Oberseilberg. Alles Schlechte bringt auch etwas Gutes mit sich. Diese gern verwendete Weisheit bestätigt sich immer wieder durch Beispiele aus dem alltäglichen Leben. Nicht nur Josef Eder weiß das, sondern hat es auch am eigenen Leib erfahren. Mit 17 Jahren hat er sich das Bein gebrochen. „Weil ich die Krankheitsgeschichte positiv beeinflussen wollte, habe ich mich intensiv damit beschäftigt, wie ich den Heilungsprozess beschleunigen kann“, blickt der heute 25-Jährige zurück. Das Interesse an der eigenen Gesundheit wurde so tiefgehend, dass er sich dazu entschloss, Physiotherapeut zu werden. Und auch sein Nebenerwerb als Landwirt („Weidefleisch Eder“) ist eine Folge davon.
Eine gesunde Ernährung, davon ist Josef Eder überzeugt, trägt nicht nur dazu bei, dass man im Krankheitsfall schneller wieder gesund wird. Wenn das, was auf dem Teller landet, ausgewogen und im besten Falle noch natürlicher Herkunft ist, kann man viele Leiden und Gebrechen schon im Vorfeld vermeiden. „Will man aber wirklich Bio-Produkte haben, kommt man nicht drumherum, sie selber herzustellen“, ist der Jung-Unternehmer aus Oberseilberg (Gemeinde Grainet) überzeugt. Er hat sich viel mit diesem Thema beschäftigt, hat Bücher gelesen, Gespräche geführt, Videos geschaut. Letztlich entwickelte sich aus seinen Erkenntnissen eine Art Lebensstil – unbewusst, aber aus Überzeugung.
Josef Eder macht praktisch alles selber
Los ging es mit einem Hochbeet. „Eigentlich war angedacht, dass ich es nur baue und meine Mama dann bewirtschaftet.“ Am Ende machte der 25-Jährige – mit mütterlicher Unterstützung – dann beides. Zu sehr interessierte er sich für die Materie. Es folgte ein Acker, der immer wieder vergrößert worden ist. Phasenweise ernährt er sich zudem vegan, um auch diese Erfahrung sammeln zu können. „Mir wurde immer mehr klar, dass ich nicht nur Gemüse und Obst selber herstellen möchte, sondern auch tierische Produkte.“ Zunächst züchtete er Hasen für den Eigenverbrauch. Es folgten erste Hühner, deren Eier von den Eders bis heute verzehrt werden. Seit vergangenem Jahr hat er sommers auch ein Schwein.
Dann reifte im Oberseilberger immer mehr Idee, seine Erzeugnisse zu vermarkten – unter dem Label „Weidefleisch Eder“. Obwohl der Name suggeriert, dass sämtliche Weidetiere wie Kühe, Schweine, Hasen und Hühner bei ihm zu erwerben seien, will er sich zunächst nur auf Masthähnchen konzentrieren. „Irgendwie ist das Ganze nach wie vor mein Hobby, deshalb möchte ich nichts überstürzen. Mein Nebenerwerb soll sich langsam entwickeln.“ Weil Josef Eder praktisch alles selber macht. Das Schlachthaus hat er eigenhändig errichtet – im ehemaligen Kuhstall seiner Großeltern. Auch die Hasen- und Hühnerställe sind Marke Eigenbau.
Per Ohrenscheibenstich ins Jenseits
Apropos Schlachten: Diesen Arbeitsschritt wollte er zunächst outsourcen, „weil ich doch großen Respekt davor habe, ein Lebewesen zu ermorden“. Er informierte sich daher über mögliche Partner in diesem Bereich – und deren Vorgehensweisen. Aus Liebe zu den Tieren und Respekt vor der Umwelt entschied er sich dann dennoch dazu, selber aktiv zu werden. „Hätte ich diese Aufgabe an Firmen vergeben, hätte ich die Tiere ziemlich weit rumfahren müssen. Das hätte nicht nur mehr Ausgaben und Schadstoffe bedeutet, sondern auch mehr Stress für die Hühner.“ Es stellt für Eder nach wie vor eine hohe Hürde dar, die Hähnchen erst via Elektroschock zu betäuben und dann per Ohrenscheibenstich ins Jenseits zu befördern. „Aber man gewöhnt sich langsam dran. Zumal ich weiß, dass die Tiere auf diese Art und Weise am wenigsten spüren.“
Acht Wochen verbringen die Singerl bei Eders, ehe sie zu Fleisch verarbeitet werden. Jeweils 60 Tiere – bisher sind es wegen fehlender Alternativen typische Masthähnchen – leben zwei Monate in einer großzügigen Voliere auf einer ortsnahen Wiese der Familie. Den Tieren geht es sichtlich gut. Der 25-Jährige achtet nicht nur auf eine artgerechte Haltung, sondern auch auf eine ausgewogene und qualitativ hochwertige Nahrung. Eine zeitintensive Aufgabe – neben seinem Job als Physiotherapeut. „Weil ich das Ganze aber nicht als Arbeit sehe, geht es mir leicht von der Hand“, gibt er zu verstehen.
Vermarktung soll ausgebaut werden
Im Hinterkopf kreisen indes bereits die nächsten Pläne. Bisher ist ein Einkauf bei ihm nur auf Vorbestellung möglich. Über eine WhatsApp-Gruppe, in der sich bis dato ausschließlich persönliche Kontakte befinden, bringt er seine Produkte an den Mann und an die Frau. Der 25-Jährige weiß, dass er in Sachen Vermarktung noch Nachholbedarf hat. Hier setzt er aber wiederum auf ein gesundes Wachstum sowie auf Mundpropaganda. „Ich denke, dass es gerade die Menschen auf dem Land noch sehr schätzen, wenn Qualität auf ihren Tellern landet. Und das könnte aus betriebswirtschaftlicher Sicht mein Vorteil sein.“ Es ist zudem geplant, die Angebotspalette nach und nach zu erweitern – ohne sich allerdings genaue Vorgaben zu machen.
Schockbilder aus dem Bereich der Massentierhaltung haben sich beim Oberseilberger derartig eingeprägt, dass für ihn trotz aller unternehmerischer Bestrebungen das Tierwohl immer im Vordergrund steht – und, das schwört er sich selber, immer stehen wird. Nicht nur, weil es alle Lebewesen verdient haben, ein würdevolles Dasein zu fristen. Sondern auch, weil Josef Eder davon überzeugt ist, dass man Tierwohl schmecken kann. Und auch, dass eine natürliche Lebensweise der Masttiere sowie eine möglichst stressfreie Schlachtung dazu führen, das man im Falle der Fälle gesund wird – und es dann auch leibt…
Helmut Weigerstorfer
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Kontakt: Weidefleisch Eder (0162-6231128)