53.000 Kilometer, 432 Mitfahrgelegenheiten und 135 Schlafplätze für lau. Daniel Dakuna, der eigentlich Daniel Klesen heißt, hat das gewagt, wovon viele Abenteuerlustige und Reisebegeisterte träumen. Er ist ausgestiegen, in dem er zu anderen Menschen ins Auto, den Lkw oder ins Wohnmobil gestiegen ist. Daumen raus – und mit. Zwei Jahre lang durch die ganze Welt. Zusammengefasst hat er das, was er auf seiner Reise per Anhalter erlebt hat, in seinem Buch „Anekdoten eines Beifahrers„, das 2020 im L100 Verlag erschienen ist. Ein Buch über Schmerz, Liebe und Menschlichkeit – und ein Leben für den Moment.
„Ich glaube, ein Teil von mir war auf der Suche nach dem Abenteuer, dem gewissen Kick und dem Unbekannten. Womöglich war ich auf der Suche nach dem unbestimmten Etwas, das ich in Deutschland nie finden konnte. Vielleicht war auch ein Teil von mir ganz klassisch auf der Suche nach der Liebe. Eines kann ich jedoch ohne Zweifel sagen: Ich war zwei Jahre lang auf der Suche nach Orten zum Trampen.“
Ehrlich und offen, authentisch und nahbar
Dies ist Daniel Dakunas Antwort auf die Frage nach dem Sinn seiner Reise. Er übermittelt sie in Live-Shows vor Publikum, das gebannt seinen Ausführungen und Erzählungen lauscht. Shows, mit denen er seit seiner Rückkehr durch Deutschland tourt, um all seine Geschichten mit den Menschen zu teilen, sie ihnen näher zu bringen und sie dafür zu begeistern. Im Buch des 31-Jährigen wird im Wechsel mit seinen anekdotischen Erlebnissen in Japan, Jordanien, Norwegen, Italien und 38 weiteren Ländern immer wieder Bezug zu einem seiner Live-Auftritte genommen, wobei er szenisch-minutiöse Einblicke in seine Gefühlslage auf der Bühne gewährt, die Reaktionen des Publikums schildert oder verschiedene Einsichten und Erkenntnisse wiedergibt, die er auf seiner Tour gewinnen konnte. Dabei schlüpft er mal in die Rolle des Unterhalters, des zum-Nachdenken-Anregers oder des Botschaften-Überbringers, der stets auch auf sehr emotionale Weise präsent ist.
Ehrlich und offen, authentisch und nahbar schildert Dakuna seine Begegnungen mit denjenigen Menschen, die er als Beifahrer in etlichen Fahrzeugen und als Übernachtungsgast in diversen Unterkünften kennenlernen durfte. Der Autor entpuppt sich dabei als ausgewiesener Menschenfreund, der mit seiner kommunikativen Art (in den allermeisten Fällen) schnell einen sehr persönlichen Zugang zu seinem Gegenüber findet. Seine Eindrücke beschreibt er auf mehr als 300 Seiten, angereichert mit einer Vielzahl an fotografischen Erinnerungen – authentisch und ohne größere Umschweife stets direkt auf den Punkt gebracht. Die größte Wertschöpfung seiner Reise: „Ich habe so viel Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit erfahren, dass ich sie kaum in Worte fassen kann.“
Ein Buch, das einem neue Wege bereiten kann
Die zwischenmenschlichen Begegnungen stehen in Dakunas Buch im Mittelpunkt, weniger die Länder und Orte, an denen er sich aufgehalten hatte. Er berichtet von vielen skurrilen, witzigen, ja schier unglaublichen Situationen, die ihm widerfahren sind. Ebenso Momente der Traurigkeit, der Melancholie und der Nachdenklichkeit.
Er zeigt dem Leser auf, wie bereichernd ein Leben sein kann, das nicht in vorgestanzten Bahnen abläuft, das sich weit entfernt von dem abspielt, was wir als Alltag bezeichnen. Ein Leben außerhalb der Komfortzone, abseits des Planbaren und Geplanten. In Dakunas Buch geht es um die Suche nach Glück und Zufriedenheit, nach Freiheit und Selbstverwirklichung – aber es geht auch ums Scheitern und die Erkenntnis, dass das Scheitern zur Weiterentwicklung dazugehört, ja für sie unabdingbar ist. Ein Buch, das einem neue Wege bereiten kann – wenn, ja wenn man sich denn dafür entscheidet.
Stephan Hörhammer
Daniel Dakuna: „Anekdoten eines Beifahrers“, Softcover, Verlag L 100, 324 Seiten, ISBN: 978-3-947984-09-1, Preis: 20 Euro.