Chamerau. Haus und Hausherrin könnten nicht besser harmonieren: Betritt man Katrin Ehebergs „Alm“, wie sie ihr Zuhause liebevoll nennt, taucht man sogleich in eine wärmende, heimelige und wohltuende Atmosphäre ein. Genauso verhält es sich im Gespräch mit der Yoga-Lehrerin. Die 43-Jährige lebt ihre Berufung. Sie strahlt aus, woran sie glaubt. Das macht sie so authentisch und vertrauenswürdig.
„In meinem früheren Leben war ich Bauzeichnerin und Büroarbeiterin“, erzählt Katrin Eheberg und ergänzt: „Aber ich habe schnell festgestellt, dass mein Leben eine andere Richtung einschlagen wird.“ Zum diesem Richtungswechsel beigetragen hat ihr schmerzvolles Leben mit einer Autoimmunerkrankung, die sie seit ihrer frühen Kindheit begleitete.
„Ayurveda hat mir mein Leben gerettet“
Nach ihrer Ausbildung zur Wellness- und Fitnesstrainerin schlossen sich diverse Fortbildungen an: Massage- und Aromatherapie, Yoga und Coaching. Die Expertise ist umfangreich. „Viele Leute haben in dieser Zeit zu mir gesagt, dass ich nicht weiß, was ich will und von einem zum anderen drifte“, erinnert sie sich heute lachend. „Ich wusste aber immer, dass alle Fäden zusammenlaufen würden und ich mich so umfassend bilden will, dass ich mein ganzheitliches Wissen weitergeben kann“.
Genauso ist es heute. Momentan absolviert die Naturliebhaberin eine Ausbildung zum Ayurveda-Coach, die sich über zwei Jahre erstreckt. „Ayurveda hat mir mein Leben gerettet und meinen Leidensweg vor zwei Jahren beendet. Wir würden sonst heute nicht hier zusammen sitzen“, sagt sie. Ayurveda ist die uralte indische Heilkunst, die Lehre vom gesunden Leben. Die ayurvedische Philosophie beruht darauf, den Menschen ganzheitlich zu betrachten und somit Körper und Geist in Einklang zu bringen. Dabei kommt der Ernährung eine besondere Bedeutung zu.
Die Rauhnächte: Eine alte Tradition neu entdeckt
Doch auch ein anderer, weit mehr bekannter Bereich, der weniger weit entfernt liegt als der asiatische Subkontinent, hat es ihr angetan: die Rauhnächte. Seit einigen Jahren liegen diese wieder regelrecht im Trend. In Buchhandlungen sind ganze Regale mit Büchern, Workbooks, Kartendecks und Räucherutensilien dazu befüllt. Eigentlich zelebrieren die Menschen die Rauhnächte bereits seit Jahrhunderten – vor allem auch hier im Bayerischen Wald, waren und sind sie doch für viele ein wichtiger Bestandteil dieser besonderen Zwischenzeit
Es ist die dunkelste Zeit des Jahres. Das alte Jahr ist noch nicht zu Ende gegangen und das neue hat noch nicht begonnen. Ihren Ursprung haben jene zwölf Tage/Nächte in der Umstellung des Mond- auf den Sonnenkalender. Ein Mondjahr hat 354 Tage, das Sonnenjahr 365 – somit bleibt die Lücke von elf Nächten und zwölf Tagen. Eine Zeit außerhalb der Zeit, vom 25. Dezember bis zum 6. Januar. Manche beginnen diesen Abschnitt bereits am 21. Dezember, der Wintersonnwende. Besonders in Skandinavien ist dieser Tag bedeutungsvoll: Das Julfest wird gefeiert.
Die Rauhnächte können als eine Art Seelenreise betrachtet werden. Es ist eine Zeit der Einkehr, der Ruhe, der Innenschau. Altes wird abgeschlossen und losgelassen, Neues wird willkommen geheißen. Draußen ist es kalt und mancherorts verschneit. Keine Arbeit, die ruft. Der Mensch ist (dr)innen, im wahrsten Sinne des Wortes. Viele verbinden die Rauhnächte vor allem mit dem Räuchern, was durchaus ein wesentlicher Bestandteil ist. Doch da gibt’s noch einiges mehr: Jede(r) dieser zwölf Nächte/Tage symbolisiert den jeweiligen Monat im neuen Jahr und gibt bereits Aufschluss über das neue Jahr. Deswegen ist es wichtig auf Träume zu achten, auf Ereignisse des Tages, auf Gedanken, Gefühle – kurzum bewusst zu leben, hinzuschauen, hinzufühlen und die Sinne zu öffnen. „Ich zelebriere die Rauhnächte schon seit zehn Jahren – und das nicht nur in diesen zwölf Tagen, sondern während des ganzen Jahres“, berichtet Katrin Eheberg. „Für mich ist es etwas völlig Natürliches, dass das in meinen Alltag integriert ist.“
„Katrin, biete doch einen Kurs an!“
In ihren Kursen und Workshops erzählt sie viel über die Rauhnächte. „Denn ich versuche alles, was ich mache, den Jahreszeiten und der Natur anzupassen.“ Stets im November kommt sie so auch auf die Rauhnächte zu sprechen. „Letztes Jahr fragten mich einige meiner Yogis, ob ich nicht einen Kurs dazu anbieten könne, weil sie noch viel mehr über das Thema wissen möchten. Da sich auch letztes Jahr schon die Corona-Lage zuspitzte und ein Lockdown absehbar war, entstand die Idee, das Ganze online zu machen.“
Online bedeutet hierbei nicht, dass es etwa Zoom-Meetings, sprich: Video-Konferenzen, mit der Gruppe gibt. Für den Austausch wurde eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet. Diese reiche aus, um mögliche Fragen zu klären oder einfach in Kontakt mit der Chamerauerin und den anderen Teilnehmern zu bleiben, wenn man dies gerne möchte. Alle nötigen Infos zum Räuchern, zur Vorbereitung auf die Rauhnächte, das dazugehörige Workbook, Meditationen und Yoga-Anreize gibt es vorab. Jeder Teilnehmer kann dann nach Belieben und Zeitfenster darauf zugreifen. „Mir ist es wichtig, dass jeder die Tage so gestaltet, wie es zu ihm oder ihr passt, wie es sich am besten in den Tag integrieren lässt. Keinesfalls soll Stress daraus werden oder noch ein weiterer Punkt auf der täglichen To-Do-Liste. Dann wäre die Intention komplett verfehlt“, betont die 43-Jährige.
Alltagstauglichkeit ist Katrin Eheberg generell sehr wichtig in all ihrem Tun. Aufwändige, zeitintensive Übungen werden wohl langfristig nicht umgesetzt, weil die meisten Menschen nur über wenig zusätzliche Zeit verfügen – daher sollte alles praktikabel, familienfreundlich und harmonisch in den Alltag integrierbar sein. Häufig braucht es nicht viel, um wirklich viel für sich selbst zu tun. „Es ist die Beschäftigung mit sich selbst, die Innenschau, das Bewusstsein schaffen – und keine straffe, abzuarbeitende Liste“, gibt sie nochmals zu bedenken.
Die Intuition – ein mächtiger Begleiter
Auch in diesem Jahr wird der Rauhnachtskurs wieder ein bestimmtes Thema haben. „Ich bin ein sehr intuitiver Mensch und sehr naturverbunden. Ich versuche so gut wie möglich mit und in der Natur zu leben. Ich gehe täglich in den Wald, wenn es zeitlich klappt“, sagt sie. Bei einem Waldspaziergang mit ihren Liebsten eröffnete sich das Thema des diesjährigen Kurses ganz von selbst. Es hat quasi die Yoga-Lehrerin von sich aus gefunden. „Wir waren gerade unterwegs, auf einmal sagte ich Stopp – und da war es!“
„Das Räuchern wird heuer zentral im Kurs stattfinden“, verrät sie vorab. Jener Ritus hat eine lange Tradition – nicht nur im Bayerischen Wald – und gilt als Schutz und Segen zugleich. Die Bauern räucherten ihren Stall aus, um Feuer und Krankheit von den Tieren abzuhalten. Auch in Häusern wird geräuchert, um die alte Energie durch neue zu ersetzen und das Gebäude energetisch zu reinigen. Obendrein ist das Räucher-Ritual in vielen Familien ein wichtiger Bestanteil, gibt Halt und Sicherheit, vermittelt etwas Vertrautes, weiß Katrin Eheberg, die sich schon jetzt auf viele neue Kursteilnehmer freut. „Mein Angebot ist ein fürsorglicher Gefährte für das ganze Jahr, um sich selbst zu finden und vor allem gut für sich selbst zu sorgen.“
Melanie Zitzelsberger
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