Finsterau. Neben den eigentlichen landwirtschaftlichen Anwesen spielten insbesondere auch Gebäude kleinerer Natur eine bedeutende Rolle im Alltag der Bauernschaft des Bayerischen Waldes – wie etwa Granitstall, Dörrboden und Flachsbrechhaus. Im elften Teil unserer Hog’n-Serie über die Höfe und Häuser im Freilichtmuseum Finsterau stellen wir die Nebengebäude vor, die einst im Landkreis Freyung-Grafenau ihren Standort hatten.

Seit 2010 Ist im Granitstall des Freilichtmuseums Finsterau eine Ausstellung zum Natursteinbau eingerichtet.

Der Granitstall stammt aus Rosenberg. Wahrscheinlich ist er im Jahr 1789 erbaut worden. Abgebaut wurde er 1979. Der Wiederaufbau im Museum begann 1982, vier Jahre später wurde er fertiggestellt. Der einst in Gsenget stehende Wassergrand datiert zurück auf das Jahr 1791.

Der Dörrboden von außen betrachtet.

Der Dörrboden war einmal in Lackenhäuser beheimatet. Erbaut wurde er wohl im 19. Jahrhundert; abgebrochen 1970, im Museum wiedererrichtet 1979;

Werbung
       

Das Flachsbrechhaus ist ein Relikt aus Rehberg. Errichtet wurde es wohl Mitte des 19. Jahrhunderts; abgebrochen 1979, wiedererrichtet 1982;

Bei größeren Betrieben war es üblich, für jeden Zweck ein eigenes Gebäude zu errichten. Seit dem 19. Jahrhundert waren die Bauern zudem bestrebt, diese Gebäude so anzuordnen, dass ein allseits von Häusern umschlossener Hof entstand. Der Petzi-Hof im Freilichtmuseum ist dafür ein besonders eindrucksvolles Beispiel.

Nachhaltiger Granit

Der Granitstall war ursprünglich als Kuh- und Ochsenstellung in eine Vierseithofanlage eingebunden. Bemerkenswert an diesem Bau ist, dass fast alle Bau- und Einrichtungsteile aus Granit gefertigt sind: massive Granitplatten als Decke, gehalten durch dicke, steinerne Unterzüge, die auf sorgfältig behauenen Granitsäulen aufruhen. Auch der Boden des Mist-Futter-Ganges, die Barren und die Abteilungen der Stände sind aus Granit hergestellt.

Werbung
       
Blick ins innere des Granitstalls.

Diese massive Bauweise mag zu aufwändig erscheinen – dabei muss bedacht werden, dass in dieser Gegend der Granit als Baustoff regelrecht vor der Türe lag. Arbeitskräfte – wie Alois Graf, dem das Sachl aus Rumpenstadl gehörte – waren zudem billig. Ihren Lohn erhielten sie oft in Brotgetreide ausbezahlt. Zudem war die Granit-Bauweise auf lange Sicht betrachtet eine recht ökonomische, da diese – im Gegensatz zum Bauen mit Holz – verrottungsbeständig war. 1986 wurde das Vorfeld des Stalls mit Wasser angereichert, 2010 erhielt er eine didaktische Ausstattung, die sich u.a. der Verwendung des Granits im ländlichen Hausbau widmet.

Per Schublade an die trocknende Sonne

Der Dörrboden ist mit einem einfachen Mechanismus ausgestattet, mit dessen Hilfe eine Art Schublade auf eine Balkenkonstruktion vor dem Haus hinausgefahren werden kann. In der Lade wurde nasses oder unreifes Getreide ausgebreitet und bei geeignetem Wetter an die Sonne befördert. Das Gebäude weist einen rechteckigen Blockbau aus starken Fichtenbalken vor, der auf einer Grundfeste von Granitsteinen errichtet wurde. Das stark geneigte Dach besitzt eine Scharschindeldeckung.

Die drei Bestandteile des Brechhauses

Das Flachsbrechhaus an seinem ehemaligen Standort in Rehberg in der Gemeinde Grainet.

Flachsbrechhäuser waren aufgrund der Brandgefahr meist abseits des Hofes oder Dorfes gelegen. Das machte sie wiederum zu beliebten Treffpunkten für Liebespaare. Der alte Ludwig Kainz vom Petzi-Hof wusste zu berichten, dass es selten langweilig war, wenn zum Dörren des Flachses Tag und Nacht geheizt werden musste.

Das Brechhaus des Freilichtmuseums besteht aus drei verschiedenen Konstruktionsteilen: einem in Blockbauweise errichteten Dörr-Raum, dem gemauerten Heizherd mit Kamin und dem eigentlichen Brechelraum, der als verbrettertes Ständergerüst gezimmert ist. Im Brechhaus fanden zwei wichtige Arbeitsgänge bei der Flachsverarbeitung statt: das Dörren der Flachsstängel und das anschließende Brecheln im Vorraum.

da Hog’n

Die Informationen stammen aus dem Buch „Freilichtmuseum Finsterau – Die Bauernhäuser und ihre Geschichte“ von Martin Ortmeier; Dietmar Klinger Verlag, Passau, 2009. ISBN 978-3-932949-87-6


Dir hat dieser Artikel gefallen und du möchtest gerne Deine Wertschätzung für unsere journalistische Arbeit in Form einer kleinen Spende ausdrücken? Du möchtest generell unser journalistisches Schaffen sowie die journalistische Unabhängigkeit und Vielfalt unterstützen? Dann dürft ihr das gerne hier machen (einfach auf den Paypal-Button klicken).


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert