Straubing. Knapp 70 Jahre ununterbrochene CSU-Regentschaft seien für die Meinungsvielfalt in der Region nicht gerade förderlich gewesen, findet Maximilian Spielbauer, Mitglied der Kreisverbandsvorstandschaft Niederbayern-Mitte und Direktkandidat der Linkspartei im Wahlkreis Straubing. Der 25-jährige Student der Volkswirtschaftslehre fordert daher mehr Möglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger, sich politisch einzubringen. So wie es „insgesamt“ einfach „mehr von allem“ brauche: mehr Kitas, mehr Schulen, mehr Kultureinrichtungen, mehr Unterhaltungsmöglichkeiten, mehr Sportplätze und Hallen für diverse Sportarten…
Berlin als größter Hebel
Da Hog’n: In einem Satz: Politiker sein bedeutet für mich…
Maximilian Spielbauer: … den Willen der Wähler:innen zu befolgen und dem Volk zu dienen.
Wieso glauben Sie, ist deshalb gerade der Deutsche Bundestag der richtige Ort für Sie und Ihre Arbeit?
Im Bundestag werden die wichtigsten Entscheidungen und Gesetze für Deutschland beschlossen. Auf Landes- oder Regionalebene kann man auch viel verändern, aber um wirklich nachhaltig und flächendeckend für Verbesserungen zu sorgen, kommt man an Berlin nicht vorbei.
Was sind für Sie auf Bundesebene derzeit die wichtigsten und drängendsten Themen?
Wir müssen die Pandemie und ihre Nachwirkungen sozialverträglich überwinden. Des Weiteren brauchen wir dringend eine neue Renten- und Sozialpolitik, genauso wie eine pazifistische Außenpolitik. Auch bei der Gesundheits- und Wohnungspolitik gibt es einen immensen Nachholbedarf. Wir müssen den Klimawandel stoppen und aufhören unsere Umwelt auszubeuten.
„Wir bräuchten mehr direkte Demokratie“
Und auf kommunaler Ebene? Was braucht es in der Region?
Ein gut ausgebauter ÖPNV ist unumgänglich für eine nachhaltige Zukunft. Die Landflucht muss gestoppt werden, die Menschen brauchen Perspektiven vor Ort. Durch die voranschreitende Digitalisierung können immer mehr Menschen von Zuhause aus arbeiten, was bei guter Infrastruktur nicht zwingend in der (Groß-)Stadt sein muss. Insgesamt braucht es mehr von allem: mehr Kitas, mehr Schulen, mehr Kultureinrichtungen, mehr Unterhaltungsmöglichkeiten, mehr Sportplätze und Hallen für diverse Sportarten, etc.
In Niederbayern ist die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen traditionell eher gering. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Wie ließe sich das ändern?
Seit 1953 ist die CSU in der Region an der Macht und hat das Direktmandat immer gewonnen. Wenn man eine abweichende Meinung zu einem Thema hat, kann man tun, was man will – man findet kein Gehör. Diesen Umstand empfinden bestimmt viele Menschen als entmutigend und gehen lieber gleich gar nicht zur Wahl. Wir bräuchten mehr direkte Demokratie, zum Beispiel durch Volksentscheide auf Bundesebene oder ähnliche Mittel, damit sich Menschen aktiv in die Politik einmischen können. Somit könnte man „denen da oben“ aufzeigen, was die Menschen wirklich wollen.
„Wir sind schon immer ein Schmelztiegel“
Müssten Sie eine Partei abseits Ihrer eigenen wählen, welche wäre das – und warum?
Bei dieser Bundestagswahl würde ich mich kurzfristig zwischen Bündnis 90/die Grünen und der SPD entscheiden – je nachdem, welche Partei am wahrscheinlichsten eine Regierung der Union und/oder der FDP verhindert.
Woran muss Ihre eigene Partei in Zukunft am meisten arbeiten?
Am Zusammenhalt. Wir waren schon immer ein Schmelztiegel von unterschiedlichen linken Ansichten, da gibt es naturbedingt viele Reibereien. Jedoch darf uns das nicht von unseren Zielen abbringen, für diejenigen zu kämpfen, für die niemand sonst kämpft.
Spielbauer hofft auf fünf Prozent plus X
Schafft es Annalena Baerbock (Grüne) ins Bundeskanzleramt, wäre das für Deutschland…
… je nach Regierungszusammensetzung eine Chance für eine bessere Zukunft für Deutschland, Europa und die Welt.
Für Sie und Ihre Partei: mit welchem Wahlergebnis wären Sie zufrieden?
Bei den Erststimmen bin ich mit allem über vier Prozent mehr als zufrieden, da wir 2017 nur 3,6 Prozent hatten. Bei dem Zweitstimmenanteil würde ich im Wahlkreis 231 auf über fünf Prozent hoffen – bundesweit wäre unser Wunschziel zweistellige Werte einzufahren.
da Hog’n
Im Vorfeld der Bundestagswahl am 26. September 2021 verschickte da Hog’n Fragebögen an alle Direktkandidatinnen und -kandidaten aus den Wahlkreisen Deggendorf (227) und Straubing (231). Wir stellen sie in unregelmäßigen Abständen an dieser Stelle vor.