Moos. Wohlstand solle sich nicht nur an Wirtschaft und Kapital orientieren, sondern an den Menschen, insbesondere am Erhalt der Umwelt, fordert Rolf Sihr, Diplom-Bauingenieur aus Moos im Landkreis Deggendorf. Deswegen möchte der 57-Jährige als Direktkandidat des Wahlkreises Deggendorf für die ÖDP in den Bundestag. Für die Region wünscht er sich einen Ausbau der Bahn und ein ordentliches Radnetz. Eine Bundeskanzlerin Annalena Baerbock wäre für ihn immerhin „ein Hoffnungsschimmer“.
Fokus: Zukunft!
Da Hog’n: In einem Satz: Politiker sein bedeutet für mich…
Rolf Sihr: … der loyale und unabhängige Einsatz für unser Land, für alle Bürger, für die zukünftigen Generationen sowie für eine friedliche und gerechte Weltgemeinschaft.
Wieso glauben Sie, ist deshalb gerade der Deutsche Bundestag der richtige Ort für Sie und Ihre Arbeit?
Im Bundestag werden die richtungsweisenden Gesetze für unser Land erarbeitet und verabschiedet. Hier möchte ich dazu beitragen, dass Gesetze nicht nur die wirtschaftlichen Prioritäten berücksichtigen, sondern das Wohlergehen und die Zukunft aller Menschen und nachfolgenden Generationen. Ich möchte Einfluss nehmen, dass unsere Gesetzgebung verantwortungsvolles ökologisches Handeln sowie soziale und globale Gerechtigkeit verfolgt.
Was sind für Sie auf Bundesebene derzeit die wichtigsten und drängendsten Themen?
Die Klimaerwärmung, Umweltzerstörung und der Verlust der Biodiversität bedrohen das Leben, die Versorgung und den Wohnraum von uns Menschen. Wirksame Gegenmaßnahmen müssen in der kommenden Legislaturperiode umgehend eingeleitet und umgesetzt werden. Millionen von Menschen befinden sich infolge von Krieg, Unruhen oder mangels Perspektiven auf der Flucht. Fluchtursachen müssen durch friedenschaffende Maßnahmen, globale Gerechtigkeit und Aufbauhilfen beseitigt werden. Unser Sozialversicherungssystem muss für die Zukunft gerüstet werden. Insbesondere Gesundheits- und Pflegeleistungen müssen von der Gewinnorientierung abgekoppelt und an das Gemeinwohl ausgerichtet werden.
Vertrauen der Bürger in die Politik ist „stark geschädigt“
Und auf kommunaler Ebene? Was braucht es in der Region?
Der öffentliche Verkehr ist mehr oder weniger auf die Beförderung von Schülern ausgerichtet. Es bedarf eines flächendeckenden Ausbaus mit einer benutzerfreundlichen Taktung. Hierzu gehört auch der zweigleisige Ausbau der Bahn zwischen Deggendorf und Landshut sowie die Wiederbelebung der Ilztalbahn zwischen Passau und Freyung. Ebenso ist die Fahrrad-Infrastruktur mit einem zusammenhängenden, sicheren Netz, möglichst landkreisübergreifend, auszubauen. Bezahlbare Pflege- und Tagespflegeplätze müssen entsprechend dem Bedarf bereitgestellt werden.
In Niederbayern ist die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen traditionell eher gering. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Wie ließe sich das ändern?
Generell hat die Wahlbeteiligung abgenommen. Mangelnde Bürgernähe, Korruptionsaffären, Lobbyismus etc. haben das Vertrauen der Bürger in die Politik stark geschädigt. Vor Wahlen wird viel versprochen, aber dann wenig umgesetzt. Abhelfen kann eine ehrliche, unabhängige Politik zum Wohle aller Bürger – und nicht einseitig zum Wohle der Wirtschaft und des Kapitals. Mehr Bürgerbeteiligung durch bundesweite Volksentscheide kann eventuell auch Abhilfe schaffen.
Abseits der ÖDP existiert keine Wachstumskritik
Müssten Sie eine Partei abseits Ihrer eigenen wählen, welche wäre das – und warum?
Ich bin unter anderem bei der ÖDP, weil wir unabhängig von Konzernspenden sind, weil wir uns mit einer ökologischen, nachhaltigen Politik dem Menschen verpflichtet haben, Gentechnik ablehnen, eine Abkehr von dem auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaftssystem fordern und uns für bundesweite Volksbegehren einsetzten. Diese Eigenschaften finde ich leider in keiner anderen Partei.
Woran muss Ihre eigene Partei in Zukunft am meisten arbeiten?
Uns und unsere politischen Ziele bekannter zu machen.
Hoffnungsträgerin Baerbock
Schafft es Annalena Baerbock (Grüne) ins Bundeskanzleramt, wäre das für Deutschland…
…ein Hoffnungsschimmer, da zu erwarten ist, dass der Umwelt- und Klimaschutz eine angemessene Bedeutung auf der politischen Agenda erhält.
Für Sie und Ihre Partei: mit welchem Wahlergebnis wären Sie zufrieden?
Als kleine Partei freuen die ÖDP und ich uns über jeden Wähler. Wir machen bereits in vielen Kommunalparlamenten eine gute Politik und haben ein gutes politisches Programm. Auch in vielen Volksentscheiden haben wir unsere Bürgernähe bewiesen. Jede Stimme ist bei mir und der ÖDP gut angelegt. Ein großer Erfolg wäre der Einzug in den deutschen Bundestag.
da Hog’n
Im Vorfeld der Bundestagswahl am 26. September 2021 verschickte da Hog’n Fragebögen an alle Direktkandidatinnen und -kandidaten aus den Wahlkreisen Deggendorf (227) und Straubing (231). Wir stellen sie in unregelmäßigen Abständen an dieser Stelle vor.