Lusen. „Nächstes Jahr mach ich noch fertig – dann ist Schluss“, sagt Lusenwirt Heinz Duschl. Eine gewisse Traurigkeit ist nicht zu überhören. Insgesamt neun Jahre lang hat er dann das Zepter im 1.373 Meter über dem Meer gelegenen Schutzhaus geführt, hat gemeinsam mit seiner ehemaligen Partnerin Bettina Freund und dem Lusen-Team etliche Wanderer und Tagesausflügler bewirtet und bekocht. Die Suche nach einem neuen Pächter ist bereits angelaufen.
„Das ist ein körperlich sehr aufreibender Job – und wenn man mal über 60 ist, ist man eben nicht mehr über 40“, antwortet Heinz Duschl in seiner unverkennbaren Art auf die Frage, warum er nur noch bis 31. Oktober 2022 den Lusenwirt macht. Hinzu kommen private Gründe, die der 63-Jährige nicht öffentlich preisgeben möchte.
„Mir blutet schon heute das Herz“
„Wenn ich aufhöre, bin ich fast 65“, blickt der Preyinger voraus. Bestes Renteneintrittsalter also. Obwohl: „Die zehn Jahre hier heroben hätte ich schon noch gerne voll gemacht“, gibt er offen zu. Doch daraus wird nun nichts mehr. Sein Entschluss steht fest. Ein Jüngerer soll die Zügel ab dem kommenden Jahr in die Hand nehmen. Einen Wunschkandidaten hätte er bereits für seine Nachfolge, doch Namen möchte er keinen nennen. Er will niemanden bevorteilen und das Bewerbungsverfahren nicht beeinflussen.
„Neu renoviert – Pelletsheizung & Solar – Duschen & Sanitär komplett saniert“ – damit wirbt die Sektion Grafenau des Bayerischen Waldvereins als Betreiber des 1938 erbauten Gebäudes aktuell um einen neuen Pächter bzw. ein neues Pächterpaar. Zwei Gastzimmer mit 90, die Fichtenstube mit 20 und eine Freifläche mit 130 Sitzplätzen stehen zur Verfügung. Zudem bietet das Schutzhaus mit 19 Betten reichlich Übernachtungsmöglichkeiten. Bewerbungen werden bis zum 7. Januar 2022 entgegen genommen. Derzeit sind noch die Handwerker zugange, die sich um die Erneuerung der sanitären Anlagen kümmern. Am zweiten Weihnachtsfeiertag (26. Dezember 2021) wird das Schutzhaus gewohntermaßen wieder für den Gastbetrieb eröffnet. In den Weihnachtsferien erfolgt die Bewirtung täglich, nach den Ferien dann jeweils freitags, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr.
„Mir blutet schon heute das Herz, wenn ich an den Abschied denke.“ Aus seiner momentanen Gefühlslage macht Heinz Duschl keinen Hehl – und fügt hinzu: „Das wird für mich wohl die schwerste Trennung meines Lebens.“ Er habe seine Aufgabe als Gastronom in luftiger Höhe stets mit viel Herzblut realisiert – „auch wenn’s vielleicht nicht immer so ausgeschaut hat und nicht immer jeder Gast mit mir zufrieden war; doch jedem kann man’s nicht recht machen – das war und ist auch nicht mein Anspruch.“
Pläne für das Leben nach dem Lusen
Sein Fazit nach bis dato acht Jahren fällt überwiegend positiv aus. Er habe sich mit der Aufgabe als Pächter des Schutzhauses einen Traum erfüllt, für den er auch vieles opfern musste. Seine Pläne für die Zukunft, für sein Leben nach dem Lusen: „Ich möchte eine größere Radtour machen, ein paar Monate unterwegs sein, entlang der deutschen Grenze, möchte generell viel reisen und die Welt anschauen, wenn’s finanziell und gesundheitlich passt.“
Auf „seinen“ Bayerwald-Berg will und kann er freilich auch in den kommenden Jahren nicht verzichten – und daher regelmäßig mit seinem Hund hinaufwandern. Frei nach dem Motto: „Allein ist es im Himmel nicht schön – mag sein, aber auf dem Lusen, da geht’s.“ Heinz Duschl weiß: „Ich habe hier viele Herzensmenschen getroffen, die mir nahe liegen.“ Sein letztes Jahr will er daher noch in vollen Zügen genießen. Dann ist es an der Zeit, die Koffer zu packen und wieder talwärts zu marschieren.
Stephan Hörhammer