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Start Ausm Woid Über die einstige Not der Kinder im Bayerischen Wald

Über die einstige Not der Kinder im Bayerischen Wald

veröffentlicht von da Hogn | 29.06.2022 | kein Kommentar
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Im Bayerischen Wald herrscht seit Jahren in vielen Familien bittere Not. Früher waren die Väter in Steinbrüchen, Glasbläsereien und Sägewerken beschäftigt. Nun sind viele arbeitslos und können ihre kinderreiche Familie kaum ernähren. Oft sind es sechs, acht, neun, zehn, ja sogar noch mehr Kinder. Eine siebenköpfige Familie erhält wöchentlich nur 9 Mark Unterstützung. Der höchste Satz ist 16 Mark. Da kann sich freilich keines recht satt essen. Eine Familie lebte den ganzen Sommer über von nichts anderem als dem sogenannten Beerenpfeffer, in Wasser gekochten Schwarzbeeren ohne jede Zutat.

Armseliges Bauernhaus in Lohberg im Landkreis Regen (heute Landkreis Cham). Foto: Stadtarchiv Deggendorf

Wie gut habt ihr es dagegen! Ihr müsst keine Hunger leiden, habt feste Lederschuhe, warme Winterkleider und eine warme Stube. Wie aber geht es den armen Waldschulkindern? Viele müssen täglich schon um sieben Uhr von zu Hause fortgehen und hin und her einen Schulweg von ein bis zwei Stunden zurücklegen. 

Auch bei schlechtestem Wetter gern in die Schule

Mittags kommen sie nicht heim. Eine Mehlsuppe oder gekochte Kartoffeln sind ihr ärmliches Frühstück. Manche bekommen für die Mittagspause gar nichts mit, nicht einmal ein Stücklein schwarzes Brot, und sind dankbar, wenn sie in der Schule einen Teller Suppe erhalten. 

Nachmittags um 4 Uhr kommen sie erst heim, dann steht wieder Kartoffelsuppe oder Kaffee und Brot auf dem Tisch – und das jeden Tag. Fleisch gibt es die ganze Woche nicht. Da ist es kein Wunder, wenn viele Kinder klein bleiben und matt und blaß aussehen. 

Der Winter beginnt im Bayerischen Wald schon Ende Oktober und dauert bis anfangs Mai. Da sind die weiten Schulwege oft verschneit, und die Kinder müssen in ihren Holzschuhen durch den tiefen Schnee stapfen, viele in dünner Kleidung, ohne warmen Mantel, ohne warme Unterkleider und Handschuhe. Die kleinsten können mit ihren erstarrten Händen kaum den Schlitten ziehen. Ganz schlimm ist es, wenn sie in den Schneesturm kommen, der ihnen fast den Atem nimmt und sie zu Boden reißen will. 

Nackte Füße, abgetragene Kleidung: Die Dorfkinder beim Karfreitagsratschen. Foto: Archiv Freilichtmuseum Finsterau

An kalten Regentagen kommen die Waldlerkinder oft bis auf die Haut durchnäßt in die Schule, und eine Menge Schürzen, Röcke und Strümpfe hängt dann am Ofen zum Trocknen. Die meisten haben keine wasserdichten Lederschuhe, viele nur alte, abgetragene Halbschuhe von den Eltern oder größeren Geschwistern. In einem Dorfe kamen im Dezember Kinder bei gefrorenem Boden sogar barfuß zur Schule. Bei Schnee und Regenwetter dringt die Nässe durch die Holzschuhe; dann gibt es nasse Strümpfe und kalte Füße. Oft hat die Mutter kein anderes Paar zum Auswechseln und auch keine Wolle, um neue, warme Socken zu stricken. Trotzdem kommen die Waldlerkinder auch bei schlechtestem Wetter gern in die Schule, weil es da lustiger ist als zu Hause. 

„Ich habe nur ein einziges Hemd“

Habt ihr es nicht viel besser? Ihr habt ein eigenes warmes Bettlein. Viele Waldlerkinder aber müssen in Truhen und Kisten schlafen, auf Stühlen mit daraufgelegten Betten und Strohsäcken, oft zu zweien und dreien in einem Bett, meist ohne warme Decke, in feuchten, kalten Kammern oder auf dem Dachboden, wo der Wind den Schnee durch die Lücken bis aufs Bett hereinweht. 

Jedes von euch hat seine Schulsachen, Bücher und Hefte, alles, was es braucht. Viele Kinder im Bayerischen Wald müssen auf schlechte oder zerbrochene Tafeln schreiben, haben kein neues Lesebuch, sondern nur ein altes von ihren Geschwistern, keine Hefte, keine Farbstifte zum Zeichnen, kein Geschichtsbuch. 

Lichtbildpostkarte aus der Nähe von Hauzenberg (ca. 1910). Foto: Archiv Freilichtmuseum Finsterau

Groß und bitter ist die Not im Bayerischen Wald. Drum haben eure Lehrer und Lehrerinnen heuer mit euch für die armen Waldschuldkinder gesammelt. Die sind ja so bescheiden und mit wenigem zufrieden. Die Reidlkinder haben sich zu Weihnachten keine teuren Spielsachen gewünscht, nur Holzschuhe, damit sie weiterhin zur Schule gehen können. Noch einige Wünsche von anderen Kindern: „Ich brauche ein Schulgewand. Ein paar Schuhe sind sehr notwendig, und Strümpfe soll ich auch haben. Ich habe nur ein einziges Hemd.“

„Ich bekomme alle Tage Herbstsuppe (saure Suppe) und Kartoffeln, weil der Vater keine Arbeit hat. Wenn er keine Arbeit bekommt, dann dürfen wir nicht mehr genug essen.“ – „Wegen der Kälte könnte ich notwendig eine Unterhose brauchen, auch meine Schuhe sind sehr schlecht. Ein Mantel wäre angenehm. Auch mit den Lebensmitteln geht es sehr sparsam. Viel besser wäre es bei Nacht, wenn man sich in eine warme Decke einwickeln könnte.“ So schrieben die Kinder.

„Ich habe nämlich neun Geschwister“

Tausende von Kinderhänden haben bei dem Kinderhilfswerk der bayerischen Lehrerschaft geholfen und alles Mögliche zusammengetragen: Schuhe und Strümpfe, Hemden und Unterhosen, Mäntel und Handschuhe, Hauben und Schlipse, Pullover und Wolle, Brot, Mehl, Eier, Zucker, Erbsen, Bohnen, Linsen, Geräuchertes und andere Lebensmittel, Bilderbücher und Spielzeug, Hefte und Lesebücher. Tausende von Kisten sind zusammengekommen aus dem ganzen Bayernland, bis herüber von der Rheinpfalz, so viele, daß es einen Güterzug mit 13 Wagen, jeden zu 200 Zentner Inhalt gegeben hätte. Viele Kinder haben ihre Sparpfennige dazu geopfert. Viel Not wurde gelindert. Viel Dankbrieflein wurden geschrieben. Eines lautete:

„Mein lieber Hans!

Ich habe heute aus der Hand unseres Herrn Hauptlehrers Dein Paket erhalten. Du schreibst „ein kleines“, und wir haben es zu zweit heimtrage müssen; in meinem Besitz war so etwas noch gar nicht. Meine Eltern waren ganz erstaunt, weil es noch so gute Wohltäter gibt, und noch dazu in der Fremde. Als meine Geschwister von der Schule kamen, gab es ein Hallo, das solltest Du gesehen haben. Du hättest Dich auch mit uns gefreut. Ich habe nämlich neun Geschwister. Die Kleinste heißt Johanna, geht nächstes Jahr zur Schule. Emilie geht in den 2. Kurs, ich in den 3., Fanny kommt heuer zur hl. Kommunion. Sie geht in den 4. Kurs, Betti in den 5., Resi kommt heuer aus der Schule. Johann ist 15 Jahren alt. Er lernt die Schriftsetzerei. Xaver ist 17 Jahre alt, er lernt im Dezember als Schneider aus, und Joseph ist 19 Jahre. Er hat vor eineinviertel Jahren als Schreiner ausgelernt und ist diese Zeit arbeitslos. Er hat 1 Mark 50 Pfennig Wohlfahrtsunterstützung. Wir alle sind angewiesen auf des Vaters 16 Mark Unterstützung. Wenn Du sehen könntest, wie uns alle Tage die Kartoffeln schmecken! Mit einem herzlichen Vergelts Gott! schließe ich mein schlechtes Schreiben und verbleibe stets Dein treuer Freund Max.“

Und noch ein Brieflein dürft ihr lesen: 

„Liebe Freunde!

Heute sind Eure drei Kisten aufgemacht worden. Welche Freude für uns Kinder! Die ganze Schule und alle Mitglieder der Schulpflegschaft waren dabei. Ganz erstaunt waren wir über die vielen Sachen. Wir füllten die Erbsen, Linsen, Bohnen und das Mehl in 41 große Tüten und teilten alles redlich nach der Bedürftigkeit aus, ebenso die Kleider, das Brot, die Butter, die Würste, die Äpfel und die Hutzeln. Sogar ein Zehnpfennigstück war in einem Kleid gesteckt. Den Atlas und die Jugendlust taten wir in die Schulbibliothek. Jetzt tragen wir schwer bepackt Eure lieben Geschenke heim. Wie werden sich die Eltern freuen! Wir danken Euch für alles recht herzlich und wünschen Euch, Eurem Herrn Lehrer und Euren lieben Eltern Gottes reichsten Segen dafür.“

Liebe Kinder, der Winter steht bald wieder vor der Türe. Wenn dann Eure Lehrer und Lehrerinnen wieder sammeln, dann helft alle, dann helft nochmals. 

Hans Feid

(erschienen in der Halbmonatsschrift „Jugendlust“,

herausgegeben vom Bayerischen Lehrerverein, 1933, 59. Jahrgang,

Fotos aus „Schee is gewn, owa hirt“, Martin Ortmeier, Buch und Kunstverlag Oberpfalz)

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