Passau. So richtig fassen kann es der 44-Jährige auch ein paar Tage danach noch nicht. Mit einer Gesamtzeit von 9:35:15 Stunden hat Mathias Burgstaller beim Ironman Triathlon in Frankfurt den sechsten Platz in der stark besetzten Altersklasse „45-49“ erreicht – und sich damit für den Start beim Ironman Hawaii, dem traditionsreichsten und wohl härtesten Triathlon der Welt, im Oktober dieses Jahres qualifiziert.
„Die Qualifikation für den Ironman Hawaii ist wahrscheinlich der Traum eines jeden ambitionierten Triathleten“, berichtet ein überaus zufrieden wirkender Extrem-Sportler nach seinem bislang größten Triumph. Mehr als 500 Athleten waren Anfang Juli in der Main-Metropole an den Start gegangen. Am Ende gab es nur für sieben von ihnen einen sog. Slot zu ergattern, der sie für die Teilnahme am legendären Wettbewerb auf der Pazifikinsel berechtigt. Mathias Burgstaller ist nun einer von ihnen.
„Neopren ist für die Altersklassen-Athleten erlaubt“
Die Vorbereitung auf den Wettkampf in Frankfurt absolvierte der leidenschaftliche Skifahrer in den Wintermonaten auf Touren- und Skating-Ski sowie sportartspezifisch mit Schwimmen, Radfahren auf der Rolle und intensiven Laufeinheiten. Ende April stand dann das Trainingslager im heimischen Würding auf der Liste. Im Anschluss begann die Saison mit Vorbereitungsrennen in Braunau und Linz.
Dann ging es schließlich voller Vorfreude, gepaart mit einer Portion Anspannung, gemeinsam mit seinem in Pocking beheimateten Trainingspartner und mehrmaligen Hawaii-Teilnehmer Georg Birkeneder nach Frankfurt am Main zur Ironman European Championship. Die Wassertemperaturen im Langener Waldsee schwankten dabei ständig um die magische 24,5-Grad-Marke, weshalb erst am Sonntag – eine Stunde vor dem Start – die für Burgstaller erlösende Nachricht kam: „Neopren ist für die Altersklassen-Athleten erlaubt.“ Zunächst mussten die Profi-Triathleten allerdings ohne die beliebte Auftriebshilfe die 3,8 Kilometer lange Schwimmstrecke absolvieren, bevor dann um 6.40 Uhr der Startschuss für die beiden Niederbayern ertönte.
Die gut 3.000 Schwimmer wurden in Sekundenabständen jeweils zu fünft dem kühlen Nass überlassen, so dass das Feld von Anfang an weit auseinandergezogen war. Der 44-Jährige fand dabei recht schnell in seinen Rhythmus und konnte sich so eine gute Ausgangslage im Feld erarbeiten. Nach 1.500 Metern stand ein kurzer Landgang an (sogenannter Australian Exit), bevor es die restlichen 2.300 Meter zu absolvieren galt. Eine Stunde, vier Minuten und 18 Sekunden später war die erste Disziplin geschafft – und es ging im Laufschritt durch den tiefen Sand am Seeufer hinauf zur Wechselzone.
Schneller als der Prof-Athlet
Die erste Schrecksekunde ließ nicht lange auf sich warten, denn: Beide Beine zeigten bereits nach der Schwimm-Disziplin Ansätze von Krämpfen. Doch nach einem schnellen Wechsel und den ersten Pedalumdrehungen auf dem Rad lockerten sie sich wieder – und so ging es auf die 183 Kilometer lange Radstrecke, verteilt auf 1.500 Höhenmeter. Der für den FC Fürstenzell startende Burgstaller gestaltete den Radsplit bewusst dosiert und hatte ständig den Wattmesser im Blick, um nicht zu überziehen. Ein weiteres Hauptaugenmerk galt aufgrund der stetig steigenden Temperaturen der kontinuierlichen Verpflegung mit Wasser, isotonischen Getränken, Kohlenhydratgels und Salztabletten. Dies sollte sich beim abschließenden Marathonlauf noch bezahlt machen.
Die Radstrecke verlief zunächst vom Langener Waldsee in die Frankfurter City und dann über zwei Runden in Richtung Stammheim mit einigen kräftezehrenden Anstiegen, rasanten Abfahrten bis zu 75 km/h und der berüchtigten Kopfsteinpflasterpassage „The Hell“. Mit einer Radzeit von fünf Stunden, vier Minuten und 59 Sekunden sowie einem Schnitt von 36 km/h befand sich der Niederbayer auch in der zweiten Disziplin voll im Soll.
Die abschließende Marathon-Laufstrecke verlief in vier Runden am Main-Kai entlang. Mittlerweile waren die Temperaturen auf 32 Grad gestiegen. Dies machte sich bei nahezu allen Athleten spätestens ab Kilometer 20 deutlich bemerkbar. „Auf meiner zweiten Runde habe ich Boris Stein, der zu Beginn des Marathons sogar noch in Führung lag, auf dessen Schlussrunde überholt“, berichtet der Extrem-Sportler. „Da wurde mir schlagartig klar: Wenn ich jetzt noch ein schnelleres Tempo gehen kann als dieser Profi-Athlet, dann werden die Verhältnisse hinten raus wohl extrem hart.“ Somit hieß auch beim Laufen das oberste Gebot: kühlen, verpflegen, kühlen, verpflegen.
„Du lässt Dir das nicht mehr nehmen!“
In der zweiten Wechselzone hatte Mathias Burgstaller versehentlich seine Salztabletten liegen lassen. Zum Glück gab es an den Verpflegungsstationen entlang der Strecke jedoch Salzbriefchen bzw. Salzwasser. Die Stationen passierte er dabei nahezu ungebremst im Laufschritt, um keine Zeit zu verlieren und nicht aus dem Rhythmus zu kommen. Auch das Kühlen mittels Schwämmen und im Anzug deponierten Eiswürfeln machte sich bezahlt.
Den ersten Halbmarathon lief der Niederbayer noch in einer Stunde, 35 Minuten und zwölf Sekunden – und stemmte sich mit aller Willenskraft gegen einen größeren Einbruch in der zweiten Hälfte des Marathons. Er wusste durch Zurufe eines Freundes am Streckenrand, dass er Platz um Platz gutmachte, da die vor ihm liegenden Athleten deutlich mehr an Substanz eingebüßt hatten. Lag er nach dem Radfahren noch auf Rang 17, gelangte drei Kilometer vor dem Ziel die Information an sein Ohr: „Platz sechs und eine gute Minute Vorsprung – das ist jetzt festzementiert. Du lässt Dir das nicht mehr nehmen!“ Von da an galt es, um jeden Preis die drohenden Krämpfe zu unterdrücken und das Tempo hochzuhalten.
Die „Road to Kona“ vor Augen, ging es hinauf zum Ziel auf den berühmten Frankfurter Römerberg. Mit drei Stunden, 17 Minuten und 46 Sekunden absolvierte der 44-Jährige den Marathon in bärenstarker Zeit – und überquerte mit einem lauten Jubelschrei die Ziellinie nach insgesamt neun Stunden, 35 Minuten und 15 Sekunden. Der Startplatz für die Weltmeisterschaft am 8. Oktober auf Hawaii ist gesichert. Man darf gespannt sein, wie Mathias Burgstaller dort abschneiden wird…
da Hog’n