der „Hoiwe Bier danach“…
Wie sehr nehmen Sie solche Ereignisse mit – körperlich und mental?
Mental gar nicht mehr. Ich bin es ja seit 42 Jahren gewohnt. Deshalb bin ich über diese psychischen Dinge hinweg. Körperlich nimmt einem das Ganze aber natürlich mit. Die Strahlungshitze war unglaublich. Hinzu kommt, dass man mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wird – und die Müdigkeit wird nicht weniger. Außerdem legt man rund um das Objekt seine Kilometer zurück.
Wie stecken die beteiligten Einsatzkräfte solche Extrembelastungen weg?
Nach so einem Einsatz setzen sich alle noch zusammen. Das gehört einfach dazu und ist sehr wichtig. Denn dann wird das Erlebte noch einmal besprochen. Man weiß ja noch gar nichts über die Hintergründe. Es kann ja beispielsweise durchaus noch sein, dass die Kollegen von der Polizei noch eine verkohlte Leiche finden. Von selber wird der Brand zudem nicht entstanden sein. Die Vorgeschichte wird sich erst noch herausstellen. Steht diese fest, ist die berühmte „Hoiwe Bier danach“ ganz wichtig – auch wenn es eine Spezi oder eine Limo ist.
„Eigensicherheit geht vor Fremdsicherheit“
Gab es rund um den Brand des Charm Hotels Situationen, in denen sie Schlimmstes befürchteten? Also ein Übergreifen auf den angrenzenden Wald oder Personenschaden?
Wie schon vorher erzählt, kann bis dato keiner einschätzen, ob Personen zu schaden gekommen sind. Als wir am Einsatzort ankamen, hat das Feuer aus den Türen und Fenstern rausgelodert. Eigensicherheit geht vor Fremdsicherheit – deshalb wäre es unverantwortlich gewesen, Atemschutzträger rein zu schicken.
Gibt es dennoch Momente, in denen sich Kameraden in Gefahr begeben?
Natürlich. Keiner weiß, wie sich beispielsweise abgebrannte Bauteile verhalten. Natürlich besteht eine Gefahr. Und oft denkt man sich einfach nur: Verdammt, jetzt hatten wir aber Glück!
Bürgermeister Walter Nirschl lobt die Arbeit der Feuerwehrler als vorbildlich und bestens funktionierend. Sehen Sie das ähnlich?
Generell schon. Manchmal ist es nur etwas schwierig, die Leute zur notwendigen Geduld anzuhalten. Eine Kilometer lange Schlauchleitung zu bauen, benötigt seine Zeit. Das ist einfach so. Jeder gibt sein Bestes. Aber sowas dauert einfach. Das will aber nicht jeder wahrhaben, weshalb eine Art Panik entsteht. Sich da dann anstecken zu lassen und mit zu schreien, ist das Schlimmste, was man tun kann. Ich bin deshalb sehr darauf bedacht, ruhig und gelassen zu bleiben.
„Mir sind keine gravierenden Fehler bekannt“
Sind – auch wenn es paradox klingen mag – solche Tragödien die beste Werbung für die Freiwilligen Feuerwehren?
Die beste Werbung für Freiwillige Feuerwehren möchte ich nicht mit einem Einsatz verknüpfen. Das wäre vermessen. Jeder weiß, was er an den Feuerwehren hat. Es ist ja nicht mehr so wie früher, dass die Wehr nur kommt, wenn es brennt. Mittlerweile sind wir ja Mädchen für alles. Dieses Aufgabenportfolio und die hohe gesellschaftliche Stellung sind, so glaube ich, der eigentliche Werbeeffekt.
Gibt es aus Ihrer Sicht auch Dinge, die im Rückblick nicht so geklappt haben wie gewünscht?
Jeder macht Fehler, ich wahrscheinlich die meisten. Mir sind aber keine gravierenden Fehler bekannt.
Ist das Problem mit der Wasserversorgung typisch für den ländlichen Raum? Oder ist es schlicht und einfach nur logisch, dass die Leitungen nicht so viel Wasser hergeben, wie bei einem derartigen Großbrand benötigt wird?
Rund um das Hotel gibt es eigentlich eine top Wasserversorgung. Weil aber das Gebäude leer stand, wurden alle Hydranten drumherum stillgelegt. Das war die eigentliche Krux. Deshalb kann man diesen Einsatz nicht als typisch für den ländlichen Raum sehen. Und es ist zudem nicht so, dass in Großstädten die Wasserversorgung besser wäre. Dort gibt es halt an jeder Ecke einen Hydranten – bei uns hingegen den ein oder anderen Teich oder ähnliches.
Vielen Dank für das Gespräch – und alles Gute für die Zukunft.
Interview: Helmut Weigerstorfer
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