Bayerischer Wald. Ist der Krach, den ein vorbeirasendes Motorrad macht, Ihr Lieblingsgeräusch? Dann lesen Sie jetzt besser nicht weiter. Denn es geht um akustische Umweltverschmutzung – und zwar um eine der sinnlosesten Arten von Lärm und Krach neben Laubbläsern: Es geht um Motorradlärm. Auf der einen Seite sind da die Motorradfahrer, deren sehnlichster Wunsch es ist, sich elegant in die Kurve zu legen und dann zu beschleunigen. Auf der anderen Seite sind da die Lebewesen: Mensch und Tier, die von früh bis spät unter dem Jaulen, Knattern und Donnern leiden.

Bei Vollgas ist man bei Motorrädern Ruckzuck bei 100 Dezibel. Foto: Free-Photos/pixabay.com
Lärm macht krank, das wissen wir. Und Motorräder sind ja nicht gerade leise. Dezibelmäßig spielen sie in der Kreissägen-Liga – nicht viel leiser als ein Presslufthammer. Deswegen gibt es auch seit 2016 eine Grenze. Sie lautet: 77 Dezibel (dB). Problem gelöst? Im Gegenteil. Die 77 dB gelten für den Standbetrieb. Bei Vollgas zum Beispiel sieht das ganz anders aus. Ruckzuck ist man da bei über 100 dB. Deswegen gab es auch vor fast einem Jahr genau dazu eine Initiative im Bundesrat: Motorräder dürfen nicht lauter als 80 dB sein; zusätzlich für besonders geplagte Regionen: Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen. Und was ist seither passiert? Nichts!
Schon längst gibt es Lärmblitzer
Der Verkehrsminister blockiert – und in Bayern sieht es auch nicht besser aus. Vize-Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sagte einmal in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen: „Man muss nicht alles reglementieren und man muss mal alle fünfe gerade sein lassen. Sonst schleicht sich eine Verbotskultur ein, wo Menschen alles stört, vom krähenden Gockel bis zum Läuten der Kirchenglocken.“
Nun wenn aber der Gockel den ganzen Tag mit einer Stimmgewalt von weit über 100 dB krähen würde, dann wäre er doch schon längst heiser, oder? Und Kirchenglocken sind auch nicht so ausdauernd wie Motorräder. Es bleibt also nichts Anderes übrig, als sich selbst darum zu kümmern. So wie in St. Englmar im Bayerischen Wald: Dort hat die Polizei Lärmdisplays aufgestellt, die die Motorradfahrer höflich darauf hinweisen, dass sie zu laut sind. Schon längst gibt es Lärmblitzer.
Das funktioniert dann so wie bei der Geschwindigkeitskontrolle, die jeder kennt. Und was auch stimmt: Nicht alle Motorradfahrer sind zu laut. Wie immer im Straßenverkehr gibt es die bösen Buben und die, die einfach nur in Ruhe den Fahrtwind genießen. Trotzdem: Wäre es nicht besser statt aufs Motorrad öfters auf den Drahtesel zu steigen? Das ist nicht nur besser für die Ohren, sondern auch besser für die Wadeln – und fürs Klima sowieso.
Laut nachgedacht: Christoph Goldstein
Guten Tag Herr Goldstein,
ich möchte Ihnen gratulieren für diesen schlechten Artikel/ Kommentar. Sie haben alles was es zum Thema gibt in einen Topf geworfen und kräftig gerührt, damit solch ein Unfug herauskommen konnte.
Sie haben recht in Deutschland gibt es für Neufahrzeuge die Regelung von 77 dB/A, aber dies ist nicht das Geräusch im Stand, sondern während der Fahrt im Zweiten und dritten Gang bei ca. 35 bis 70 km/h.
Das Standgeräusch wird bei einer festgelegten Drehzahl (Individuell für jedes Fahrzeug, im KFZ Schein zu lesen, etwa 2/3 Nenndrehzahl) ermittelt.
Auch haben Sie recht, dass Lärm ungesund ist und krank machen kann. Aber dies betrifft alle Fahrzeuge und nicht nur Motorräder. Lärm ist ein sehr komplexes Thema.
Ein kleines Beispiel: An Ihrem Haus fahren gleichzeitig 10 Fahrzeuge mit jeweils 80 dB/A vorbei. Ist ja nicht laut, oder? Bei zehn Fahrzeugen haben Sie eine Lautstärke von fast 90 dB erreicht.
Motoradfahrer und Motorradfahrerinnen fahren nicht nur aus Hobby und reinem Freizeitvergnügen. Viele die ich kenne, fahren im Sommer nur Motorrad und im Winter nur Pkw.
Und auch viele Pkw werden nur zum vergnügen bewegt. Kinder zum Sport oder Sonntags zum Wandern, mal eben noch etwas einkaufen, oder die Freundin besuchen, zum shoppen in die Stadt, das sind doch auch alles „Spaßfahrten“, die könnte man genauso mit dem Rad oder den Öffentlichen bewältigen.
Ich gebe Ihnen aber auf alle Fälle Recht, dass sich etwas tun muss, um den Verkehrslärm zu senken.
Falls Bedarf für den nächsten Artikel besteht, können Sie sich gerne für tiefergehende Fragen an den Bundesverband der Motorradfahrer wenden.
Bundesverband der Motorradfahrer e.V.
2. Vorsitzender Michael Wilczynski
Referent Streckensperrungen