Eins vorweg: Derjenige, der mit Corona infiziert die Disco Tenne in der Nacht auf vergangenen Samstag besuchte, war weder geimpft noch genesen. Der „Übeltäter“ konnte aus welchen Gründen auch immer die Lokalität betreten, ohne einen in seinem Falle notwendigen (negativen) PCR-Test vorgelegt zu haben. Das bestätigt Landkreis-Pressesprecher Heiko Langer auf Hog’n-Nachfrage noch einmal explizit. Dennoch macht dieser Vorfall in Patersdorf auf frappierende Art und Weise deutlich, dass die 3G-Regel (sowie ihre Varianten 2G und 3Gplus) bereits nach kurzer Zeit grandios gescheitert ist.
Diese These lässt sich zum einen mit einem Blick auf die Stimmungslage innerhalb der Bevölkerung untermauern. Rund um die Hog’n-Berichterstattung in punkto Tenne-Terz wird ziemlich schnell deutlich, was ein Querschnitt der Gesellschaft von 2G, 3G und 3Gplus mittlerweile hält – nämlich so gut wie gar nichts: „Jeder Geimpfte oder Genesene kann das Virus tragen und weiterverbreiten und somit auch anwesende negativ Getestete infizieren. So what? Aber seit wann interessiert Logik, wenn’s um Durchsetzung einer Agenda geht“, schreibt ein der User.
Nicht nur ein weiterer Facebook-Kommentator schlägt in eine ähnliche Kerbe: „Den Schwachsinn vielleicht einfach beenden. Geht in anderen Ländern ja auch. Warum lasst ihr euch wegen dem Virus eigentlich so teilen? Ohne Impfung: Symptom frei; Geimpfte: auf intensiv (…), die Nächsten trotz Impfung: positiv. Hört auf euch wie eine Gesellschaft aus zwei Schichten zu benehmen.“
Die Stimmung wird zunehmend aggressiver
Getestet, geimpft oder genesen? Diese Frage beschäftigt die Menschen derzeit wie keine andere – und entzweit sie zunehmend. Es gibt die Impfbefürworter, die Impfgegner – und diejenigen, die dazwischenstehen, die Verunsicherten, die nicht so recht wissen, was denn nun richtig und was falsch ist. Die einen pochen darauf, dass sich jeder impfen lassen soll, um die Pandemie endlich zu beenden. Die anderen betonen die vermehrt auftretenden Impfdurchbrüche – oder wollen sich einfach nicht dazu zwingen lassen, Moderna, Biontech & Co. ihrem Körper zu verabreichen. Fehlt nur noch, dass es ähnlich wie bei Masernpartys für Kinder zu bewusst herbei geführten Groß-Infektionslagen kommt, um endlich als Genesen zu gelten.
Die Krux daran: Jede Seite hat ihre durchaus nachvollziehbaren Argumente, die sie mit Vehemenz gegen die jeweils andere ins Feld führt und somit – bewusst oder unbewusst – die jeweils andere ausblendet. Die gefährliche Folge: Die Stimmung – insbesondere in den sog. Sozialen Medien – wird zunehmend aggressiver. Es wird sich gegenseitig ausgegrenzt – ganz so, als es wäre es das Normalste der Welt. Was völlig abhanden zu kommen droht: ein sachlicher, lösungsorientierter Dialog auf Augenhöhe.
Warum müssen nicht alle getestet werden?
Nach der zu Corona-Beginn vorherrschenden Ohnmacht und dem darauf folgenden, vom Inzidenzwert diktierten Dasein sind wir demnach in der bisher gefährlichsten Phase der Pandemie angekommen. Einerseits, weil Infektionsketten nicht mehr nachvollzogen werden können – ja, auch Genesene oder Geimpfte können den Virus übertragen – und sich so die Frage stellt: Warum müssen weiterhin nicht alle getestet werden? Andererseits, weil Menschen – egal welcher Herkunft, Hautfarbe oder Charaktereigenschaften – darauf reduziert werden, welches der drei bzw. zwei Gs sie erfüllen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage in den kommenden (Winter-)Monaten entwickelt – und zu hoffen, dass am Ende irgendwann nur noch ein 1G übrig bleibt: gesund.
Kommentar: Helmut Weigerstorfer
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