Osterhofen. 2009 hatte Hans-Jürgen „Hanzo“ Vogel die Heavy-Rock-Band „5 Aces“ ins Leben gerufen. Zwölf Jahre später mischt sie – trotz so mancher Tiefschläge – immer noch mit im Schmelztiegel etlicher Regional-Combos, die insbesondere die Leidenschaft fürs Musikmachen antreibt. Von Corona will er sich nicht aus dem Konzept bringen lassen, wie der Osterhofener im Gespräch mit dem Onlinemagazin da Hog’n betont – und gibt sich kämpferisch. Seine Energie schöpft er unter anderem aus der Begeisterung für sein Idol Lemmy Klimister, dem legendären Sänger der Rock’n’Roll-Ikonen „Motörhead“.
Hans: Das letzte Interview mit Euch hatten wir vor mehr als fünf Jahren geführt – was hat sich seitdem bei „5 Aces“ getan?
Wir haben in der Zwischenzeit eine EP mit dem Titel „The Rainbow Machine“ und ein Musikvideo zum Song „Lightworker“ veröffentlicht. Lightworker ging so gut, dass wir dadurch viele coole Shows buchen konnten. Wir haben uns somit auch auf größeren Bühnen als echte Rock’n’Roller bewiesen. Für mich eine besondere Ehre und Freude waren die Shows mit Nashville Pussy, die für einen Grammy nominiert waren und die Lemmy Kilmister als seine Lieblingsband bezeichnet hat.
„Bei uns kriegst Du nur handgemachte Ware“
Wir teilten u.a. die Bühne mit Ohrenfeindt, Barb Wire Dolls, The Casualties, Dimple Minds, Los Fastidios und vielen mehr. Lightworker schaffte es im November 2018 in die Kategorie ‚Tracks of the Week“ im weltweit renommierten Classic Rock Magazine. Wir wurden von den Autoren unter anderem als „brillant“ und „die deutsche Antwort auf Motörhead“ bezeichnet.
Lemmy Kilmister, Dein großes Vorbild, befindet sich nun seit fünf Jahren im Rock’n’Roll-Olymp. Wie sehr vermisst Du ihn?
Ich vermisse ihn sehr als Inspirationsquelle und als spirituellen Lehrer aus der Ferne. Er hat es durchgezogen wie sonst keiner und steht für mentale Stärke. Dabei schaffte er es ein normaler Mensch zu bleiben. Ich war jedes Jahr bei Motörhead in München, das vermisse ich sehr. Keine andere Band hat mir jemals so viel Energie gegeben. Es wäre unvorstellbar gut gewesen, eine Show mit Motörhead, Nashville Pussy und 5 Aces zu machen. Du kannst davon ausgehen, dass da hinterher kein Gras mehr gewachsen wäre…
Die neue 5-Aces-Single nennt sich „Overdrive“. Erzähl uns kurz: Wie ist es dazu gekommen? Was hat Euch dazu inspiriert?
Beim Komponieren beginne ich in der Regel mit einem Gitarrenriff und einem coolen Text. Ich möchte meinen Hörern und mir selbst damit Power, Motivation, Selbstbewusstsein und Willenskraft vermitteln. Ich versuche einen komplett anderen Blickwinkel von allem um mich herum zu bekommen, blicke regelrecht durch eine Art Linse – und sehe mich als eine Art verrückten Wissenschaftler, der kranke Riffs zu Heavy Rock heraufbeschwört.
Overdrive wurde seit 2016 live aufgeführt und kam immer gut an. Ich habe die Aufnahmen komplett alleine gemacht, als Soloprojekt, wollte aber mein geliebtes Schiff „5 Aces“ nicht aufgeben. So konnte ich dann selbst entscheiden, welchen Song ich produziere – und da wir ansonsten meist zu recht schnellen Songs tendieren, war mein Gedanke mal einen etwas fetteren Song mit einem großen Chorus zu kreieren. Da hat sich Overdrive angeboten. Irgendwie hatte ich auch Bock drauf, einen etwas längeren Song zu machen. Es war mir dabei bewusst, dass die Industrie nach 3:30 Minuten verlangt. Wir sind einhundert Prozent independent – und bei uns kriegst Du nur handgemachte Ware.
„Eroc mastert alles, was Mack mischt“
Welche Botschaft wollt ihr mit „Overdrive“ in die Welt hinaus senden?
Gib niemals auf und zieh Dein Ding durch – egal, was passiert und wie schwierig es ist. Sei bereit, Dir durch harte Arbeit selbst etwas Gutes zu tun, auch wenn es unmöglich erscheint.
Der Overdrive-Sound klingt sehr kraftvoll, sehr energiegeladen. Verantwortlich dafür zeichnen einmal mehr Produzent Reinhold Mack (Queen/ Electric Light Orchestra) und Mastering-Director Eroc Ehrig (Phillip Boa). Wie kam es zur neuerlichen Zusammenarbeit?
Mack wollte seine neuen Kii-Speaker ausprobieren und suchte dafür ein passendes Projekt. Ich hatte seinem Sohn Freddie Mack ein Demo von Overdrive aus dem Heimstudio zugeschickt, meine erste Mixing-Session zum Üben. Mack hat mich daraufhin angeschrieben. Und Eroc mastert alles, was Mack mischt. So einfach ist das.
Die Coronakrise ist allgegenwärtig und hat insbesondere die Musik-Branche fest im Griff. Wie sehr ist die Band „5 Aces“ davon betroffen?
Wir sind natürlich genauso wie alle anderen betroffen, können keine Konzerte spielen, was sehr sehr bitter ist. Ich versuche jedoch in allem immer das Positive zu sehen, daher denke ich: Ich spiele nun seit 16 Jahren in Bands, bin da wirklich fleißig unterwegs und seit 20 Jahren Gitarrist. Ich trage das Equipment, buche jede Show selbst, fahre das Auto, mache die Promotion, das Management, das Merch, die Bandproben, das Komponieren, das Produzieren usw. Ich hatte nie wirklich eine Pause von all dem. Jetzt nutze ich die Zeit, um Neues zu lernen und vom Proben und Touren etwas Abstand zu bekommen. Meine ordentliche Dosis Rock’n’Roll hatte ich trotzdem: beim Recorden.
Ich habe ja auch viele private Musikschüler, betreue eine Musikschule als Gitarrenlehrer und habe eine eigene Musikschule gegründet. Den Musikunterricht habe ich seit Corona-Beginn komplett online abgehalten – und wann immer Präsenzunterricht möglich sein wird, mache ich das. Ich bin wirklich froh darüber, dass das mit dem Online-Unterricht so gut funktioniert hat und ich nicht auf staatliche Hilfen angewiesen war.
„Hoffe auf eine baldige, original-schwitzige Rock’n’Roll-Show“
Was glaubst Du: Wann und wie werden „5 Aces“ das nächste Live-Konzert spielen können?
Schwierig zu sagen. Ich zähle stark auf die Impfkampagnen – und da das in der Geschichte bei anderen Krankheiten gut geklappt hat, hoffe ich, dass bald alles wieder relativ normal wird und wir eine original-schwitzige Rock’n’Roll-Show in einem Club um die Ecke machen können.
Ansonsten wäre ich natürlich auch mit Hygienekonzept und Abstand halten dabei. Hauptsache mit Publikum und Interaktion, gemeinsam die Atmosphäre spüren. Das wäre schonmal ein Anfang. Es ist so unglaublich wichtig vom Publikum diese positive Energie zurückzubekommen. Einfach gemeinsam gute Laune zu haben. Wenn das nicht gegeben ist, fühlst Du Dich beim Musizieren wie gelähmt. Im Worst-Case-Szenario mache ich weiterhin alles online – nur aufgeben kommt halt nicht in Frage.
Abschließende Frage: Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Ich würde mir wünschen, dass die Menschen sich gegenseitig mehr respektieren sowie ehrlich und fair zueinander sind.
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer