Bei Thomas Knott kann es nur heißen: Nomen est omen. Mit seiner Liste „Stimme gegen Fraktionszwang“ setzt er sich vehement gegen die Verparteilichung der Politik ein und plädiert für parteilose Direktkandidaten. Er selbst tritt im Wahlkreis Straubing an und will sich im Falle eines Einzugs in den Bundestag für mehr direktdemokratische Instrumente einsetzen und auch Nichtwählerinnen und Nichtwähler wieder zur Urne bringen. „Ganz im Sinne der Subsidiarität“ will der in Oberschneiding im Landkreis Straubing-Bogen beheimatete Parteilose sich kommunalpolitisch eher zurückhalten.
Mit Pioniergeist und Geduld in den Bundestag
Da Hog’n: In einem Satz: Politiker sein bedeutet für mich…
Thomas Knott: … mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung die Interessen der Bürger im Wahlkreis zu vertreten.
Wieso glauben Sie, ist deshalb gerade der Deutsche Bundestag der richtige Ort für Sie und Ihre Arbeit?
Dort werden Abgeordnete gebraucht, die nicht vom Staat oder aus Verbänden kommen, denn die sind dort überproportional vertreten. Sehen Sie politische Kräfte und Parteien, die stark genug sind um Gesetze und Verordnungen abzubauen? Ich kann das als unternehmerischer Mensch und als Parteiloser. Parteilose, unabhängige Bürgermeister sind mein Vorbild. Ich kann diese neue Art Politik zu machen mit Pioniergeist und Geduld in den Bundestag bringen. Wenn einer die Parteimauer überwunden hat, werden viele folgen und bessere Politik machen.
„Wir haben gute Gemeinderäte und Bürgermeister“
Was sind für Sie auf Bundesebene derzeit die wichtigsten und drängendsten Themen?
Die Mitbestimmung der Bürger in der Demokratie zur stärken. Das Tagesgeschäft können die Parlamente und Regierungen leisten, aber bei den wichtigen Sachfragen fehlt ihnen die Eingebung – und dann hören Sie auf die Lobbyisten. Nehmen wir das Problem der Überhangmandate und Überhangausgleichsmandate im deutschen Bundestag. Das wäre durch parteilose Direktkandidaten gelöst, denn für diese haben die Parteien entschieden, dass deren Erststimme doppelt wirkt und die Zweitstimme daher nicht zählt, wenn der sonstige Kandidat direkt gewählt wird. Das Bundesverfassungsgericht hat das bestätigt.
Träten die Direktkandidaten der großen Parteien jetzt und heute nur als sonstige Kandidaten an, könnten sie sich im Parlament dennoch auf Fraktionsdisziplin einigen. Dann gäbe es keine Überhang- und Ausgleichsmandate auch gegen den Widerstand der kleinen Parteien. Aber selbst das schaffen die Parteien seit Jahrzehnten nicht und wollen jetzt die Wahlkreise aufblähen und so die Wählerstimmen entwerten. Jedes Mal, wenn ein CSU’ler in Pension geht, wird sein Wahlkreis aufgeteilt? Wollen Sie das? Daher: Mitbestimmung durch die Bürger durch bundesweit verpflichtende Volksentscheide.
Und auf kommunaler Ebene? Was braucht es in der Region?
Wir haben gute Gemeinderäte und Bürgermeister auf kommunaler Ebene, darunter auch immer mehr Parteilose und Unabhängige und lokale Wählergemeinschaften. Weniger und bessere Gesetze und Verordnungen werden die Arbeit zusätzlich erleichtern. Ansonsten werde ich mich kommunal nicht einmischen – ganz im Sinne der Subsidiarität.
Nichtwähler als Zielgruppe
In Niederbayern ist die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen traditionell eher gering. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Wie ließe sich das ändern?
Leider glauben viele Wahlberechtigte, dass sie nichts bewirken mit ihrer Wahl. Volksentscheide mit der Erfahrung, dass man und frau eine Sache wirklich selber entscheidet, motivieren über viele Jahre. Die Kandidaten sind gefragt, um die Nichtwähler zu werben und nicht darauf zu vergessen, weil sie meinen, die Nichtwähler würden dann nicht sie wählen. Als Parteiloser sind die Nichtwähler für mich eine wichtige Zielgruppe, die ich mit dem Bulldog und mit Flyern erreiche. Ich habe keinen Listenplatz und muss mich besonders anstrengen. Den Willen der Menschen zu ändern ist aber nicht die Aufgabe von Staat und Politikern. Wer nicht will, der will halt nicht. Freiheit geht vor.
Müssten Sie eine Partei abseits Ihrer eigenen wählen, welche wäre das – und warum?
Ich habe in 35 Jahren als Wahlberechtigter alle gemäßigten Parteien schon selber gewählt. Nie ist das rausgekommen, was ich erwartet habe. Die Grünen haben sogar Volksentscheide aus ihrem Grundsatzprogramm gestrichen. Dafür wollen sie jetzt leichter beeinflussbare Bürgerräte einführen. Da wähle ich lieber parteilose direkte Abgeordnete. Da ich sonst keinen Parteilosen motivieren konnte – und ich habe drei gefragt -, habe ich mich dafür selber aufstellen müssen.
„Gegen Links-Grün, ohne rechts zu sein“
Woran muss Ihre eigene Partei in Zukunft am meisten arbeiten?
Die Möglichkeit, parteilose Kandidaten direkt in den Bundestag zu senden, muss bekannt werden. Der Abgeordnete der Zukunft wird von den Bürgern des Wahlkreis abgeordnet, nicht von der Partei dem Wähler vorgesetzt.
Schafft es Annalena Baerbock (Grüne) ins Bundeskanzleramt, wäre das für Deutschland…
… ein wahrscheinlich mögliches Wahlergebnis. Viele Wähler im Wahlkreis fürchten die Nachteile für die ländlichen Regionen in diesem Fall. Ich glaube, dass die Welt deshalb nicht untergeht. Genauso wird die Welt nicht am Klimawandel oder an den Klimaschutzmaßnahmen zu Grunde gehen. Wunschergebnis ist das aber nicht – und meine Wähler wissen, dass ihre Stimme für mich eine Stimme gegen Links-Grün ist ohne rechts zu sein – also eine Stimme für die verwaiste Mitte und für die ländlichen Wahlkreisinteressen Mobilität, Mobilfunk, weniger Gesetze und Verordnungen sowie mehr Mitbestimmung.
Tausche Milchkanne gegen Mobilfunklizenz
Für Sie und Ihre Partei: Mit welchem Wahlergebnis wären Sie zufrieden?
Als Parteiloser strebe ich zehn Prozent plus an, wobei das Plus auch die einfache Mehrheit sein kann. Schwupps, schon bin ich im Bundestag. Als erstes würde ich beim zuständigen Ministerium dann nicht mehr benötigte Milchkannen gegen Mobilfunklizenzen und Netzversorgungspflicht tauschen.
da Hog’n
Im Vorfeld der Bundestagswahl am 26. September 2021 verschickte da Hog’n Fragebögen an alle Direktkandidatinnen und -kandidaten aus den Wahlkreisen Deggendorf (227) und Straubing (231). Wir stellen sie in unregelmäßigen Abständen an dieser Stelle vor.