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Start im Landkreis FRG Ninnemann-Fall: „Ein solches Verhalten gibt es sehr selten“

Ninnemann-Fall: „Ein solches Verhalten gibt es sehr selten“

veröffentlicht von Helmut Weigerstorfer | 21.09.2021 | kein Kommentar
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Berlin/Lüneburger Heide/Innernzell. Seit fünf Monaten wird Lisa Ninnemann aus Innernzell inzwischen vermisst. Und selbst ihr Bruder Simon weiß nach dieser langen Zeitspanne realistischerweise, dass mit jedem weiteren Tag die Wahrscheinlichkeit sinkt, seine Schwester unversehrt wiederzusehen. Nichtsdestotrotz geben der KfZ-Mechaniker, dessen Bruder Felix und Mama Martina die Hoffnung nicht auf, Lisa wieder in ihre Arme schließen zu dürfen. Die Gründe für ihre Hoffnung sind einerseits emotionaler Natur. Andererseits läuft auch die offizielle Fahndung der Polizei noch auf Hochtouren.

Die Brüder Simon (links) und Felix sowie Mutter Martina Ninnemann hoffen weiterhin auf die Rückkehr von Schwester Lisa. Foto: Ninnemann

Zwar haben die ermittelnden Beamten gegenüber Familie Ninnemann bereits im Mai angekündigt (wir berichteten), dass die Suche wohl eingestellt wird. Bisher (Stand: 21. September) ist die offizielle Öffentlichkeitsfahndung allerdings noch einsehbar. „Es gibt noch einige Punkte, die abgeklärt werden müssen“, erklärt Polizeihauptkommissar Andreas Fuchs von der Polizeiinspektion Grafenau dazu. „Eine Einstellung wird erst dann vollzogen, wenn alles zu 100 Prozent geklärt ist.“

„Es gibt noch einige Punkte, die abgeklärt werden müssen“

Es bleibt also dabei: Der Fall Ninnemann ist mit vielen Fragezeichen behaftet. Genau diese Ungewissheit ist es, die die Zurückgebliebenen um Simon Ninnemann zermürbt. Der Bundesverband ANUAS e.V. kümmert sich um Menschen, die von dieserart Schicksalsschlägen betroffen sind. Die Hilfsorganisation für Angehörige von Vermisstenfällen mit Sitz in Berlin und bayerischen Außenstellen in Volkach und Ansbach bietet nicht nur individuelle Unterstützung an, sondern klärt auch allgemein über solcherlei Fälle auf. Schirmherr des Bundesverbands ist Axel Petermann. Das einstige Mitglied einer Mordkommission, das sich auch als Fallanalytiker und Autor einen Namen gemacht hat, spricht im Hog’n-Interview über die Arbeit von ANUAS, vermisste Personen im Allgemeinen sowie den Fall Ninnemann im Besonderen.

Kriminalist, Profiler, Autor und ANUAS-Schirmherr: Axel Petermann. Foto: Stefan Kuntner

Herr Petermann, erklären Sie uns doch bitte zunächst einmal was sich hinter dem Bundesverband ANUAS e.V. verbirgt?

Der eingetragene Verein ANUAS ist eine bundesweite Betroffenen-Opfer-Hilfe- und Selbsthilfeorganisation für Angehörige von Opfern nach Tötungsdelikten, zweifelhaften Suiziden und Vermisstenfällen. Darüber hinaus will der Bundesverband im Sinne sozialer Verantwortung und aus Erfahrungen der eigenen Betroffenheit für die Betroffenen als Hilfsorganisation Einfluss auf die Gesellschaft nehmen, um die Sorgen und Nöte dieser Menschen stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und Verbesserungen in der Umsetzung der Gesetze zu ermöglichen.

Wie sieht die Arbeit Ihres Vereins aus?

Information, Aufklärung und Beratung zu Opferrechten und zum Opferschutz erfolgen über die Kontakt- und Beratungsstelle – individuell, auf verschiedenen Wegen. Also direkt, online oder telefonisch. Über gesundheitspräventive, kriminalpräventive und integrative Projektarbeit wird für die Betroffenen Entlastung, Stabilisierung und Vertrauensaufbau ermöglicht – und damit verbunden gezielte Hilfen. Jährlich findet die bundesweite ANUAS-Themenwoche in Berlin statt. Die ANUAS-Fachliteratur sowie das ANUAS-Traumaportal dienen den Betroffenen, den Nichtbetroffenen sowie Fachleuten zur Wissensvermittlung und sensibilisiert für das Thema „Gewaltsame Tötung“, „Zweifelhafte Suizide“, „Vermisst“ und den jeweiligen individuellen Auswirkungen.

200 bis 300 Vermisstenfälle pro Tag in Deutschland

Wie viele Opfer und deren Angehörige nehmen jährlich an ihren Aktivitäten teil?

Monatlich wenden sich ca. 200 bis 250 Betroffene, also verschiedene Familienmitglieder, Arbeitskollegen, Freunde und Bekannte sowie Firmeninhaber, Krankenkassenvertreter, Rentenvertreter, Polizeibeamte, Hilfsorganisationsvertreter u.v.m. an den ANUAS mit Bitte um Rat bzw. Unterstützung. Die Themenwochen sind unterschiedlich besetzt, zwischen 30 bis 100 Teilnehmer. Dieses ist abhängig von den finanziellen Möglichkeiten. Der ANUAS finanziert sich seit 14 Jahren komplett selbständig – über Spendengelder, Mitgliedsbeiträge und der Unterstützung einiger weniger Krankenkassen.

Das Auto der Abgängigen (links) wurde auf dem Freibad-Parkplatz in Grafenau aufgefunden. Foto: Ninnemann

Vor dem Hintergrund des Falles Ninnemann, der den Bayerischen Wald seit April beschäftigt: Wie viele Menschen werden in Deutschland/in Bayern jährlich vermisst?

Am 1. März 2021 wurden in Deutschland 8.044 Menschen offiziell vermisst. In dieser Zahl sind sowohl Fälle von vermissten Personen enthalten, die sich innerhalb weniger Tage aufklären, aber auch seit vielen Jahren vermisst sind und deren Aufenthaltsort/Verbleib nicht festgestellt werden konnte. Pro Tag werden in Deutschland – für Bayern speziell kenne ich keine Zahlen – etwa 200 bis 300 Vermisstenfälle neu erfasst, allerdings wird die gleiche Anzahl von Vermisstenfällen wegen Erledigung gelöscht. Etwa 50 Prozent der vermissten Personen kehren innerhalb der ersten Woche zurück, innerhalb eines Monats „erledigen“ sich bereits über 80 Prozent. Nur bei etwa drei Prozent der Vermissten bleibt das Schicksal länger als ein Jahr ungeklärt. Etwa die Hälfte aller Vermissten sind Kinder und Jugendliche, mehr als zwei Drittel aller Vermissten sind männlich. Für ihr Verschwinden gibt es mannigfaltige Gründe, wie Probleme in der Schule oder mit den Eltern…

Ist ein Privatdetektiv sinnvoll?

Gibt es belastbares Zahlenmaterial, wie viele Vermisste freiwillig den Gang in die anonyme Fremde suchen und wie viele gewaltsam aus ihrem Umfeld gerissen werden?

Kann ich leider nicht nennen. Jedoch kann es sein, dass neben einem freiwilligen Verschwinden und dem Wunsch nach einem „neuen Leben“ die vermisste Person einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Gerade dann, wenn Frauen von einer zur anderen Sekunde verschwinden, so muss immer daran gedacht werden, dass diese einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind und im Rahmen häuslicher Gewalt oder einem Trennungskonflikt vom (Ex-)Partner getötet wurden.

Das offizielle Fahndungsfoto der Polizei. Foto: PP Niederbayern

Familie Ninnemann betont gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n immer wieder, Lisa würde „nicht so einfach abhauen“. Im Gegensatz dazu stehen Briefe bzw. Faxe, die scheinbar von Lisa stammen und in denen Sie ihren freiwilligen Abschied verkündet. Gibt es ähnliche Fälle in Ihrem Erfahrungsschatz?

Aus meiner Erfahrung als Leiter einer Mordkommission in Bremen weiß ich, dass es diese Fälle gibt: Menschen verschwinden – aus Sicht ihres Umfeldes – grundlos, hinterlassen keine Nachricht über ihren neuen Aufenthaltsort, um dann von Zeit zu Zeit doch wieder Lebenszeichen zu geben. Allerdings ist ein solches Verhalten sehr selten. Häufiger lag in solchen Fällen ein Verbrechen vor, bei dem der Täter versuchte, mit gefälschten Lebenszeichen vorzutäuschen, dass das Verschwinden der/des Vermissten auf einer freiwilligen Entscheidung basierte.

Was empfehlen Sie  Familie Ninnemann, wie sie endlich der Wahrheit auf den Grund gehen könnte? Ein Privatdetektiv? Oder besser auf die Polizei und deren Fahndungsarbeit vertrauen?

Bezug auf Art. 2 der Menschenrechtskonvention (EU-Recht): Recht auf Leben: Jeder Mensch hat das Recht zu erfahren, was mit seinem Angehörigen passiert ist. Die Polizei und deren korrekte Fahndungsarbeit ist gefragt und wichtig. Ein Privatdetektiv kostet Geld und erwirkt nach meinen Erfahrungen nicht viel. Wenn er zu Ergebnissen kommt, die von den Polizeiergebnissen abweichen, wird die Familie aufgerüttelt und zweifelt an der bisherigen Arbeit der Polizei – und bringt kein Vertrauen mehr auf. Wichtig ist auf jeden Fall eine genaue Untersuchung der Umstände, unter denen Lisa Ninnemann verschwand. Dabei sind u. a. Fragen wie diese zu beantworten: Wer ist diese Frau? Finden sich in ihrer Biografie Hinweise, die ihr Verschwinden erklären? Wann wurde sie zuletzt gesehen und mit wem? Welche Pläne hatte sie für die Zukunft? Wer bemerkte ihr Verschwinden? Gab es Erklärungsversuche aus Lisas Umfeld, die ihr Verschwinden erklären sollten?

„Erst zur Ruhe kommen, wenn das Schicksal geklärt ist“

Welche Ratschläge haben Sie für Familie Ninnemann parat, um im Alltag mit der Ungewissheit klarzukommen?

Entlastung, Stabilisierung, Vertrauensaufbau, Austausch mit anderen Betroffenen von Vermissten, begleitende Unterstützung durch Psychologen, wegweisende Gespräche mit und durch Therapeuten. Natürlich wird dadurch die Ungewissheit über Lisas Schicksal nicht weniger, doch es kann zu einer Stabilisierung der eigenen Person kommen, die ja auch sehr wichtig ist, um das eigene Leben zu meistern und die Gefahr von Abhängigkeiten durch Süchte zu reduzieren. Andererseits wird Lisas Familie erst dann zur Ruhe kommen, wenn sich ihr Schicksal geklärt hat.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Ihre Zukunft.

Interview: Helmut Weigerstorfer

_________________

Kriminalist, Profiler und Autor Axel Petermann hat jüngst ein weiteres Buch veröffentlicht. „Im Auftrag der Toten – Ein Profiler ermittelt“ ist seit 13. September bestellbar.

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Schlagwörter: ANUAS, Axel Petermann, Bundesverband ANUAS e.V., Hilfsorganisation, Innernzell, Interview, Lisa Ninnemann, Öffentlichkeitsfahndung, Opfer, Opferschutz, PI Grafenau, Polizei, Polizei Grafenau, Polizeihauptkommissar Andreas Fuchs, Simon Ninnemann, Traumaportal, vermisst, Vermisstenfall, Vermisstensuche
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