Mauth. Er kam einst aus der Großstadt, brach alle Brücken hinter sich ab und suchte sich einen der abgelegensten Flecken im Bayerischen Wald, um sich dort ungestört seiner Passion, der Landschaftsmalerei, widmen zu können. Franz Staller, der fast vergessene Kunstmaler von Mauth, sowie dessen Ehefrau Sophia hatten es wahrlich nicht leicht, als sie in den 1920er Jahren in den Woid kamen. Doch vom Wald war er fasziniert, ihm gehörte seine Liebe. Eine Ausstellung, die das Onlinemagazin da Hog’n in Kooperation mit dem Nationalpark Bayerischer Wald durchführt, zeigt im ehemaligen Mauther Forstamtsgebäude, wo heute die Tourist-Info untergebracht ist, nun seine Werke.

„Eine außergewöhnliche Erscheinung“: Mit diesen Worten beschrieben die Waidler in und um Mauth den Kunstmaler Franz Staller (1880 bis 1956) nicht nur einmal. Foto: Ignaz Garhammer

Ausgangspunkt für alles, was mit der Wiederentdeckung des 1880 in München geborenen Mannes zu tun hat, war ein Fund im Depot des Wolfsteiner Heimatmuseums. Der Freyunger Hobby-Historiker Max Raab kramte vor einigen Jahren darin herum und traf auf eine dort gehortete Bildersammlung. Dabei sind ihm zwei besondere Exponate aufgefallen: „Sie waren in Aquarelltechnik gefertigt, nicht besonders groß, etwa im DIN-A5-Format und einfach gerahmt“, erinnert sich der 73-Jährige. Das erste zeigte das Schloss Wolfstein von der Westseite als Gesamtansicht, das zweite detailliert den Schlossinnenhof in einer besonderen Maltechnik. „Da es sich um Originale handelte und sie zum Museum passten, nahm ich sie aus dem Depot und hing sie an einem schönen Platz in der großen Stube auf. Beide Bilder waren signiert mit Franz Staller.“

Die Neugier und der Zufall

Raabs Neugier ist es zu verdanken, dass in der Folge mehr und mehr in Vergessenheit Geratenes über Franz Staller ans Tageslicht kam. Und auch der Zufall spielte erneut eine tragende Rolle: „Einige Tage später stand ein mir persönlich gut bekannter Besucher lange vor den Bildern und sagte, nachdem er die Signatur entziffern konnte, er kenne diesen Maler aus seiner Kindheit, die er in Mauth verbracht hatte.“

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Max Raab begann zu forschen, suchte weiter nach möglichen Zeitzeugen, die den armen Mauth’ler Maler, wie viele ihn bezeichneten, noch persönlich kannten und ihn in Erinnerung hatten. Und er wurde fündig – zum Beispiel in Johann Poxleitner, Therese Haydn oder Hilde Herzog. Als außergewöhnlicher Glücksfall entpuppten sich jedoch die Aufzeichnungen von Inge Poxleitner, die akribisch niederschrieb, wie sie als junges Mädchen den Künstler erlebte und was sie aus den Erzählungen ihrer Mutter über ihn und dessen Frau Sophia wusste.

„Freilich, sie alle waren damals noch Kinder, jeder hatte ihn ein bisschen anders im Gedächtnis – es lagen ja mehr als 60 Jahre dazwischen“, blickt Max Raab zurück und ergänzt: „Alle waren sich aber in einem Punkt einig: Der Maler Franz Staller war eine außergewöhnliche Erscheinung. Das gleiche galt, vielleicht sogar noch etwas mehr, für seine Frau Sophie.“

Leihgaben aus dem Landkreis Freyung-Grafenau

Insgesamt 44 Originale von Franz Staller sind ab sofort im Gebäude der Tourist-Info Mauth (Mühlweg 2), das sich im Besitz des Nationalparks Bayerischer Wald befindet, ausgestellt und stehen den Besuchern zur Besichtigung bereit. Dabei handelt es sich um Leihgaben des Wolfsteiner Heimatmuseums sowie Bürgern des Landkreises Freyung-Grafenau, die die Bilder seit Jahrzehnten im Privatbesitz hegen und pflegen. Eigentlich hätte die Ausstellung bereits im Oktober (offiziell) eröffnet werden sollen, doch aufgrund der Corona-Beschränkungen kam es immer wieder zu  Verzögerungen.

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Die Öffnungszeiten lauten: 

  • Montag bis Donnerstag von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr
  • Sonntag von 9 bis 12 Uhr

Vor Ort liegen Mappen über das Werk, Leben und Schaffen Franz Stallers aus. Heimatkundler Max Raab hat diese in akribischer Detailarbeit zusammengestellt. Wer sich vorab gerne einen Einblick verschaffen möchte, dem sei an dieser Stelle nochmals unsere neunteilige Hog’n-Serie über das Ehepaar Staller empfohlen (einfach klicken), die ebenfalls auf die von Max Raab zusammengestellten Informationen basiert. 

da Hog’n


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