Kollnburg. Ihr Herz für Tiere ist unendlich groß. Seit 2014 betreiben Birgit Schulze, gebürtig aus dem Münsterland, und der Baden-Württemberger Johannes Jung den Erdlingshof für Tiere in Kollnburg. Jung, der sich bereits von Kindesbeinen an dem Tierschutz verschrieben hat und bei der Albert-Schweitzer-Stiftung Berlin seiner Leidenschaft professionell nachgegangen ist, kam 2014 nach Kollnburg. Damals lebten auf dem baufälligen Hof bereits 40 Tiere. Kurze Zeit später kam Birgit Schulze dazu, die – obwohl sie Tiere schon immer sehr liebte – erst den beruflichen Weg zur examinierten Steuerberaterin eingeschlagen hatte. Die beiden widmen seither ihre ganze Kraft, Zeit und Leidenschaft den Tieren auf dem Erdlingshof.
Begrüßt wird man auf dem Erdlingshof nicht nur von Birgit und Johannes. Vier Hunde – nämlich Lukas, seine Mutter Laika, Bonzy und Kira – künden jeden Besucher freudig und lautstark an. Streichelt man als Besucher die Hunde, dauert es nicht lange, bis auch Schwein Vroni ankommt – um sich ebenfalls ihre wohlverdienten Streicheleinheiten abzuholen. Nicht zu vergessen Tigerkatze Lilly, die bei einem Rundgang durch den Hof nicht fehlen darf. Es ist ein faszinierendes Miteinander von großen und kleinen Tieren. Von jungen und alten, von gehandicapten und voll im Leben stehenden „Erdlingen“.
Ein Bild voll tierischem Leben
Die Tiere machen das Leben auf dem Hof mit sich selbst aus, bestimmen die Ordnung. Da kein Druck auf sie ausgeübt wird und sie ausreichend Freiraum haben, funktioniert das ganz von alleine. Die Ruhe und die Bayerwaldlandschaft unterstreichen diese Harmonie. Und ergeben in Summe ein Bild voller tierischem Leben und vor allem Freude am Leben.
So idyllisch das Zusammenleben der Tiere am Hof auf den Besucher wirkt, so traurig sind die Schicksale. Jedes Tier auf dem Erdlingshof steht mit seiner Geschichte für unzählige andere, die es nicht aus der Anonymität schaffen. Ob die Kaninchen Carina und Viola, die aus Versuchslaboren gerettet wurden, und jetzt in einem großen Freigehege zusammen mit den Ziegen friedlich leben. Stier Nico, der sich mit seiner Beinprothese bestens arrangiert hat. Die Esel Ole und Lara, die viele Jahre zum Bespaßen von Kindern und Gästen im Einsatz waren. Dann aber nutzlos wurden und geschlachtet werden sollten.
Manche vergessen diese traurige Vergangenheit nicht: Während Esel Ole sich gerne anfassen lässt, bleibt seine Gefährtin Lara aufgrund der negativen Erfahrungen fremden Menschen gegenüber zurückhaltend. Bekanntester Bewohner des Erdlingshofes ist Stier Ferdinand, der vor gut einem Jahr durch seine Flucht vor dem Schlachter Nähe Passau deutschlandweit durch die Medien ging. 11 Monate war Ferdinand, ein Charolais-Mix, damals erst alt. Jung hatte sich vehement für die Rettung des jungen Stieres, der zum Abschuss freigegeben werden sollte, eingesetzt. Ihn mit viel Geduld und dank eines weiteren Rindes, das als „Locktier“ eingesetzt wurde, aus dem Wald geholt, in dem sich das verängstigte Tier versteckt hatte.
Sie sind nicht mit erhobenen Zeigefinger missionarisch unterwegs
Obwohl Ferdinand so viel mitgemacht hatte, fasste er sehr schnell Vertrauen zu seinem Retter Johannes. Lies sich am ersten Tag im Erdlingshof bereits streicheln. Am dritten Tag legte er sich seelenruhig neben Johannes. Instinktiv spürte das Tier, dass es jetzt endlich in Sicherheit war, fühlte auch die Ruhe und Zuversicht der anderen Bewohner des Erdlingshofs. Die besondere Beziehung zwischen Ferdinand und Johannes sieht man auf den ersten Blick. Wohlig und voller Vertrauen schmiegt sich der Stier in die Arme von Johannes, wenn dieser ihn streichelt.
Die Philosophie von Birgit und Johannes: Jedes Tier hat ein Recht auf Leben. Der Erdlingshof heißt alle (!) Erdenbewohner gleichermaßen willkommen. Die Schere zwischen Mensch und Tier sei gar nicht so groß, so Jung. Auch Tiere möchten leben, kein Leid oder Schmerzen erfahren, knüpften Freundschaften und zeigten ihre Gefühle. Die Einteilung in Tiere Kategorie erster und zweiter Klasse – in Nutz-, Haus- und Labortiere – sei willkürlich vom Menschen aufgestellt und überholt.
Spricht man mit Birgit und Johannes, sieht man beiden bei jedem Wort, bei jeder liebevollen Geste für die tierischen Begleiter ihre uneingeschränkte Hingabe für die Tiere an. Sie leben täglich das, wofür sie stehen. Dabei sind sie weder mit erhobenem Zeigefinger noch missionarisch unterwegs.
Wichtig ist ihnen, ihre Überzeugung den Menschen darzulegen, nicht aber aufzudrängen. Daher sind für den Erdlingshof auch die Führungen und der Besuch von Schulklassen sehr wichtig. Etwas, das in Coronazeiten seit vielen Monaten leider nicht möglich ist. Ihre Werte aktuell nicht persönlich weitervermitteln zu können, schmerzt noch mehr als die finanziellen Einbußen in der Corona-Pandemie, wenn die Spenden zurückgehen. Aber die beiden Erdlingshof-Betreiber blicken zuversichtlich nach vorne und freuen sich jetzt schon, zu gegebener Zeit wieder Besucher begrüßen zu dürfen.
da Hog’n/Monika Häuslmeier
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Bereits ab 5 Euro/Monat kann man Patenschaften für Tiere am Erdlingshof übernehmen. Alle weiteren Informationen rund um den Erdlingshof bei Kollnburg gibt’s unter www.erdlingshof.de