Erlauzwiesel. Freilich, Franz Scheuringer verdient seinen Lebensunterhalt als Gastronom. Er ist aber nicht Wirt, weil er sonst keine berufliche Alternative hätte – sondern vielmehr aus vollster Überzeugung. Der 68-Jährige und seine Frau leben für das „Restaurant am See“. 2006 gekauft, haben sie die weitum bekannte Gaststätte in Erlauzwiesel (Stadtgebiet Waldkirchen) stetig umgebaut und erneuert, viel Herzblut in das Objekt gesteckt. Gezwungenermaßen haben sich die Scheuringers nun aber dazu entschlossen, das Wirtshaus zu verkaufen. „Das fällt uns sehr, sehr schwer“, verdeutlicht der Inhaber und Betreiber gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n – und ergänzt: „Aber aus Altersgründen bleibt uns keine andere Wahl.“
Die Passauer Immobilienmakler „Resch und Söhne“ haben sich darum angenommen, einen Käufer für das Restaurant am See zu finden. Keine leichte Aufgabe, wie Christian Resch betont – trotz des praktisch leergefegten Immobilienmarktes. „Einfamilienhäuser zu verkaufen ist derzeit überhaupt kein Problem. Solch größere Objekte – gerade auf dem Land – sind relativ schwer an den Mann zu bringen. Nach wie vor meiden Investoren den Bayerischen Wald etwas. Und welcher Privater kauft sich schon gerne ein Wirtshaus – und somit Arbeit?“ Trotz der gegenteiligen Meinung vieler kann der Vermittler weiterhin eine Form von Landflucht ausmachen. „In Deggendorf oder Passau wäre so ein Wirtshaus gleich weg.“
Keine familieninterne Nachfolge möglich
Einer entsprechenden Präsentation zufolge ist ein Kaufpreis von 1,43 Millionen Euro ausgerufen. Die Gegenleistung kann sich laut den dort enthaltenen Angaben sehen lassen: Dem Exposé zufolge befindet sich das 1972 erbaute und mehrmals sanierte sowie erweiterte Haus in einem gepflegten Zustand. „Der neue Besitzer kann sofort loslegen“, betont auch Franz Scheuringer. Der Gastronomiebereich bietet insgesamt über 300 Sitzplätze, hinzu kommen 14 Gästezimmer. Auf dem Gebäudedach befindet sich eine PV-Anlage, die monatliche Einnahmen von 500 Euro verspreche. Ein neuwertiges Gutachten liegt vor. „Das Mobiliar, das sicherlich einen Wert von zirka 200.000 Euro hat“, wurde dabei nicht berücksichtigt.
Franz Scheuringer geht im Hog’n-Gespräche auf weitere Vorzüge „seines Babys“ ein. In unmittelbarer Nähe soll seinen Angaben zufolge eine Neubausiedlung mit 33 Parzellen entstehen – genauso wie ein Camping-Platz und ein Feriendorf. Das ohnehin große Potenzial des idyllisch am Erlauzwieseler See gelegenen Restaurants nehme also weiter zu, ist der 68-Jährige überzeugt. Gerne hätte er es gesehen, wenn der Nachfolger familienintern gefunden worden wäre. „Doch das war leider nicht möglich.“ Zumindest haben er und seine Frau nun Klarheit. Nach Monaten der Entscheidungsfindung – verbunden mit zahlreichen Gerüchten – sorgt dies nun für eine gewisse Erleichterung bei den Wirtsleuten.
„Wir machen weiter, bis sich ein Nachfolger gefunden hat“
„Die Corona-bedingten Schließungen haben uns darin bekräftigt, langsam aber sicher aufzuhören“, berichtet Scheuringer. „Zudem waren wir selber infiziert und sind seitdem etwas angeschlagen.“ Auch aufgrund der gesundheitlichen Probleme kursierte rund um Waldkirchen zuletzt das „Leidg’schmatz“, das Restaurant am See werde bald seine Pforten schließen. Doch dem ist nicht so, was der Noch-Inhaber und -Betreiber mit Nahdruck betont: „Wir werden solange weitermachen, bis sich ein Nachfolger gefunden hat.“
Helmut Weigerstorfer