Eines der historisch bedeutsamsten Bodendenkmale Ostbayerns, das manchmal fälschlich als Schwedenschanze bezeichnet wird, befindet sich am Südostrand des Stadtgebietes von Cham. Genauer gesagt im dortigen Ortsteil Altenstadt. Um zu dem Platz nahe der Einmündung der Chamb in den Regen zu gelangen, folgt man vom Chamer Zentrum aus zuerst der Altenstadter Straße und danach der Reichsburgstraße nach Osten. Letztere Straße endet dann zwischen einigen Häusern ungefähr 50 Meter vor dem Westsaum einer mächtigen und noch guterhaltenen Wallanlage (um 49°13’23.65’’N 12°41’35.51’’O). Da Hog’n mit einem abschließenden Blick in das jüngst erschienene Buch „Keltenschanzen, Ringwälle, Burgställe“ von Manfred Böckl.
Das mehr oder weniger ovale Areal dieser Wallburg weist eine Länge von 300 und eine größte Breite von 180 Metern auf. Einst war es in seinem gesamten Umfang von einem sehr starken Erdwall mit vorgelagertem Graben umgeben. Heutzutage ist von dem Wall noch ein mächtiger Teilabschnitt von circa 50 Metern Länge erhalten, der bis zu 18 Meter breit und siebeneinhalb Meter hoch ist. Außerdem ist an einer Stelle des Erdwalles der Rest einer Wehrmauer aus Trockenmauerwerk zu sehen, und bei Ausgrabungen im 20. Jahrhundert konnte auf dem Festungsgelände ein aus Steinen erbauter Keller freigelegt werden.
Der Chamer Galgenberg – ein schauriger Ort
Dies sind die in unseren Tagen noch sichtbaren Überreste der Reichsburg Camma – einer in ihrem ältesten Kern wahrscheinlich auf das späte 8. Jahrhundert zurückgehenden karolingischen Königsfestung. Die Reichsburg Camma (oder Cham) wurde also vermutlich auf Befehl des Frankenkönigs und späteren Kaisers Karl erbaut. Aus dem Jahr 976 stammt die erste urkundliche Erwähnung der Reichsfestung. Anno 1040 versammelte König Heinrich III. hier ein großes Heer, um den Herzog von Böhmen anzugreifen. Und bis zur ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts war die Burg der Herrschaftssitz der Markgrafschaft Cham. Im einsetzenden Spätmittelalter sodann verlor die frühere Reichsfestung ihre Bedeutung. Immerhin aber war sie bis ins 15. Jahrhundert hinein noch von Burgmannen und deren Familien bewohnt, schließlich aber setzte der Verfall ein.
Zu ihrer Blütezeit im Hochmittelalter muss die Reichsburg dank ihres gigantischen Ringwalles und ihrer Innenbebauung einen imposanten Anblick geboten haben. Um eine Kirche mit Friedhof, die aus einer frühmittelalterlichen Kapelle entstanden war, scharten sich ein Königspalast sowie Häuser für die Burgleute und Unterkünfte für das Gefolge des Herrschers, wenn dieser in Camma weilte. Zudem gab es Lagerräume, Keller und Pferdestallungen. Und im Vorfeld der Festung lag ein Dorf, in dem Handwerker und Bauern lebten. Dazu Schiffsleute, denn zu der Reichsburg gehörte auch ein Flusshafen am Regen.
Wall- und Grabenreste sichtbar
Etwa einen halben Kilometer nordwestlich des großen Burgplatzes befindet sich ungefähr 300 Meter östlich der Wohnsiedlung Am Galgenberg auf einem bewaldeten Hügel ein schauriger Ort. Es handelt sich um den historischen Chamer Galgenberg (um 49°13’34.41’’N 12°41’22.12’’O). Dort haben im Mittelalter und auch noch in der Frühen Neuzeit Hinrichtungen stattgefunden. Die gehenkten oder geköpften Menschen wurden dann gleich an Ort und Stelle schändlich verscharrt. Die modernen Archäologen konnten den Bestattungsplatz bestimmen. Und auch auf dem Galgenberg scheint es vor langer Zeit eine Wallburg gegeben zu haben. Denn man kann dort noch einige Wall- und Grabenreste entdecken.
Manfred Böckl/ da Hog’n
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