Lohberg. Der Bayerwald-Tag des Bayerischen Wald-Vereins e.V. hat am vergangenen Wochenende in Lohberg (Landkreis Cham) stattgefunden. Bei der Mitgliederversammlung standen nach drei Jahren wieder Neuwahlen an. Der bisherige Präsident und frühere Landwirtschaftsminister Helmut Brunner kandidierte nicht mehr. Genauso der geschäftsführende Vorsitzende Georg Pletl, der seit 13 Jahren die Geschicke des Vereins mit seinen 58 Sektionen und über 18.000 Mitgliedern vor allem aus den Landkreisen Cham, Straubing-Bogen, Deggendorf, Regen, Freyung-Grafenau und Passau, aber auch aus den Landkreisen Regensburg, Amberg und Landshut, gelenkt hatte.
Einstimmig zum neuen Präsidenten wurde Sebastian Gruber, Landrat von Freyung-Grafenau, gewählt – er war bereits zuvor als dritter Vorsitzender in die Vorstandschaft eingebunden. Der bisherige zweite Vorsitzende Markus Kerner (Blaibach) übernimmt ab sofort die Funktion des geschäftsführenden Vorsitzenden. Ebenso einstimmig votierten die Vertreter der Sektionen im vollen Dorfstadl in Lohberg für Dr. Hans-Jürgen Schröder (Frauenau) und Heiner Kilger (Mauth) als Stellvertreter, wie einer entsprechenden Pressemitteilung zu entnehmen ist.
„Die Stimme des Bayerischen Wald-Vereins hat Gewicht“
Helmut Brunner freute sich bei seiner Abschiedsrede, dass mit seinem erst 40 Jahre alten Nachfolger der Bayerische Wald-Verein an der Spitze deutlich jünger werde und damit auch ein Zeichen setze. Denn der Begriff „Heimat“ erlebe eine Renaissance. Die Aufgaben des 1883 gegründeten Vereins, der einen Großteil der heutigen Wanderwege erstmarkierte, die Berghütten im Bayerischen Wald errichtete und seither unterhält und sich seit jeher für den Schutz der Heimat und den Erhalt von Kultur und Natur stark mache, seien aktueller denn je.
Neu-Präsident Gruber stellte in seiner Antrittsrede die gesellschaftliche Bedeutung der thematisch breit aufgestellten und in mehreren Landkreisen vertretenen Organisation heraus und betonte: „Die Stimme des Bayerischen Wald-Vereins hat Gewicht.“ Diese Stimme in der Öffentlichkeit wieder wahrnehmbarer zu machen, ist eines seiner Ziele der nächsten Jahre.
Hinzukommen „fordernde und intensive“ Projekte – etwa die App „WanderKultur“, eine Art digitaler, kulturhistorischer Wanderführer, der vom vielfältigen Wissen der Vereinsmitglieder gespeist wird. Dafür hatte man am Freitag im Bayerischen Heimatministerium aus den Händen von Finanzminister Albert Füracker einen Förderbescheid in Höhe von 268.875 Euro entgegennehmen können.
Auch im Rahmen der Bayerischen Landesgartenschau in Freyung 2023 präsentiert sich der Verein in all seinen Facetten, indem die unterschiedlichen Sektionen und Ausschüsse für ein buntes Programm sorgen sollen.
Verdienste um Volksmusikforschung gewürdigt
Am Sonntag stand insbesondere die Kultur im Mittelpunkt. Josef Roider aus Katzbach bei Cham wurde dabei mit dem Kulturpreis des Bayerischen Wald-Vereins ausgezeichnet, mit dem der Verein seit 1970 besonders verdienstvolle Persönlichkeiten würdigt. Roider hat sich seit 40 Jahren der Volksmusikforschung im Bayerischen Wald verschrieben und dazu unermüdlich Material gesammelt. Daraus entstand ein in Fachkreisen hoch geschätztes Standardwerk, das vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege in München herausgegeben wurde: „Musik, Tanz und Bräuche im Bayerischen Wald“.
„Josef Roider forscht nicht nur mit unvorstellbarer Akribie – das Buch weist auf 576 Seiten mehr als 2.000 Fußnoten auf – sondern gibt sein Wissen auch bereitwillig an Interessierte weiter“, hob Laudator Roland Pongratz hervor. Den anschließenden Festvortrag hielt der Ausgezeichnete gleich selbst und erläuterte den Gästen am Beispiel von Blaskapellen die Entwicklung in der Volksmusik seit Ende des 19. Jahrhunderts.
da Hog’n