Finsterau. Es gibt größere und es gibt kleinere Kapellen, in denen die Waidler seit jeher ihre Gedanken und Gebete Richtung Himmel schickten. Die Kapelle als Ort der Andacht und Besinnung, als Ort der Ruhe und Kontemplation. Im zehnten Teil unserer Hog’n-Serie über die Höfe und Häuser im Freilichtmuseum Finsterau stellen wir die Holzkapelle vor, die im Dorf Schwolgau in der Gemeinde Büchlberg im Landkreis Passau vorzufinden war.

Die Dorfgemeinschaft des Weilers Schwolgau bei Büchlberg traf sich an der Kapelle zu Maiandachten.

Die ehemals gemeinschaftliche Kapelle wurde als verbretterter Holzständerbau mit steilem, ziegelgedecktem Satteldach im Jahr 1822 errichtet. Die Renovierungen der Holzkapelle erfolgten in den Jahren 1875 und 1934. Der Umzug von ihrem ursprünglichen Standort nach Finsterau fand 1996/1997 statt. Ausgestattet ist sie mit einem Kruzifix, Gedenktafeln für verschiedene Persönlichkeiten der Museumsgeschichte (u.a. Museumsgründer Bezirkstagspräsident Sebastian Schenk, Bürgermeister Leopold Graf und ehemal. Kreisheimatpfleger Peter Dellefant) sowie Vorkopfbrettchen mit Inschriften.

Erstmals renoviert im Jahr 1875

Bis zum Herbst des Jahres 1996 stand im Dorf Schwolgau bei Büchlberg eine bescheidene, verbretterte, fensterlose Kapelle. Der einfache Holzbau, der 174 Jahre zuvor wohl in Eigenleistung der Dorfgemeinschaft errichtet worden war, schien unbedeutend. Lediglich das geschnitzte und bemalte Arma-Christi-Kreuz über dem Alter erfreute sich allgemeiner Aufmerksamkeit.

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Die Kapelle ist ein Holzständerbau über rechteckigem Grundriss, ohne technische Besonderheit. Der Verschlag ist mit gesägten und besäumten Brettern von Nadelholz erstellt. Das steile Satteldach hat eine Eindeckung aus Biberschwanzziegeln, der Dachüberstand ist gering. An einer Giebelseite öffnet sich die Kapelle zu einer derben Lattengittertüre, über der eine Oberlichte angebracht ist. Das wellenförmige Lattengitter der Oberlichte, die ornamental gesägten Vorkopfbrettchen und die grüne Fassung des umlaufenden Bretterverschlags stellen den einzigen Schmuck des Außenbaus dar. Eine Blechtafel über der Oberlichte beinhaltete wohl einmal ein Bild – vermutlich ein Madonnen-Bild.

Die Innenraumfassung in kräftigen Farben geht wohl auf eine Renovierung des Jahres 1875 zurück. Über den wenigen schmalen Bänken und dem Altar schweben Sterne, die auf die blau gefasste Stülpschalung unter dem Dach aufgemalt sind.

Treffpunkt für junge Leute

Beim Abtrag des Bauwerks sind zwei mit Bleistift aufgetragene Bauinschriften zu Tage getreten. Sie standen an der Rückseite der Vorkopfbretter über dem Eingang verborgenerweise eingeschrieben: Erbaut 1822/ Renovirt 1875/ Renovirt 1934/ Georg Sicklinger/ Zimmerer“ lautet eine der beiden Inschriften.

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Die weitere, vermutlich ebenso aus dem Jahr der zweiten Renovierung 1934, ist zugleich eine heimliche Liebeserklärung: Dorfschönheit/ Berta Wolf/ Bauerstochter/ Schwolgau/ Jungfrau“. Auch diese Inschrift stammt wohl von Georg Sicklinger. Gewiss war die etwas abseits gelegenen Kapelle Treffpunkt für die jungen Leute aus Schwolgau und der Umgebung gewesen.

Ein geschnitztes, farbig gefasstes Hauskreuz aus dem Umfeld Waldkirchens, das vom Museum bereits einige Jahre zuvor gekauft und renoviert worden war, ersetzt heute das Arma-Christi-Kreuz, das in Schwolgau blieb, um dort eine neue Kapelle zu schmücken.

da Hog’n

Die Informationen stammen aus dem Buch „Freilichtmuseum Finsterau – Die Bauernhäuser und ihre Geschichte“ von Martin Ortmeier; Dietmar Klinger Verlag, Passau, 2009. ISBN 978-3-932949-87-6


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