Hanf ist eine eher anspruchslose Kulturpflanze mit unzähligen Verwendungsmöglichkeiten. Allerdings ist der Hanfanbau noch immer umstritten. Für die einen ist Hanf eine Pflanze mit viel Potenzial, vielen Verwendungsmöglichkeiten. Für die anderen ist die Hanfpflanze gefährlich, weil Teile davon als Droge konsumiert einen Rauschzustand erzeugen. Dabei sind die positiven Aspekte, die die Inhaltsstoffe der Hanfpflanze mit sich bringen, unbestritten.
Zur Geschichte des Nutzhanfes
Wer die Hanfpflanze populär gemacht hat, spielt heute keine so große Rolle mehr. Die Nutzung von Hanf war schon von tausenden von Jahren üblich. Christoph Kolumbus hat die Fasern genutzt, um unverwüstliche Taue für seine Segelschiffe daraus zu machen und um die Welt zu segeln. Henry Ford hat in den 1940er-Jahren ein Auto gebaut, das die Fahrzeugwelt hätte revolutionieren können. Es war aus Hanfteilen gebaut und funktionierte mit einem Treibstoff auf Hanfbasis. Früher wurde die Pflanze sehr viel angebaut. Im Jahr 1929 hat Deutschland den Besitz der Hanfpflanze verboten. Das hat dazu geführt, dass der Nutzhanf vollständig von den Ackerflächen verschwunden ist. Erst seit 1996 hat sich die Landwirtschaft um Hanf wiederbelebt. Seit 2017 feiert die Pflanze ein kleines Comeback. Aber er kann sein schlechtes Image immer noch nicht ganz hinter sich lassen.
Nutzhanf feiert ein kleines Comeback
Das Patent von Henry Ford verschwand ebenfalls in irgendeiner Schublade aufgrund von Gesetzen in den Vereinigten Staaten. Mit dem „Marihuana Tax Act“ von 1937 wurde Hanf in den USA extrem teuer. Der Hanfanbau in industriellem Stil rentierte sich nicht mehr. Mittlerweile erlebt die Pflanze ein Comeback. Es hat sich nicht nur herumgesprochen, dass nicht alle Pflanzen psychoaktive Substanzen enthalten. Zudem hat die Hanfpflanze viele Vorzüge: Sie ist robust, verbraucht wenig Wasser, speichert CO2, verdrängt Unkraut und ist klimastabil. Deshalb hat auch der Anbau in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. Grundsätzlich dürfen nur landwirtschaftliche Betriebe Nutzhanf anbauen. Dennoch haben sich die Anbauflächen in Deutschland 2019 gegenüber 2016 mehr als verdreifacht – von 1501 auf 4508 Hektar.
Die meisten Hanfbauern sind in Bayern
Für den ständigen Anbau von Nutzhanf haben derzeit nur 67 Hanfsorten eine Zulassung laut Sortenliste der deutschen Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Im Jahr 2019 haben 576 landwirtschaftliche Betriebe bundesweit Nutzhanf angebaut. Zwei Jahre zuvor waren es noch nicht halb so viele mit 283 Betrieben. Dabei ist der Freistaat Bayern das Bundesland, in dem mit Abstand die meisten Betriebe Nutzhanf anbauen. Spitzenreiter Bayern hat 190 Betriebe vorzuweisen. Auf dem zweiten Platz folgt Niedersachsen, wo es 81 Hanfanbaubetriebe gibt. Flächenmäßig liegt Mecklenburg-Vorpommern mit einer Anbaufläche von 795 Hektar allerdings vorne. Bayern rangiert auf Platz vier mit 539 Hektar, noch hinter Niedersachsen mit 733 Hektar und Thüringen mit 543 Hektar.
Drei Produktgruppen aus einer Nutzhanfpflanze
Bei Hanf lassen sich im Wesentlichen drei Produktgruppen unterscheiden:
- Hanfsamen
- Hanffasern
- Cannabidiol (CBD)
Aus Hanffasern entsteht Kleidung, Dämmmaterial, Baustoffe und sie kommt in Verbundwerkstoffen zum Einsatz, als Ersatz für Kohlefasern. So hat der Porsche 719 Cayman GT4 Hanfgewebe anstelle von Carbonteilen. Winterhanf dient der Herstellung von Textilien.
Hanfsamen enthalten viele wertvolle Spurenelemente und essenzielle Fettsäuren. Sie sind eine ideale Ergänzung auf dem Speiseplan. Zudem haben die Pflanzen einen medizinischen Nutzen. Denn aus den Pflanzenteilen von Hanf entsteht nicht nur Tetrahydrocannabinol (THC), sondern auch Cannabidiol (CBD), das keinerlei berauschende Wirkung hat. CBD und viele weitere Inhaltsstoffe der Cannabispflanze haben eine positive Wirkung auf die Gesundheit. CBD wirkt antientzündlich, schmerzlindernd und kann sogar bei chronischen Darmerkrankungen oder Asthma helfen.
Nutzhanf ist sehr anspruchslos
Hanf ist eine leicht zu kultivierende Pflanze. Sie braucht wenig Wasser, denn sie verwurzelt auf bis zu drei Metern Tiefe. Zudem wächst und reift die Pflanze sehr schnell, sodass sie keinen Pflanzenschutz braucht. Die Aussaat erfolgt im April, die Ernte ist schon ab Juli möglich, sobald die Pflanze blüht. Sie hat einen Stickstoffbedarf von 80 bis 100 kg/ha. Für die Ernte sind allerdings spezielle Maschinen erforderlich.
Hürden auf dem Weg zum Hanfbauern
Strenge Regelungen und Auflagen erschweren es den Landwirten Nutzhanf anzubauen. Denn hier greift noch immer das Betäubungsmittelgesetz. Erst im Juni 2021 hat sich der Bundesrat gegen Lockerungen beim Hanfanbau ausgesprochen. Derzeit sind nur Hanfsorten erlaubt, deren THC-Gehalt bei weniger als 0,2 Prozent liegt. Außerdem ist es Pflicht, dass die Betriebe Mitglied in der landwirtschaftlichen Sozialversicherung sind. Geplant war, dass das Betäubungsmittelgesetz nicht mehr auf den Nutzhanfanbau angewendet werden sollte. Zudem war geplant, den Grenzwert für den THC-Gehalt und die Richtwerte für Nutzhanfprodukte anzupassen. Für die Kultur sollten künftig die gängigen Sortenzulassungsverfahren Anwendung finden. Damit hätten die Anbaubetriebe mehr Rechtssicherheit, vor allem Straffreiheit, wenn es anbaubedingt zu einem höheren THC-Gehalt kommt.
Zudem müssen die Landwirte die Kultur von Nutzhanf der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) anzeigen. Diese prüft den Gehalt an THC. Der Bauer darf seinen Hanf erst ernten, wenn die Prüfung abgeschlossen ist und ihm ein Freigabeschreiben der Bundesanstalt vorliegt. Für jede neue Aussaat ist vorgeschrieben neues Saatgut zu kaufen. Die Verwendung eigener Samen ist verboten, denn in der darauffolgenden Generation könnte der THC-Gehalt höher sein.
Die Vermarktung gestaltet sich für die Landwirte ebenfalls schwierig. Denn in Deutschland gibt es derzeit nur drei große hanfverarbeitende Betriebe. Daraus ergeben sich enorm große Transportwege, für viele Landwirte zu große, sodass sich der Anbau nicht lohnt.