Straubing. Als künftiger Ex-Kanzlerkandidat der Partei Die PARTEI kann sich Marco Schimpfhauser Hübscheres vorstellen als einen Arbeitsplatz zwischen AfD und Philipp Amthor. Beispielsweise: Klärgrubentaucher. Geld kassieren, ohne leisten zu müssen, sei dann aber doch ausreichend attraktiv, um als Direktkandidat im Wahlkreis Straubing ordentlich wahlzukämpfen, so der als Online-Redakteur tätige Schimpfhauser. Als Belohnung für seine (zukünftig und vielleicht) erfolgreiche Arbeit wünscht sich der 42-Jährige eine Packung „Merci“ und Applaus vom Balkon. Schließlich habe das fürs hiesige Pflegepersonal ja auch gereicht…
Enteignen für Dummies
Da Hog’n: In einem Satz: Politiker sein bedeutet für mich…
Marco Schimpfhauser: … mich zurückzulehnen und sich sicher sein zu können, dass andere Mist bauen, den man ihnen dann um die Ohren hauen kann.
Wieso glauben Sie, ist deshalb gerade der Deutsche Bundestag der richtige Ort für Sie und Ihre Arbeit?
Zugegeben gibt es bessere Arbeitsplätze, als zwischen AfD-Politikern und einem Philipp Amthor sitzen zu müssen. Beispielsweise Klärgrubentaucher. Aber ein offensichtlich völlig leistungsbefreites, bedingungsloses Grundeinkommen ist nun mal ein gutes Argument.
Was sind für Sie auf Bundesebene derzeit die wichtigsten und drängendsten Themen?
Die Bierpreisbremse ist eine geradezu sträflich unterschätzte Forderung der Partei „Die PARTEI“. Außerdem brauchen wir mehr Wohnfläche. So blöd wie die SPD damals in Berlin kann man sich ja kein zweites Mal anstellen. Daher enteignen wir die Deutsche Wohnen. Zum Ausgleich erhalten sie dafür unter anderem eine Packung Merci und Applaus vom Balkon. Musste ja fürs Pflegepersonal auch reichen.
Maximalwahlalter = Tod minus 18
Und auf kommunaler Ebene? Was braucht es in der Region?
Die bestehenden Radwege – oder das, was sich so nennt – sind natürlich eine hervorragende Idee, immer wieder spontan für freie Immobilien zu sorgen. Aber eventuell finden wir da bessere Ansätze. Außerdem brauchen wir mehr Poller. Nicht nur in Straubing – überall. Erste Feldversuche in der Nähe des Straubinger Brathauses haben gezeigt, wie sehr das die Automobilindustrie unterstützen kann.
In Niederbayern ist die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen traditionell eher gering. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Wie ließe sich das ändern?
Bei der vergangenen Europawahl gab es bundesweit den höchsten Prozentsatz an Stimmen für die Unionsparteien aus dem Landkreis Straubing-Bogen. Viele dieser Wähler haben sich inzwischen unter die Erde verkrochen. Daher fordern wir, die Letztwähler gänzlich aus der Verantwortung zu nehmen, um die Politik für Jüngere attraktiver zu machen. Wenn man die ersten 18 Jahre keine Stimme bekommt, braucht man auch die letzten 18 keine.
Kein Alkohol ist auch keine Lösung
Müssten Sie eine Partei abseits Ihrer eigenen wählen, welche wäre das – und warum?
Schwierig. Ich denke, Die Urbanen wären eine gute Wahl. Das würde den Konservativen auch so richtig auf den Sack gehen.
Woran muss Ihre eigene Partei in Zukunft am meisten arbeiten?
Wir dürfen uns den Rang als Satirepartei Nummer eins nicht von so Schnarchnasen wie der FDP streitig machen lassen. Selbst die CSU, die inzwischen ein Rauchverbot in Shisha-Bars fordert, versucht am Satire-Ufer zu fischen. Was kommt als nächstes? Alkoholverbot im Biergarten? NICHT MIT UNS!
Demoskopen im Rausch
Schafft es Annalena Baerbock (Grüne) ins Bundeskanzleramt, wäre das für Deutschland…
… immer noch besser als ein nordrheinfestfählischer Büttenredner.
Für Sie und Ihre Partei: Mit welchem Wahlergebnis wären Sie zufrieden?
Wir gehen – angesichts der Qualität der Mitbewerber – von mindestens 50 Prozent plus aus. Alles darunter wäre ein Offenbarungseid. Die Wahlsiegesfeier wird daher bei vielen Parteiverbänden bereits am 25. September abgehalten.
da Hog’n
Im Vorfeld der Bundestagswahl am 26. September 2021 verschickte da Hog’n Fragebögen an alle Direktkandidatinnen und -kandidaten aus den Wahlkreisen Deggendorf (227) und Straubing (231). Wir stellen sie in unregelmäßigen Abständen an dieser Stelle vor.