Als Holzdraht wurden runde, gerade Stäbchen aus Nadelholz, vornehmlich Fichte oder Tanne, bezeichnet. Das zur Herstellung erforderliche Holz musste absolut astfrei und feinjährig sein. Zur Herstellung dieser Rundstäbe wurden Hobel mit speziell gekröpften und mit Bohrungen versehenen Hobelmessern verwendet. Je nach Durchmesser der Stäbchen, hauptsächlich zwischen zwei und vier Millimeter, hatte so ein Hobeleisen zwei bis fünf runde Bohrungen.
Die gespaltenen Scheite wurden wegen der leichteren Verarbeitung und – sofern es die geforderte Länge der Stäbe zuließ – in heißem Wasser gedämpft. Über die dann fest eingespannten Scheite wurde zügig der Hobel geschoben. Die Stäbchen wurden abgenommen, zu Buschen gebunden und im Freien getrocknet. Die Hobelarbeit war sehr anstrengend und kräftezehrend, deshalb wurde der Hobel häufig von Hilfspersonen zusätzlich mit einem Seil gezogen.
Herstellung bis in die 1960er Jahre
Aufkäufer brachten diese Stäbchen – sie konnten bis zu einer Länge von sechs Metern hergestellt werden – in Manufakturen, wo sie zu Rollos, Sonnenschutzmatten, Tischläufer usw. verwoben wurden. Zu den größten Abnehmern gehörten die Mittelmeerländer.
Tüftler bauten sich dann später, so etwa nach 1930, Vorrichtungen, die – angetrieben mit Wasserkraft – den Hobel über das Holz zogen, so dass der „Hölzlstesser“, wie er auch genannt wurde, den Hobel nur mehr aufsetzen und führen musste. In dieser teilmechanisierten Weise wurde Holzdraht bis in die 1960er Jahre im Bayerischen Wald in vielen Dörfern hergestellt.
von Heimatkundler Max Raab