Die „Trans Bayerwald“ führt auf einer Süd- und einer Nordroute auf insgesamt 700 Kilometern und über fast 17.000 Höhenmeter einmal hoch und wieder runter durch den gesamten Bayerischen Wald. Sie ist somit die längste Mountainbike-Reiserunde Deutschlands und verbindet alle Mountainbike-Regionen im Woid miteinander.
Ein Großprojekt, das zeigt: Radeln im Bayerwald boomt. Was das für den Tourismus, die Einheimischen und für viele kleinere Projekte wie Trails und Bikeparks bedeutet, beleuchtet das Onlinemagazin da Hog’n in den nächsten Wochen in einer kleinen Serie rund ums Thema „Radeln im Woid“. Im ersten Teil gehen wir der Frage nach, wie gut die Zusammenarbeit in Sachen Radtourismus funktioniert.
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Bayerwald. Ferienregion Nationalpark, Ilztal und Dreiburgenland, Dreiländereck, Sonnenwald: Der Bayerische Wald setzt sich aus den unterschiedlichsten Regionen mit ihrem jeweils eigenen Werbeverbund zusammen. Dazu kommen die Tourismusaktionen der einzelnen Gemeinden und ILEs. In Sachen Radwege und Radtourismus ist die Gefahr eines Flickenteppichs groß. Ein Grund dafür, warum der Tourismusverband Ostbayern gemeinsam mit den Landkreisen des Bayerischen Waldes die Mountainbikereiseroute Trans Bayerwald entwickelt hat.
Als sie vor vierzehn Jahren aus dem Vogtland in Sachsen nach Regensburg kam und ihre Stelle im Marketingteam für den Bayerischen Wald beim TVO antrat, war Mountainbiken als Tourismusthema in der Region noch kaum präsent, steckte mehr oder weniger noch in den Kinderschuhen. „Das hat sich aber in den letzten Jahren stark entwickelt“, sagt sie.
Radfahrer klar als Zielgruppe erkannt
2016 startete der Tourismusverband eine erste große Radoffensive. „Wir wollten wissen: Wo liegt das Potenzial des Bayerischen Waldes im Hinblick auf das Radeln“, erinnert sich die Touristikerin. „Und dabei sind wir schnell auf das Mountainbike gekommen.“
Im Oberen Bayerischen Wald, in St. Englmar und am Geißkopf, gab es da bereits Trails und einen Bikepark. „Vereine vor Ort engagieren sich aber im gesamten Bayerischen Wald dafür, das Mountainbiken für Jedermann zu ermöglichen“, weiß Daniela Schilling.
Dieses Engagement war es, das sie gemeinsam mit ihren Kollegen, mit den sechs Landkreisen im Woid und weiteren Partnern wie Touristikern vor Ort, dem Nationalpark, den zwei Naturparken, den Bayerischen Staatsforsten, Grundstückseigentümern und Gastgebern nutzen wollte, um das große Mountainbike-Projekt Trans Bayerwald zu realisieren. „Die Strecke ist nicht nur mein Projekt“, sagt sie. „Aber es braucht jemanden, der der Kümmerer ist, der mit Herz und Leidenschaft dabei ist.“ Und eben diese Rolle kam Daniela Schilling beim Projekt Trans Bayerwald zu.
„Alle haben super zusammengearbeitet“
Wie schwierig war es also, alle Beteiligten im Bayerischen Wald unter einen Hut zu kriegen? „Das war beispielgebende Zusammenarbeit“, informiert Bernhard Hain über die Planung der Trans Bayerwald. Der Cheftouristiker im Landkreis Freyung-Grafenau war von Anfang an mit dabei: Zusammen mit Berthold Rauch, einem engagierten Radfahrer aus Waldkirchen, schlug er die ersten Strecken vor, die mit rein sollten in den Verlauf quer durch den Woid.
„Die Trans Bayerwald-Route zeigt die gesamte Vielfalt der Region“, schwärmt Hain. „Man kann sich körperlich austoben und hat alles mit drin: Berge, Aussichtspunkte, Wiesenwege, Waldwege.“ Ermöglicht hat das die Zusammenarbeit von Touristikern auf allen Ebenen: Daniela Schilling hat vom Tourismusverband aus die Landkreistouristiker ebenso eingebunden wie die Touristiker der einzelnen Gemeinden entlang der Strecke.
Vorbehalte habe es lediglich bei dem einen oder anderen Grundstücksbesitzer gegeben, über dessen Territorium Streckenteile führen. Vor allem bei Waldbesitzern sei die Sorge vorhanden gewesen, dass die Mountainbiker die Waldarbeit stören könnten. „Darauf haben wir uns aber eingestellt“, sagt Bernhard Hain. Und Daniela Schilling ergänzt: Man habe sich von Anfang an mit allen Beteiligten zusammengesetzt, sich alle Bedenken angehört und versucht, die Skeptiker von den Vorteilen der Trans Bayerwald zu überzeugen. Vor allem die Landkreise und Orte hätten hier viel Aufklärungsarbeit geleistet „Wenn es eine ausgewiesene Strecke gibt, bedeutet das ja auch, dass die Mountainbiker sicherer unterwegs sind“, sagt Schilling.
Falsches Bild vom Mountainbiker im Kopf?
Sicher macht die Strecken der Trans Bayerwald, dass sie regelmäßig von sog. Wegepaten abgefahren werden, denen etwa fehlende Beschilderungen oder andere Probleme auf oder neben den Wegen sogleich auffallen. Es sind vor allem Ehrenamtliche aus den örtlichen Radclubs, die diese Aufgabe übernehmen.
Dass es sich um eine Strecke für Mountainbiker handelt, hat anfangs vielleicht zur Skepsis gegenüber dem Projekt beigetragen. „Man hat manchmal ein falsches Bild im Kopf vom Mountainbiker“, weiß Daniela Schilling. Wenn jemand mit Protektoren und Helm unterwegs sei, wirke er härter, als er tatsächlich ist.
„Und diejenigen, die mit dem Mountainbike in Bikeparks unterwegs sind, sind ja nicht die breite Masse“, unterstreicht sie. Deshalb spricht die Trans Bayerwald als herausfordernde Reiseroute auch eher den Naturgenießer sowie den sportlichen Marathonfahrer an. Wobei entlang der Strecke immer wieder Herausforderungen für Endurofahrer und Downhiller zu finden sind – wie beispielsweise der Bikepark am Geißkopf oder einzelne Trailstrecken. Ziel der Trans Bayerwald ist genau das: Die vorhandene Mountainbike-Infrastruktur im Bayerischen Wald im Rahmen einer Reiseroute zu verbinden.
Keinerlei Konkurrenz zwischen einzelnen Regionen im Woid?
Der gesamte Bayerische Wald vermarktet sich also gemeinsam beim Projekt Trans Bayerwald. Ist das etwas Besonderes? Wo doch sonst die einzelnen Regionen ihre Vorzüge herausstellen, wo die Nationalparkregion mit der Naturpark-Region im Unteren Wald und mit der Region rund um den Arber konkurrieren? „Auf den ersten Blick sind wir tatsächlich Mitbewerber“, sagt Bernhard Hain. Jeder möchte potenzielle Urlauber in seinen Landkreis oder seine Region ziehen. „Aber der Urlauber will oft eben genau die Unterschiede im Bayerischen Wald entdecken und macht dann mehrere Urlaube in unterschiedlichen Regionen.“
Von daher sei es wichtig, den Bayerischen Wald gemeinsam zu vermarkten, aber eben auch die Alleinstellungsmerkmale der jeweiligen Regionen klar zu kommunizieren, die sich aus den landschaftlichen Unterschieden und den unterschiedlichen touristischen Angeboten ergeben.
Daniela Schilling findet, dass die Landkreise und Regionen sehr oft sehr eng zusammenarbeiten: „Wir haben alle drei bis vier Wochen einen Arbeitskreis mit den Landkreistouristikern und übernachtungsstärksten Orten und erarbeiten gemeinsam Projekte und Maßnahmen für den gesamten Bayerischen Wald„, informiert sie. „Ich sehe keine Konkurrenz, sondern ein starkes Miteinander.“
Arberregion hat Vorsprung in Sachen Radtourismus
Auf das Thema Mountainbiken habe sicherlich die Region rund um Regen und den Arber etwas früher gesetzt als der Untere Bayerische Wald, gibt Bernhard Hain zu. „Aber wir sind da nicht neidisch, wir können uns ja jetzt etwas von dort abschauen“, ist er überzeugt.
Im Laufe des nächsten Jahres soll speziell für den Landkreis Freyung-Grafenau ein Radwegekonzept ausgearbeitet werden. „Noch sind wir in der Startphase“, sagt FRG’s Tourist-Chef. Derzeit mache man vor allem eine Bestandsaufnahme: Was ist bereits vorhanden, was fehlt? Auch Mountainbiketrails habe man dabei unter anderem im Blick.
Sabine Simon
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Das Thema Radeln und Mountainbiken zieht Touristen in den Woid, ist daher in den Fokus der regionalen Touristiker gerückt. Aber auch unter den Einheimischen boomt das Radfahren. Welche „Radverrückten“ es im hierzulande gibt, welche Initiativen existieren, um auch Trails und Parks für Mountainbiker zu erschaffen, und wo diese Vorhaben auf Skepsis und Widerstand stoßen – diesen Fragen geht da Hog‘n demnächst zum Thema „Radeln im Woid“ nach!