Frauenau. Die Corona-Pandemie hat dem Bild-Werk Frauenau existentiellen Schaden zugefügt, wie Sarah Höchstetter, seit 2018 Geschäftsführerin der bekannten Kunst- und Kultureinrichtung im Bayerischen Wald, berichtet. Einzelne Kurse, ja ganze Kurs-Blöcke mussten binnen der vergangenen beiden Jahre abgesagt werden, weil Teilnehmende sich zurückzogen oder die Grenzen nach Bayern nicht passieren konnten. Bei erhöhtem Arbeitsaufwand sei rund ein Viertel der erwarteten Einnahmen weggefallen, Fördermittel wurden vorzeitig aufgebraucht, informiert die 33-Jährige. Eine notgedrungen ins Leben gerufene Auktion konnte den Fortbestand nun sichern – vorerst.
Unter dem Motto „Rettet das Bild-Werk“ wurden jüngst mehr als einhundert hochwertige Kunst-Objekte im Rahmen einer vor Ort durchgeführten Live-Versteigerung an den Mann bzw. die Frau gebracht. Die Exponate stammten allesamt aus dem Fundus derjenigen Künstler und Künstlerinnen, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten selbst an der Akademie unterrichtet hatten. „Die Auktion ist besser gelaufen als erwartet“, zieht Sarah Höchstetter zufrieden Bilanz. „Mehr als 80 Prozent der eingereichten Kunstspenden – darunter Werke internationaler Kunstschaffender in den Bereichen Glas, Malerei, Druckgrafik, Bildhauerei und Keramik – haben wir unter den Hammer gebracht.“
Gut 30.000 Euro eingenommen
An die 60 Bieter hatten sich in „Tom’s Hall“, dem Herzstück des Bild-Werks, eingefunden – darunter überwiegend Kunstinteressierte sowie Freunde und Förderer aus der Region. Neben den Vertretern des Glasmuseums Frauenau gaben unter anderem auch der Sparkassenvorstand sowie der Landkreis Regen in Person von Kreisrat Dr. Ronny Raith ihre Gebote ab. Letzterer war für die sich im Urlaub befindliche Schirmherrin der Versteigerungsaktion Rita Röhrl zugegen. „Ebenso hatten wir gut fünfzehn schriftliche Gebote aus ganz Deutschland und der Schweiz vorab bekommen.“
Das Objekt, das den höchsten Betrag erzielen konnte, war der „Budda-Kopf“ von Bild-Werk-Gründer Erwin Eisch mit dem Titel „Bodiswada“: Dieser brachte 2.900 Euro ein – „wobei er noch deutlich unter Wert verkauft wurde“, wie die Geschäftsführerin betont. Der vorsteuerliche Gesamterlös der von Jürgen Huber (ehemaliger Regensburger Bürgermeister) durchgeführten Auktion beläuft sich auf zirka 33.500 Euro. „Abzüglich Unkosten könnten am Ende glatte 30.000 Euro übrig bleiben“, lautet Höchstetters Prognose.
Umbruchphase angebrochen
Doch die Gesamtlage bleibt weiterhin angespannt: „Wir wissen nicht wie’s weitergeht in Sachen Corona und hoffen, dass nächstes Jahr wieder ein Normalbetrieb möglich ist“, teilt die 33-Jährige weiter mit. Das Bild-Werk habe bereits vor der Pandemie stets auf Kante kalkuliert, sei immer nur knapp über dem finanziell möglichen Limit über die Runden gekommen. „Zudem befinden wir uns momentan in einer großen Umbruchphase“, informiert Sarah Höchstetter: 2018 habe man eine dreijährige Förderperiode seitens der Alexander-Tutsek-Stiftung für das Bild-Werk zugesprochen bekommen. Als „Glück im Unglück“ bezeichnet Sarah Höchstetter die Förderung in Höhe von 180.000 Euro seitens der Stiftung. Damit konnten gewisse Verluste abgefangen und die Geschäftsführerstelle weiter finanziert werden.
„Daraufhin habe ich hier die Geschäftsführung vor Ort übernommen, wodurch die Vorstandschaft entlastet werden konnte.“ Deren Aufgabenschwerpunkt in der Folgezeit beinhaltete, ein Zukunftskonzept zu entwickeln, mit dem die Einrichtung langfristig auf stabilen Beinen steht und mit dem man „dauerhaft von einem ehrenamtlich nicht zu bewältigendem Ausmaß an Arbeit wegkommt, ohne die Funktionalität des Bild-Werks einzuschränken“.
Vieles sei in den letzten drei Jahren professionalisiert worden, man habe neue Strukturen geschaffen und die Akademie-Preise für die Kursteilnahme auf international vergleichbares Niveau gehoben. „Die Erhöhungen kamen jedoch im Corona-Jahr 2020, daher haben wir bis dato noch keinen Vergleich, wie sich diese künftig auswirken“, erklärt die Geschäftsführerin.
„Wir haben noch große Pläne“
Ist das „Bild-Werk“ nun gerettet oder nicht? „Gerettet ist ein schwieriger Ausdruck, weil wir noch nicht an dem Punkt angelangt sind, an dem wir sagen können, dass wir ohne weitere finanzielle Probleme in die Zukunft blicken können – wir haben freilich noch große Pläne, wofür wir noch mehr Geld brauchen. Doch die akute Rettung ist geschafft.“
Ein größeres Projekt im Bild-Werk-Rahmen, das 2018 angelaufen ist und nun auf die Zielgerade einbiegt, nennt sich „Glass Works“. Dabei erhalten zehn junge Kunstschaffende, die eine Ausbildung oder Studium abgeschlossen haben und sich im Übergang zur Professionalität in der Glasbranche befinden, ein Stipendium inklusive Trainingsprogramm vor Ort. „Wir wollen uns künftig verstärkt noch in Sachen Nachwuchsförderung engagieren“, schaut die 33-Jährige hoffnungsfroh voraus.
Stephan Hörhammer