-Anzeige-
Der kleine Ort Ranfels präsentiert ab 16. Juli große Kunst im Außen- und Innenbereich. Einmal mehr wird das alte Schulhaus zum zentralen Blickfang in Ranfels. Mit ihrer großformatigen Fotoarbeit zeigt Alexandra Vogt eine entrückte Traumsequenz an der abgeblätterten Fassade. Die Leuchtkästen, die gleich einer Peep-Show raffiniert in den Fenstern des Schulhauses installiert sind, entführen den Betrachter in Fantasiewelten, die mal romantisch, mal verführerisch aber auch verstörend wirken können.
In den Hauptrollen: Ein Pferd und ein Mädchen
Das künstlerische Werk von Alexandra Vogt, in dem Pferde und junge Mädchen die Hauptrolle spielen, entstehen in enger und kontinuierlicher Zusammenarbeit mit den Protagonistinnen meist im bayerischen Mindelheim. Alexandra Vogts großformatige Leinwände, Fotografien und Leuchtobjekte waren neben zahlreichen Gruppenausstellungen zuletzt im Kunstraum Innsbruck, im Institut für moderne Kunst Nürnberg und im Stadthaus Ulm zu sehen.
Mit Mad Mieter hat das Künstlerduo M+M (Marc Weis und Martin di Mattia) einen im Wortsinne unheimlichen 3D-Horrorfilm in Miniaturformat geschaffen. Der Plot in Kürze: Eine Mieterin fühlt sich von der Außenwelt bedroht. Als ein ungebetener Gast ihre Nähe sucht, kommt es zu einem schockierenden Ende. Protagonistin ist eine Gottesanbeterin.
Die Kulisse des aufwendig inszenierten Films, der ohne Computeranimation auskommt, ist eine Puppenstube. Dennoch hat der Kurzfilm nichts Niedliches an sich. Schon die Surrealisten waren fasziniert von den anthropomorphen Fangschrecken. Diese verharren vornehmlich in einer Art skulpturalen Starrheit und von dem Mythos des fürs Männchen tödlichen Liebesaktes.
Die Sorgen eines Mieters
In 3D gedreht und – typisch für M+M – als raumfüllende Videoinstallation präsentiert, rücken einem die instinktgetrieben Insekten nun im leerstehenden Schulhaus in Ranfels in ihrer scheinbaren physischen Präsenz albtraumhaft nahe. Andererseits identifiziert man sich mit der Mieterin angesichts steigender Mieten, drohender Entmietung und Wohnraummangel.
Die Erfahrungen der Pandemie, der eigene Rückzug ins Homeoffice und die Nähe von Mitmenschen als potenzielle Gefahr zu erleben, bewirken weitere Lesarten des bereits vor Zeiten von Lockdowns entstandenen Werks. Die Installationen und Videoarbeiten von M + M waren in Einzelausstellungen u.a. im Wilhelm Hack Museum Ludwigshafen, im Museo d’Arte Moderna MAMbo Bologna, in der Villa Stuck München und im Sprengelmuseum Hannover zu sehen.
„Mich faszinieren Bewegungen und Muster“
Auch Maximilian Prüfer arbeitet mit Insekten – genauer gesagt mit Schwärmern, Spinnern und Spannern. Aber auch mit Schnecken. Mittels der von ihm entwickelten »Naturantypie« zeichnet der Künstler Flügelschläge von Nachtfaltern auf. Genauso Wege von Ameisen oder Schleimspuren von Schnecken. Prüfers Arbeiten sind höchst ästhetische Objekte und eine konzeptionelle Auseinandersetzung mit der Welt.
„Mich faszinieren Bewegungen und Muster; Zeit; Raum – und das was fliegt“, erklärt Maximilian Prüfer, der eine Drucktechnik entwickelt hat, die es ihm ermöglicht, selbst minimalste Bewegungen visuell zu erfassen und als Abdruck dauerhaft zu konservieren. Sein speziell beschichtetes Papier ist so sensibel, dass es Abdrücke von Ameisen oder Flügelschläge von Faltern sichtbar werden lässt. Wie verhalten sich Lebewesen in bestimmten Situationen, wie organisieren sie sich – und lassen sich daraus Regelmäßigkeiten ableiten?
Prüfer war in zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen vertreten und präsentierte seine Werke in mehreren Einzelausstellungen. Er erhielt Preise und Stipendien wie den Kunstpreis der DG Deutschen Gesellschschaft für christliche Kunst, den Kunstpreis des Bezirks Schwaben sowie das Stipendium der Konrad Adenauer Stiftung.
Die giftige Sprache der Stofflichkeit
Daniel Knorr ist einem größeren Publikum durch seine Teilnahme an der Documenta 14 in Kassel und Athen bekannt. Oft beschäftigt er sich mit Materialisierungen im Cyberspace. So spricht der auf Burg Ranfels ausgestellte „SMALL GHOST“ (Canvas Sculpture) angesichts seiner Stofflichkeit eine ziemlich giftige Sprache, die wie ein ausgeworfenes Feedback zu unserer toxischen Behandlung der Welt anmutet und sich in Gestalt des Plastiks im Meer oder Weltraum zeigt. Gleichzeitig fügt er sich aber auch wie selbstverständlich in die Jahrhunderte alten Gemäuer ein und wacht gleichsam liebevoll über sie.
Knorr arbeitet als kritischer Post–Konzeptualist und nennt seine künstlerische Praxis Materialisierung. Er hat auf der Venedig Biennale im rumänischen Pavillon die Arbeit European Influenza gezeigt und auf der Documenta 14 mit Expiration Movement, dem für die gesamte Ausstellungsdauer rauchenden Zwehrenturm, ein Werk der politischen und geschichtlichen Auseinandersetzung geschaffen.
Weiterhin sind die Roboter von Patrick Tresset in der Wunderkammer präsent. Mittels künstlicher Intelligenz zeichnen Human Study #1 und Human Study #2 Portraits und Stillleben.
da Hog’n
___________
Die Werke von Alexandra Vogt und M+M sind von Juli bis Oktober durchgehend im alten Schulhaus in Ranfels zu sehen. Die Arbeiten Daniel Knorr, Maximilian Prüfer und Patrick Tresset sind bis Ende Oktober in Burg Ranfels nach telefonischer oder schriftlicher Anmeldung zu sehen. Kontakt: kontakt@burg-ranfels.de; 0172/8511464; 0157/38533389;
-Anzeige-