Was ist nur aus unserem schönen Deutsch geworden? Der Sprache der Dichter und Denker? Findet man etwas gut, sagt man neuerdings „nice„. Ein schlichtes „ja“ gibt es nicht mehr, das heißt „okay„. Aus einem „Kurs“ wurde ein „Workshop„, eine „Bürogemeinschaft“ ist nun ein „CoWorking-Space„, eine simple „Besprechung“ ein „Jour Fixe“ oder ein „Meeting„. Es wird nicht mehr „ausgegliedert“, sondern „Outsourcing“ betrieben. Und der „Papa“ heißt jetzt „Dad„. Ja wo sind wir denn? In der Bronx? Oder im Woid? In London und in New York? Oder doch in Zwiesel und Waldkirchen?
In letzter Zeit habe ich angesichts der Verwässerung unserer deutschen Sprache durch allen voran englische Einflüsse immer mehr festgestellt: Ja, ich bin ein „Sprach-Nazi“. Wobei diese Beschreibung – bevor irgendwelche Missverständnisse aufkommen – näher erklärt werden muss. Ich distanziere mich von allen Dingen, die dem Nationalsozialismus und deren Verfechter zugeschrieben werden. Antisemitismus, Rassismus, Ultranationalismus, Antiliberalismus, antidemokratische Bewegungen – all das verurteile ich aufs Ärgste. Ohne Wenn und Aber. 100pro.
„Joggen“ braucht kein Mensch
Wenn es um die Sprache geht, gehöre ich aber immer mehr zu denjenigen, die sich nach Reinheit sehnen. Angesichts der zunehmenden Anglizismen im Deutschen bin ich Nationalist. Weil ich davon überzeugt bin, dass unsere Sprache mit ihren vielen mundartlichen Abwandlungen genügend Begriffe zu bieten hat. Selbst für ein und dieselbe Tätigkeit gibt es in der Regel mehrere Bezeichnungen. Wie „rennen“, „sausen“, „eilen“ für das, was wir allgemein unter „laufen“, „sich fortbewegen“ verstehen. Warum braucht’s dann noch das vom Englischen abstammende „joggen„? Warum reicht es nicht, wenn man „sportelt“, „trainiert“ oder „sich ertüchtigt“? „Ins Gym gehen“ braucht kein Mensch.
Knapp 150.000 Wörter sind im Duden, dem Rechtschreibwörterbuch der deutschen Sprache, aufgeführt. Schätzungen zufolge gibt es sogar über eine halbe Million Begriffe. Die Ausdrücke, die eingedeutscht worden sind, mal abgezogen, bleiben also offiziell wohl deutlich über 100.000 Buchstabenfolgen, die uns zur Verfügung stehen. Und die wir exklusiv haben – und nicht irgendwo abgekupfert sind. Die dann doch etwas Identität stiften. Mehr als genug Möglichkeiten also, wie ich finde. Denn unsere Kommunikation driftet ohnehin immer mehr in den nonverbalen Bereich ab. Oft genügt schon ein Smile oder Emoji via WhatsApp oder Facebook-Messanger. Wieder so ein Thema, aber ein anderes…
Meine Meinung – und das alles auf Deutsch:
Helmut Weigerstorfer