Freyung-Grafenau/Regen. Der Landkreis Regen ist noch nicht ganz soweit. Dort hat erst einmal CSU-Kreisvorsitzender Stefan Ebner in einem offenen Brief Landrätin Rita Röhrl dazu aufgefordert, sich als Modellregion zur Öffnung des öffentlichen Lebens nach den Osterferien zu bewerben. Der Nachbarlandkreis Freyung-Grafenau ist hier bereits einen Schritt weiter: In einem Schreiben an Ministerpräsident Markus Söder hat Landrat Sebastian Gruber nun einen ersten Vorstoß in diesem Zusammenhang gewagt. Dies teilt das Landratsamt Freyung im Rahmen einer Pressenotiz mit.
Wird der Landkreis Freyung-Grafenau zur Öffnungs-Modellregion? Im Landratsamt Freyung wird dahingehend gearbeitet. Foto: Hog’n-Archiv
Wie dem Bericht aus der Kabinettssitzung vom 23. März (Punkt 2.1.5) zu entnehmen ist, sollen nach den Osterferien im Rahmen von Modellprojekten drei Städte mit einer 7-Tage-Inzidenz von über 100 einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens öffnen können – zunächst auf 14 Tage begrenzt. Vorausgesetzt sind strenge Schutzmaßnahmen und ein Testkonzept. Damit soll die Umsetzbarkeit von Öffnungsschritten unter Nutzung insbesondere eines konsequenten Testregimes untersucht werden. „Uns sind weder der genaue Umfang des Modellprojekts bzw. die Auswahlkriterien an sich bekannt, noch ob es sich ausschließlich um Städte oder ganze Landkreise handeln soll. Unabhängig davon gehen wir davon aus, dass es eine ausgewogene Entscheidung wird, bei dem auch ländliche Räume berücksichtigt werden“, heißt es in der Mitteilung.
„FRG ist mit besonderen Herausforderungen konfrontiert“
In Anerkennung der Besonderheiten aller anderen Regionen bittet Landrat Gruber in seinem aktuellen Schreiben den Ministerpräsidenten, den Landkreis Freyung-Grafenau nach dem Pilotprojekt „Sichere Schule im ländlichen Raum“ auch bei diesem Modellprojekt zu berücksichtigen – und begründet dies mit folgenden Argumenten:
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Sebastian Gruber, Landrat des Landkreises Freyung-Grafenau. Foto: Hog’n-Archiv
„Der Landkreis Freyung-Grafenau befindet sich im Dreiländereck zur Tschechischen Republik und zu Österreich. Bedingt durch die zwei Grenzen und den damit verbundenen, pandemiebedingten Einschränkungen war und ist unser Landkreis mit ganz besonderen Herausforderungen konfrontiert. Seit Pandemie-Beginn gab es verschiedene Szenarien hinsichtlich Grenzkontrollen, teilweise ja sogar Schließungen zu Österreich, die in allen Bereichen deutliche Spuren hinterlassen haben.
Im Landkreis Freyung-Grafenau haben wir im niederbayerischen, wohl auch im bayerischen Vergleich, bereits aktuell eine sehr hohe Testdichte, auch unter Abzug der Testungen bei Grenzpendlern. Unsere Bevölkerung nimmt also diese Angebote bereits in den letzten Wochen und Monaten intensiv und verantwortungsvoll in Anspruch. Die Folge daraus ist, dass die Dunkelziffer hinsichtlich des tatsächlichen Infektionsgeschehens im Landkreis nach meiner Einschätzung gering ist.
„Die Lage ist sehr angespannt“
Wir haben bereits Schnelltestangebote in unseren drei Städten Freyung, Grafenau und Waldkirchen etabliert. Zudem haben wir ein umfangreiches Testangebot in Philippsreut geschaffen. Daher ist ein konsequentes Testregime für uns vor Ort schnell und ohne großen, zusätzlichen Aufwand umsetzbar. Genauso wie in den meisten ländlichen Landkreisen, so stellt sich auch die Situation im Landkreis Freyung-Grafenau dar. Es handelt sich vor Ort um verhältnismäßig kleine Städte, in denen durch die Öffnung vergleichsweise wenig Frequenz im öffentlichen Raum erzeugt wird.
Mit wenigen Ausnahmen sind auch die Geschäfte an sich keine riesigen Einkaufszentren. Unsere Einzelhändler und Gastronomen/Hoteliers vor Ort sind zum großen Teil hoch anerkannte, mittelständische Familienunternehmen, teilweise mit jahrzehntelanger Tradition. Die Lage ist psychisch und wirtschaftlich sehr angespannt. Es geht um Existenzen sowie Arbeitsplätze und somit um die Zukunftsfähigkeit der Region.“
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Nachtrag am 25. März – Günter Weinberger, Geschäftsleiter des Landkreises Regen, zur Anregung von Dr. Stefan Ebner:
„Zu Ihrer Anfrage an Frau Landrätin Röhrl vom 24.03.2021 darf ich Ihnen im Auftrag der Landrätin antworten: Der Landkreis Regen war schon zuletzt als Modellregion für einen Schulöffnungsversuch im Gespräch (Stichwort: „Gurgelstudie“). Zusammen mit den Nachbarlandkreisen Cham und Freyung-Grafenau (sowie Passau und Stadt Passau) haben wir uns hier über das Gesundheitsministerium, konkret über Gesundheitsminister Klaus Holetschek, beworben. Herr Minister Holetschek weiß auch, dass wir für Modellversuche, die unserer Wirtschaft, Gastronomie oder Hotellerie helfen, gerne zur Verfügung stehen.
Bei den von Ministerpräsident Dr. Söder am 23.03.2021 angekündigten Modellprojekten hat die Staatsregierung zwar noch keine Rahmenbedingungen bekannt gegeben, wir haben aber trotzdem bereits heute einen Antrag auf Anerkennung als Modellregion bei Ministerpräsident Dr. Söder gestellt, wo z.B. zusammen mit dem Markt Bodenmais konkret ein Konzept für einen sicheren Tourismus (Stichwort: Getestete treffen auf Getestete) vorgelegt wurde.“
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