Bierhütte. Die Verunsicherung ist groß in der überschaubaren Bevölkerung des kleinen Dorfes Bierhütte in der Gemeinde Hohenau. Das ist dem Anrufer und Familienvater, der sich stellvertretend für die rund 170 Bewohner an die Hog’n-Redaktion gewandt hat, deutlich anzumerken. Der Grund: Im Ort geht das Gerücht um, dass schon bald bis zu 80 afghanische Flüchtlinge im einstigen Romantik-Seehotel untergebracht werden sollen.
„Wir leben hier in einem Dorf mit etwa 70 Haushalten“, berichtet der Anrufer, dessen Name der Redaktion bekannt ist, und fügt sogleich hinzu: „Wir haben kein gutes Gefühl, wenn da plötzlich so viele Menschen hierher kommen.“ Er habe nichts gegen Flüchtlinge, doch wirklich wohl sei ihm nicht bei der Vorstellung, dass womöglich bald eine große Zahl an afghanischen Männern sich in dem derzeit im Netz als „Wohnpark Bierhütte“ präsentierenden Gebäude aufhält – flankiert von Security-Beschäftigten. „Auf unserer Anlage im idyllischen Dorf Bierhütte im Landkreis Freyung-Grafenau bieten wir moderne Zimmer für Monteure und Arbeiter, welche in der Region des Bayerwalds tätig sind“, werden die Räumlichkeiten auf der zur Unterkunft gehörigen Website angepriesen.
Übergangswohnheim für afghanische Ortskräfte
Es soll dem Anrufer zufolge bereits eine Brandschutz-Begehung durch die Feuerwehr stattgefunden haben, wodurch das Gerücht überhaupt erst aufgekommen sei. Er habe den Eindruck, dass die Informationspolitik seitens der Behörden diesbezüglich bis dato zu wünschen übrig lasse. „Es muss hier sobald wie möglich mit offenen Karten gespielt, die Bevölkerung aufgeklärt werden“, so seine Forderung. „Wir wollen wissen, was hier genau geplant ist, damit Ängste abgebaut werden bzw. gar nicht erst entstehen können.“
Auf Hog’n-Nachfrage teilt die Pressestelle des Landratsamts Freyung-Grafenau mit, dass man hierzu keinerlei Informationen habe – und verweist auf die Kollegen der Regierung von Niederbayern. Diese bestätigen, dass an den Gerüchten etwas dran ist. „Der Eigentümer des Wohnparks ‚Bierhütte‘ ist Ende Januar auf die Regierung von Niederbayern zugekommen und hat das Objekt zur Anmietung angeboten. Ein erster Ortstermin noch im Januar ergab, dass sich das Hauptgebäude grundsätzlich gut für die Unterbringung afghanischer Ortskräfte eignen würde“, informiert Katharina Kellnberger, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Mit dem Begriff „afghanische Ortskräfte“ werden laut Wikipedia Menschen afghanischer Herkunft bezeichnet, „die aufgrund ihrer Tätigkeit für die Bundeswehr in ihrem Heimatland in Gefahr geraten sind und eine entsprechende Gefährdungsanzeige abgegeben haben“. Im Rahmen des sogenannten „Ortskräfteverfahrens“ ist ihnen Schutz in Form von Einreise- und Aufenthaltsmöglichkeiten für sie und ihre Kernfamilie in Deutschland gewährt worden.
„Die Idee, dieses Gebäude als sogenanntes Übergangswohnheim zu nutzen, wurde mit den Kommunalpolitikern vor Ort besprochen“, teilt Katharina Kellnberger weiter mit. „Derzeit klärt der Eigentümer noch baurechtliche Fragen. Erst wenn von Eigentümerseite alle Fragen geklärt sind, wird die Regierung gegebenenfalls konkretere Planungen anstellen.“ In Niederbayern gibt es derzeit fünf dieser Übergangswohnheime, gibt die Pressestelle weiter Auskunft. „In diesen Wohnheimen kommen Personen solange unter, bis sie selbst privat eine Wohnung gefunden haben. Der ‚Betrieb‘ dieser Wohnheime in Niederbayern ist weitgehend problemlos.“
Eigentümerin will sich nicht äußern
„Derzeit laufen Gespräche mit dem Landratsamt und der Regierung von Niederbayern“, bestätigt auch ein Sprecher der Gemeinde Hohenau. Wann und ob überhaupt Geflüchtete im ehemaligen Romantik-Hotel einquartiert werden, dazu könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Dies hänge insbesondere von Brand- und Denkmalschutzauflagen ab. Die Voraussetzungen dafür werden derzeit geprüft, betont auch der Rathaus-Mitarbeiter und gibt zu bedenken: „Möglicherweise ist ja der finanzielle Aufwand für gewisse notwendige Umbauten zu hoch, sodass der aktuelle Eigentümer das Vorhaben am Ende nicht umsetzt.“
Das Gebäude ist im Besitz von Familie Rath – so ist es dem Impressum der Homepage zu entnehmen. Angela Rath teilt dem Hog’n gegenüber am Telefon mit, dass sie sich zu den aktuellen Gegebenheiten nicht äußern wolle – wir sollen uns an den Bürgermeister der Gemeinde Hohenau wenden.
Feststeht: Vor rund eineinhalb Wochen hat dem Rathaus-Sprecher zufolge ein weiterer Ortstermin stattgefunden. Unter anderem mit dabei: Marlene Altenkamp, Kreisbaumeisterin am Landratsamt Freyung-Grafenau. Der nächste Schritt lautet: „Der Eigentümer muss nun die entsprechenden Planungen vorlegen, dann wird weiter geprüft.“
Stephan Hörhammer